K 1: Adolph Hartig – Gärtnerei
Der Vater Adolph Hartigs, der zuvor die Gärtnerei am Theresenhaus (Steingarten) in Pacht hatte, kaufte 1877 ein Stück Land in der heutigen Straße des Friedens (bei Penny) und richtete hier seinen eigenen Gartenbaubetrieb ein. Am 1. April 1942 übernahm Hellmut Mühe den Betrieb seines Großvaters, dessen Nachfahren es bis heute, an anderen Standort, weiterführen. Adolph Hartig erhielt mehrere Preise, z.B. auf der internationalen Gartenbauausstellung in Leipzig 1893 eine Silbermedaille, und war jahrzehntelang für die Pflege der städtischen Anlagen am Schwanenteich und den Promenaden zuständig.
K2: Emil Friedrich, Tischlerei
Im Juli 1898 eröffnete Emil Friedrich im Hause seiner Eltern, Webergasse 8, eine Möbeltischlerei. Im Dezember 1934 zog er an den heute noch bekannten Standort am Leipziger Platz. Nach der Wende bezog die Firma 1994 einen großzügigen Neubau im Gewerbegebiet Gerichtswiesen.
K5: Friedrich Heyde jun., Modewaren- und Konfektionshaus
Das Modehaus von Friedrich Heyde jun. ging auf ein 1798 gegründetes Ausschnittwarengeschäft zurück und war 150 Jahre ununterbrochen in Familienbesitz. Zur Zeit der Ausstellung hatte der Urenkel des Gründers, Fritz Heyde, die Firma inne. Am Himmelfahrtstag des Jahres 1915 verstarb er als Leutnant im Infanterieregiment 106 an der Westfront. Im 150. Geschäftsjahr übergab Cläre Dietze geb. Heyde das Geschäft 1948 an das Ehepaar Gamroth-Gebauer.
K6: Held & Gieseke, Seifenfabrik (27)
Die Seifenfabrik von Held & Gieseke in der Langen Str. 40, ging auf eine 1752 von Gottfried Samuel Hempel gegründete Seifensiederei zurück. In der Mitte des 19. Jahrhunderts befand sie sich im Besitz von Gustav Hentschel, der auch bei der ersten Grimmaer Gewerbeausstellung von 1860 vertreten war. Am 1. September 1888 übernahmen die Brüder Paul und Max Hahn das Geschäft von Hentschel und bauten es zur Fabrik aus. Nach Bankrott und Selbstmord des bisherigen Inhabers 1901 kaufte der Delitzscher Seifenfabrikant Curt Held die Fabrik, welche von da an als „Held & Gieseke“ firmierte. Nachdem der neue Besitzer 1916 an der Westfront gefallen war, wurde die Fabrik in eine KG umgewandelt und produzierte noch bis 1929 in Grimma, bevor sie, mittlerweile in Leipzig ansässig, 1932 endgültig geschlossen wurde.
K7: Julius Engelmann, Modewarengeschäft (47)
Der aus Chemnitz stammende Tuchmacher Ernst Julius Engelmann gründete 1855 in der Langen Straße 51 ein Tuch- und Modewarengeschäft. Als erster Händler in Grimma ließ er 1870 moderne Schaufenster in sein Geschäft einbauen. Anfang Januar 1894 übergab er nach fast 40-jähriger Tätigkeit den Laden an seinen Sohn Paul Julius, welcher das Geschäft 1902 großzügig auf eine Verkaufsfläche von 150 m2 ausbauen ließ. Im Februar 1930 übernahm der aus Halle stammende Kaufmann Carl Boelitz die Firma.
K8: Hermann Winkler, Konditorei und Café (53)
Der zuvor in der kgl. Hofkonditorei von J. Kreuzkamm in Dresden tätige Hermann Winkler eröffnete Ende April 1889 am Grimmaer Markt 18 eine Konditorei mit Café- und Weinstube. In Grimma wie auch überregional besaßen das Café wie auch der Inhaber großes Ansehen. Seit den 1930ern führte sein Sohn Georg die Firma. 1953 wurde im ehemaligen Kaffee ein Konsum eingerichtet.
K9: Robert Kern, Möbelfabrik
Anfang September 1892 eröffnete der Tischler Robert Kern in der Lorenzstraße 21 nahe am Markt ein Möbel- und Dekorationsgeschäft. Ihm gelang es die Firma beständig auszubauen, so dass die Werkstätten bis zur Klosterstraße reichten. Nachdem der Seniorchef 1935 im Alter von 68 Jahren verschied übernahm sein Sohn Robert jun. die Firma. Bereits nach wenigen Jahren, im März 1939, schied dieser jedoch nach einem schweren Autounfall aus. Für ihn übernahm sein Bruder Friedrich das Geschäft, der es bis Anfang der 1970er fortführte.
