Zwischen Heimatfront und Schützengraben – Der Erste Weltkrieg im Muldental

Ausstellung
Der Erste Weltkrieg – Einführung
Die Stadt Grimma im Erste Weltkrieg
Wirtschaft der Stadt im Erste Weltkrieg
Grimmaer Produkte für die Front
Maschinenbau A.G. Golzern-Grimma
Geschoßkörbe der Firma Tretbar
Fest- und Scherzartikelfabrik Weißing
Rationierung von Lebensmitteln
Ernährungslage in Grimma
Husarenregiment Nr. 19 in Grimma
Vom Schulalltag
Kriegsgefangenenlager Golzern

Ernährungslage in Grimma

Am 2. August 1914 erfolgte in Grimma, wie auch in anderen Groß- und Kleinstädten, ein Sturm auf die Lebensmittelgeschäfte. „Die Hausfrauen verproviantierten sich aus Furcht vor teuren Lebensmittelpreisen während eines Krieges“, ist in der Zeitung zu lesen. Die Redakteure versuchten durch Aufklärung, den Menschen die Angst vor der Geldentwertung und der Verteuerung von Lebensmitteln zu nehmen.

Im März 1915 legte der Ernährungsausschuss der Amtshauptmannschaft Grimma aufgrund von § 36 der Bundesratsverordnung vom 25. Januar 1915 den Höchstpreis für Roggenbrot auf 17 Pfennige für das Pfund fest. Bereits seit Februar gab es Brot oder Mehl auf Karten zugeteilt, was die Verordnung über den Verkehr mit Brot und Mehl anwies. „Die Ausweiskarten erhalten für vier Wochen vier Abschnitte, die für die Woche zur Entnahme von zwei Kilogramm Brot oder 1575 Gramm Mehl oder 28 Semmeln zu je 80 Gramm berechtigen; sie sind nur für die aufgedruckte Gültigkeitsdauer verwendbar.“ Ausgenommen von dieser Verordnung waren Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe, ihre Familienmitglieder, Dienstboten, Arbeiter und sonstige Wirtschaftsangehörige, sofern der Unternehmer für sich und diese Personen im Monat 9 Kilogramm Brotgetreide oder 7,2 Kilogramm Mehl pro Kopf bereitstellen konnte. Ab Juli 1915 gab es dann Brotzusatzkarten für die körperlich schwer arbeitende Bevölkerung. Sie hatte nun Anspruch auf ein fünftes Pfund Brot pro Woche.

Der von der Stadt 1915 angekündigte Verkauf von geräucherten Dauerfleischwaren verzeichnete einen sehr starken Ansturm. „Schon lange vor der Stunde des Verkaufsbeginns umstanden sowohl am Vormittag wie am Nachmittag viele Leute die Verkaufsstelle in der Marktgasse“, berichteten die „Nachrichten für Grimma“, obwohl Grimma im Vergleich zu anderen Städten fast die teuersten Fleischpreise hatte. „Stundenlang stehen die Käufer vor den Läden in drangvoller Enge, müssen sich drücken und stoßen lassen und haben dann doch nicht einmal die Gewähr, etwas zu erhalten“. Nach der Einführung einer Nummernfolge auf den Lebensmittelkarten entschärfte sich die Situation, da nun nach laufender Nummer verkauft wurde.

Die Preise für Lebensmittel waren im Laufe des Jahres 1915 um das Doppelte gestiegen, doch die Jahreseinkommen veränderten sich nicht. Viele Familien mussten ihre Notgroschen angreifen und die Vorteile aus dem Verkauf für Minderbemittelte in Anspruch nehmen.
Am 26. Juni 1916 wurde in Grimma eine Gemeinschaftsküche eingerichtet. Für 35 Pfennige bekam die ärmere Bevölkerungsschicht einen Liter Suppe oder Brei pro Tag. Im Laufe des Jahres 1917 wurden die Lebensmittelrationen weiter gekürzt. Jetzt erhielt man nur noch drei Pfund Brot und 50 Gramm Butter pro Kopf in der Woche. Auf dem Schwarzmarkt kostete ein Stück Butter oder Schinken 10-15 Mark und war damit für die meisten unerschwinglich.

Im Sommer 1918 wurden im Deutschen Reich fleischlose Wochen vom 19. bis 25. August, vom 9. bis 15. September, vom 30. September bis 6. Oktober und vom 21. bis 27. Oktober 1918 angewiesen. Als Ersatz gab es Mehl und 8,5 Pfund Kartoffeln pro Person.