Stadtrundgang

Treffpunkt: Museum Grimma

Dauer: ca. 1,5 bis 3 Stunden

Der Stadtrundgang führt durch die malerische Altstadt von Grimma, Treffpunkt ist das Museum.

Die erste Station ist die Stadtmauer an der Mulde. Sie stammt aus dem ersten Drittel des 13. Jh. und umgab in der Länge von fast 3.000 m die mittelalterliche Stadt. Heute befinden sich auf dem letzten erhaltenen Mauerrest kleine Gartenlauben. Ferdinand Stolle, der von 1834 bis 1855 in Grimma lebte, besaß solch ein Gartenhäuschen auf der Mauer.

Die zweite Station ist die Klosterkirche der Augustiner-Eremiten, welche mit ihrem großen Dachreiter die Stadtsilhouette von Grimma prägt. Erbaut wurde diese einschiffige Hallenkirche um das Jahr 1430. Die schönen Maßwerkfenster stammen noch aus dieser Zeit. Martin Luther predigte mehrfach in dem großen Gebäude, welches bis zur Dachspitze offen war. Er nannte sie aufgrund der akustischen Probleme einen „Brustbrecher“.

Vom Augustiner-Kloster ist außer der Kirche nichts mehr erhalten geblieben. Heute steht auf dem ehemaligen Klostergelände das Gebäude der Fürsten- und Landesschule aus dem Jahre 1891. Es beherbergt das städtische Gymnasium St. Augustin. Die Schule feierte im Jahr 2000 ihr 450-jähriges Jubiläum. Nach der Reformation richtete Kurfürst Moritz von Sachsen im Jahr 1550 in dem leerstehenden Gebäude des Klosters die dritte sächsische Landesschule auf seinem Territorium ein. Begabte Knaben, ohne Ansehen des Standes, wurden hier auf ein Universitätsstudium vorbereitet. Berühmte Schüler waren Paul Gerhardt, Samuel Pufendorf, Nicolaus Krell, Eduard Friedrich Pöppig, Gustav Friedrich Dinter.

Spaziert man weiter am Muldenufer in nördliche Richtung, gelangt man zum Döringschen Freihaus. Hier richtete Johann August Köhler im Jahr 1838 das dritte Lehrerseminar Sachsens ein. Nach weiteren 100 m gelangt man zum Schloss, welches heute das Gericht beherbergt. Erstmals wird eine markgräfliche Burg an dieser Stelle, in einer vom Markgrafen Dietrich im Jahr 1200 ausgestellten Urkunde, erwähnt. Vogt und Schultheiß verrichteten hier ihr Amt. Der spätgotische Nordgiebel entstand in der Umbauphase 1509/18. Im Erdgeschoss blieb das schöne romanische Rundbogenfenster erhalten.

Die Landesfürsten weilten mehrfach im Schloss. Im Jahre 1442 wurde Albrecht der Beherzte, der Beginn der albertinischen Linie, hier geboren.

Vom Schloss aus gelangt man durch eine niedrige Pforte zur Muldenbrücke. Dieser Flussübergang ist von Anbeginn eng mit der Entwicklung der Stadt verbunden. Schon 1292 existierte hier eine hölzerne Brücke. Nach ihrer Zerstörung durch schwedische Soldaten während des 30-jährigen Krieges mussten sich die Grimmaer und Reisenden ca. 80 Jahre lang mit der Fähre und der Furt behelfen. Mit dem Bau einer neuen, steinernen Brücke begann man im Jahre 1716. Der Zwingerbaumeister M. D. Pöppelmann fertigte die Pläne hierfür an. Der einheimische Grimmaer Quarzporphyr diente als Baumaterial. Die Verkleidung mit dem roten Rochlitzer Porphyrtuff verleiht der Brücke ihren besonderen Reiz.

Das Augusthochwasser 2002 zerstörte die Brücke erneut.

Von der Brücke aus wenden wir uns stadteinwärts in Richtung Marktplatz. Dieser zentrale Platz wird geprägt durch die vielen schmucken Bürgerhäuser mit ihren schönen Portalen sowie dem Rathaus im Renaissancestil. Sein heutiges Aussehen erhielt das Rathaus durch den grundlegenden Umbau in der Mitte des 16. Jh. sowie durch die Sanierung 1997–2000.

Ein Bürgermeister wird für Grimma erstmals im Jahre 1292 urkundlich erwähnt. Ihm stehen bald 11 Ratsherren zur Seite, die nun gemeinsam die städtische Verwaltung übernehmen. Bis zum Jahre 1893 diente das Rathaus als Verwaltungssitz. Anschließend zog man in das gegenüberliegende Gebäude Markt 16/17. Die Gaststätte „Ratskeller“ hat sich bis heute erhalten. Das Rathaus mit seiner schönen Eingangshalle, dem Zellengewölbe im heutigen Keller sowie dem Dachstuhl aus dem 15. Jh. kann nach Voranmeldung besichtigt werden.

Vom Marktplatz gelangt man durch die Lange Straße zur Frauenkirche. Das Westwerk der Kirche ist ein beeindruckendes Zeugnis spätromanischer Architektur. Seine Erbauungszeit fällt in das erste Drittel des 13. Jh. Aus der Zeit um 1300 stammt der Chor. Die Apsiden weisen im Inneren wunderschönes Blattwerk an Kapitellen und Konsolen auf.

Der Altar aus dem Anfang des 16. Jh. stellt auf drei Tafelgemälden die Geburt Christi dar. Ein zweiter, sehr wertvoller spätgotischer Altar befindet sich in der Friedhofskapelle. Dieser stammt aus der ehemaligen Nikolaikirche in Grimma. Er stellt auf acht Bildtafeln die Legende um den heiligen Nikolaus dar. Die Gemälde werden der Cranachschule zugeordnet. Nach Voranmeldung kann auch dieser Altar besichtigt werden.

Geht man weiter in nordöstliche Richtung durch die Badergasse, gelangt man zum Baderplan.

Hier befindet sich das Gebäude der ehemaligen Stadtbaderei, die dem Platz auch den Namen gab. Das große Haus schräg gegenüber beherbergt die Superintendentur und das Pfarrhaus. lm Erdgeschoss sind die Reste des ehemaligen Elisabethhospitals aus dem Anfang des 13. Jh. erhalten. Heute veranstaltet die Kirchgemeinde in den sanierten Räumen Konzerte und Vorträge.

Die aus Torgau kommenden Zisterzienzerinnen nutzten das Hospital von 1250 bis zu ihrem Umzug nach Nimbschen Ende des 13. Jh. als Aufenthaltsort. Ihr Eigentum blieb es bis zur Reformation. Die Reste ihrer ehemaligen Klosterkirche können im Inneren besichtigt werden.