K10: Carl Daberkow, Posamenten- und Putzgeschäft
Das Geschäft wurde 1814 vom Nadlermeister Carl Daberkow in der Langen Straße gegründet, der zunächst verschiedene Knopfmacher-Waren anbot. Ende September 1839 übernahm sein Sohn Carl F. Daberkow, der bereits seit 1837 als Knopfmacher in Grimma selbständig war, das väterliche Geschäft und baute es, ab 1841 in der Frauenstraße 218, weiter aus. Daberkow war außerdem von 1858 bis 1860 der 1. Vorsitzende und Initiator des Grimmaer Gewerbevereins, sowie langjähriger Stadtrat. Ende Februar 1894 übernahmen seine Töchter Pauline und Minna das väterliche Geschäft.
K12: Johannes Hilsebein, Polstermöbel und Lederwaren
Die Sattlerei von Johannes Hilsebein geht auf das Geschäft seines Vaters Carl zurück, welcher sich im Oktober 1853 in Grimma niederließ. Am 1. Juli 1885 übernahm Johannes das Geschäft und führte es bis Mitte der 1930er fort.
K13: Gustav Rantzsch, Möbeltischlerei (26)
Der Tischler Gustav Rantzsch eröffnete Anfang Dezember 1885 in der Weberstraße 63 eine eignen Möbeltischlerei. Nach mehreren Umzügen befand sich das Geschäft seit der Jahrhundertwende in der Lorenzstraße 10. Die Tischlerei bestand noch bis Ende der 1920er Jahre.
K15: Max Burschberg, Pelzwaren (79)
Max Burschberg übernahm 1901 das Geschäft des Kürschnermeisters Reinhold Wünsche jun., welcher seinerseits im November 1886 in der Langen Straße 53 ein Pelzwaren- und Hutgeschäft gegründet hatte. Zuvor arbeitete Paul Reinhold Wünsche im Geschäft seines Vaters Carl Friedrich Fürchtegott Wünsche sen., der seit April 1854 bis Ende 1889 als Kürschner in Grimma tätig war. Max Burschberg verstarb Anfang November 1931 im Alter von 61 Jahren und das Geschäft wurde wenig später aufgelöst. Ende Oktober 1935 übernahm sein Sohn Hans das seit 51 Jahren bestehende Hut-, Mützen- und Filzwarengeschäft von Ernst Kunze in der Hohnstädter Straße 6 und wandelte es in ein Pelzwarengeschäft um. Nach dem Krieg verlegte er das Geschäft in die Hohnstädter Straße 26, wo er es bis etwa 1972 fortführte.
K16: Hermann Neufeld, Modewaren (39)
Das Textil- und Modewarengeschäft von Hermann Neufeld wurde 1884 gegründet. Auf der Gewerbeausstellung war er vor allem mit einer reichen Auswahl an Teppichen vertreten. Zwei seiner Söhne gründeten 1908 mit wenig Erfolg die Chemische Fabrik „Neufeld Söhne“ am Oberen Bahnhof. Hermann Neufeld verkaufte sein Geschäft 1928 an Georg Gehre, der es bis nach dem Zweiten Weltkrieg weiter führte. Das Geschäft bestand noch bis in die 1980er Jahre.
K17: Emil Hilbig, Fleischermeister
Der Fleischermeister Emil Hilbig kam 1872 als Geselle aus Hänichen nach Grimma und arbeitete als solcher bis 1882 in der Pefferkorn’schen Fleischerei (Lorenzstraße), die er im selben Jahr übernahm. Nach der Heirat der Tochter von Fleischermeister Polenz übernahm er 1883 dessen Geschäft in der Kreuzstraße (gegr. 1859) und führte es bis Ende Oktober 1927 fort. Dieses Geschäft erwarb Fleischermeister Albin Müller, dessen Familie es bis 2012 weiterführte. Hilbig war auch der Obermeister der Fleischerinnung und Stadtverordneter. Aus seiner Zeit stammen noch die Ladeneinrichtung, Fliesen und Glasdecke (1892).
