Zwischen Heimatfront und Schützengraben – Der Erste Weltkrieg im Muldental

Ausstellung
Der Erste Weltkrieg – Einführung
Die Stadt Grimma im Erste Weltkrieg
Wirtschaft der Stadt im Erste Weltkrieg
Grimmaer Produkte für die Front
Maschinenbau A.G. Golzern-Grimma
Geschoßkörbe der Firma Tretbar
Fest- und Scherzartikelfabrik Weißing
Rationierung von Lebensmitteln
Ernährungslage in Grimma
Husarenregiment Nr. 19 in Grimma
Vom Schulalltag
Kriegsgefangenenlager Golzern

Der Erste Weltkrieg – Einführung

Das Attentat von Sarajevo markiert den Beginn der folgenden Katastrophe. Obwohl zunächst keine der Großmächte einen Krieg erwartete oder anstrebte, verschärfte sich die Lage in der letzten Juliwoche derart, dass ein Krieg unausweichlich war. Die Gründe hierfür waren vielfältig, lagen aber hauptsächlich in dem ungelösten Konfliktpotential der vorangegangenen Jahre. Vor allem die Besetzung Bosniens und der Herzegowina durch Österreich-Ungarn 1908, welche beinahe den 1. Weltkrieg vorweggenommen hätte und nur durch das diplomatische Eingreifen Deutschlands auf Seiten der k.u.k. Monarchie verhindert wurde, sorgte für große Spannungen auf dem Balkan. Die Balkankriege unmittelbar vor dem 1. Weltkrieg, in welchen sich die Balkanvölker endgültig vom Osmanischen Reich lösten und anschließend um den Gewinn stritten, destabilisierten die Lage endgültig. Die Ermordung des österreichischen Thron- folgers am 28. Juni 1914 bildete letztendlich nur den Vorwand für einen weiteren, lokal geplanten Krieg.

Die Kriegserklärung Österreich-Ungarns am 28. Juli 1914 an Serbien, der bis zum 4. August die jeweiligen Kriegserklärungen der europäischen Großmächte folgten, markiert schließlich den Beginn der Kampfhandlungen.

Die Mittelmächte, bestehend aus Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei, standen einer Allianz aus Russland, Frankreich, England und etwa 40 weiteren Staaten gegenüber. Da keine Seite mit ihren militärischen Planungen Erfolg hatte, entwickelte sich schon im Spätherbst 1914 der Stellungskrieg, in welchem keine Partei einen entscheidenden Vorteil erzielen konnte. Erst durch den Kriegseintritt der USA 1917 verschob sich das Kräfte- gleichgewicht deutlich zugunsten der Westmächte.

Der Krieg wurde auf allen Seiten mit einem ungeheuren Material- und Menschenaufwand betrieben, so dass an manchen Tagen zehntausende Soldaten starben, ohne dass ein militärischer Erfolg erzielt wurde. Durch den massierten Einsatz von Artillerie und Giftgas wurde der Krieg zudem immer unmenschlicher. Bis zum Waffenstillstand 1918 verloren fast 11 Millionen Soldaten ihr Leben.

Auch in der Heimat bekamen die Menschen rasch den Krieg zu spüren. Durch die alliierte Handelsblockade waren die Mittelmächte schon bald von wichtigen Rohstoffen und Lebensmitteln abgeschnitten, so dass in der Folge große Hungersnöte entstanden. Ab dem letzten Kriegsjahr grassierte zudem die Spanische Grippe in Europa und forderte unter der ausgezehrten Bevölkerung bis 1923 mehr Opfer als der Krieg.

Am Ende des Krieges steht eine völlige Neuordnung der Machtverhältnisse in Europa. Deutschland verlor seinen Status als Großmacht, einen großen Teil seines Territoriums sowie sämtliche Kolonien. Zudem wurde die Monarchie nach politischen Unruhen in eine demokratische Regierung umgewandelt. Aber auch England musste bald einsehen, dass es seinen Status als größte Kolonialmacht nicht länger halten konnte und versuchte dem mit der Gründung des Commonwealth entgegenzuwirken. Das Zarenreich war gestürzt und erst nach langem Bürgerkrieg wurde Russland nunmehr als Sowjetunion wieder zu einer Großmacht. In Europa kam es zur Gründung zahlreicher neuer Staaten, die hauptsächlich aus der zerfallenen Donaumonarchie gebildet wurden.

Der Erste Weltkrieg war die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Er war vor allem ein Ereignis, das sich fatal auf die weitere Geschichte Europas auswirkte: Oktoberrevolution, Stalinismus, Nationalsozialismus und schließlich der Zweite Weltkrieg sind ohne die Erschütterungen des Ersten Weltkrieges nicht denkbar.