K19: Friedrich Schulz, Musikinstrumentenhandlung
Im Juli 1886 eröffnete Friedrich Schulz in der heutigen Paul-Gerhardt-Straße 19 eine Klavier-Handlung die er in den folgenden Jahren zu einer Musikinstrumentenhandlung ausbaute. Schulz zeigte eine rege Werbetätigkeit und war vor allem mit seinen Klavieren auf zahlreichen Gewerbeausstellungen Sachsens vertreten. Nach 26 Jahren übergab er Ende August 1912 das Geschäft an Paul Bergmann, der zuvor als Techniker bei der bekannten Leipziger Firma Blüthner tätig war. Die Musikinstrumentenhandlung, welche sich seit der Jahrhundertwende in der Langen Straße 26 befand, führte Bergmann erfolgreich durch die bald kommenden Krisenjahre. Während der Weltwirtschaftskrise musste er 1931 dafür einen Tabakwarenhandel aufnehmen, da Instrumente als Luxusgüter nur sehr wenig gefragt waren. Im Spätsommer 1937 gab er dennoch sein Ladengeschäft auf und verzog in die Frauenstraße 14, wo er bis in den Zweiten Weltkrieg hinein nur noch eine reine Pianohandlung mit Reparaturwerkstatt betrieb.
K20: August Richter, Ofensetzer und Töpfer (91)
Der Gründer August Richter stammte aus einer Leipziger (Dölitz) Töpferfamilie und zog erstmals 1893 als Soldat durch Grimma. Schon in dieser Zeit reifte der Entschluss, sich in Grimma als Ofensetzer niederzulassen, was er 1894 verwirklichte. Bis zur Errichtung einer eigenen Werkstatt in der Weberstraße 9 im September 1899 wohnte er zunächst in der Frauenstraße 19 bei Fleischermeister Lehmann, ab 1898 in der Kreuzstraße 16 bei Bäckermeister Wiede. Nach seinem Tod 1927 übernahm zunächst seine Witwe bis 1929 das Geschäft. Ihr Sohn Kurt führte es in ihrem Auftrag weiter, bis er 1932 das Geschäft seines Vaters käuflich erwarb und mit ihm in die Frauenstraße 31 zog. Sein Bruder Erich gründete daraufhin am bisherigen Standort seine eigene Ofensetzerei, in der er neben Töpferwaren auch Geschenkartikel anbot. Das Geschäft von Erich Richter besteht unter seinen Nachfahren als GmbH bis heute. Kurt Richter war bis Ende der 1940er als Ofensetzer tätig.
K22: Wilhelm Noack & Sohn, Goldschmied (31)
Am 20. August 1820 erhielt der aus Mansfeld stammende Goldschmied Anton Ludwig Feller vom hiesigen Stadtrat die Gewerbeerlaubnis. Ein knappes Jahr später konnte er das Haus Brückenstraße 27 erwerben. Nach dem Tod Fellers Anfang September 1868 übernahm sein Pflegesohn Carl Wilhelm Noack im November des Jahres das Geschäft. Wilhelm Noack führte es mit großem Erfolg weiter und wurde schnell zu einem der angesehensten Bürger der Stadt, wovon u.a. der zweimalige Vorsitz im Gewerbeverein zeugt. Etwa 1886 verlegte er die Firma in das Haus Markt 10. Aufgrund von Krankheit und Alter nahm er seinen Sohn Paul im September 1907 als Teilhaber in das Geschäft auf. Wenig später starb er Anfang Mai 1908 an den Folgen einer missglückten Operation im Alter von 63 Jahren. Damit war ihm auch nicht mehr vergönnt, die von ihm initiierte Gewerbeausstellung von 1908 und deren überragenden Erfolg mitzuerleben. Das Geschäft übernahm seine Witwe mit ihrem Sohn Paul. Im November 1913 konnte es vom Markt 10 in das eben neu erbaute Geschäftshaus Lange Str. 41 übersiedeln. Der bald darauf ausbrechende Erste Weltkrieg brachte jedoch schnell einen Dämpfer. Gold und andere Edelmetalle wurden zur Mangelware und Paul Noack musste v.a. in der zweiten Kriegshälfte vermehrt auf andere Materialien wie Emaille oder auf Steinschliff zurückgreifen. Wer das Glück hatte noch in Gold bezahlen zu können bekam eine Ermäßigung von 10 Prozent. Um den schwierigen Nachkriegsbedingungen besser begegnen zu können, eröffnete Noack im Mai 1920 mit wenig Erfolg ein Zweiggeschäft im Ostseebad Heringsdorf. Trotz der Versuche noch irgendwo potente Kundschaft aufzutreiben geriet das Geschäft zunehmend in wirtschaftliche Schieflage. Die Weltwirtschaftskrise führte 1931 schließlich zu einem Konkursverfahren, welches Ende des Jahres mit einem Vergleich beigelegt wurde. In der Folge des Konkurses musste das Haus Lange Str. 41 verkauft werden und das Geschäft zog im Juli 1934 in die Lange Str. 25. In den 1930ern erholte sich die Firma wieder und überstand auch den Zweiten Weltkrieg. Das Geschäft bestand etwa bis Ende der 1960er Jahre.
K26: M.&P. Händel, Handschuhfabrik (41/46)
Ende 1890 begann die Lederhandschuhfabrikation der Brüder Moritz und Paul Händel in Grimma. Moritz Händel besaß seit 1876 ein Lederwarengeschäft in Leipzig, während sein Bruder Paul seit 1884 in Joachimsthal bei Karlsbad eine Lederhandschuhfabrik betrieb. Dazu kauften sie die an der Mulde gelegene alte Trebsdorf’sche Fabrik und bauten sie weiter aus. Auf Grund der guten Wasserqualität der Mulde war es hier möglich, eine Lederfärberei und eine Gerberei einzurichten. Nach dem Tod ihres Mannes übernahm Elisabeth Händel die Leitung des Betriebes. Die wöchentliche Produktion erreichte am Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu 10 000 Paar Handschuhe. Zu der Zeit arbeiteten hier ca. 100 Beschäftigte. Im Jahre 1926 übernahm ihr Sohn Martin die Geschäftsleitung. Weltbekannt war die Firma bis in die 1930er Jahre vor allem für ihre Glacéhandschuhe. Ab 1. Januar 1972 wurde die Fabrik volkseigener Betrieb und produzierte ab 1983 ausschließlich Arbeitshandschuhe. Die Handschuhfabrik wurde, wie viele andere kleine und mittlere Betriebe in Grimma, im Jahre 1991 zur Liquidation freigegeben. Nach der Wende wurde die Firma von den Nachfahren als C.&G. Köhler GmbH & Co. KG, neu gegründet und produzierte noch für kurze Zeit weiter Arbeitshandschuhe.
K27: Friedrich Zschernitz vorm. Munkelt, Kolonialwarengeschäft mit Weinhandlung (60)
Der Vater von Gustav Munkelt (1857-1943) gründete 1860 in Grimma ein Seilerwaren- und Kaufmannsgeschäft das sein Sohn gegen 1877 von ihm übernahm und weiter aus- bzw. zu einem Kolonialwarengeschäft umbaute. Munkelt verkaufte die Handlung 1907 an Friedrich Zschernitz. Nach dessen Tod übernahm sein Sohn Rudolf das Geschäft von seiner Mutter und führte es bis 1945 fort. Gustav Munkelt wurde 1903 zum Stadtverordneten gewählt, und bekleidete von 1905 bis 1927 das Amt eines Stadtrats und stellvertretenden Bürgermeisters.
K28: Bernhard Moschik, Wäsche- und Gardinengeschäft
Gegen 1890 eröffnete Bernhard Moschick in der Langen Straße 14 ein Wäsche- und Gardinengeschäft, welches er 1912 an seinen Schwiegersohn Iwan Wöhler übergab. Dieser verkaufte die Weißwarenhandlung krankheitsbedingt im Oktober 1935 an Rudolf Nestler, der das Geschäft in die Lange Str. 46 verlegte, wo es noch bis Ende der 1930er bestand.
K29: Alfred Müller, Töpfer (auch Ofensetzer)
Am 1. Mai 1900 übernahm der Töpfermeister Alfred Müller, zunächst als Pächter, die Ofensetzerei des verstorbenen Wilhelm Gross in der Leipziger Straße 16. Im September 1906 zog die Firma in die Leipziger Str. 1 und 1913 in Nr. 19 um, wo sie bis mindestens 1945 fortgeführt wurde.
K30: Helene Schmidt, Glas- und Porzellangeschäft (85)
Im Juli 1851 gründete der Glaser Herrmann Schmidt in der Hohnstädter Str. 16 eine Glaserei mit Porzellangeschäft. Im September 1906 kaufte Helene Schmidt den Laden, welcher nach ihrer Heirat mit Paul Preiss aus Zwickau in dessen Besitz überging, aber weiter unter dem bekannten Namen firmierte. Im August 1918 errichtete dieser in der Langen Straße 22 noch ein Zweiggeschäft, das aber wohl nicht lange bestand. Schon im Februar 1919 ging die Firma in den Besitz des Kaufmanns Otto Hintze über. Sein Sohn Manfred betrieb das Geschäft bis mind. 1978.
K32: Fa. Louis Schönherr, Kolonialwaren & Drogerie (54)
Die Drogerie und Weinhandlung Louis Schönherr geht auf eine 1847 von Julius Lasse gegründete Kolonialwarenhandlung zurück. Lasse verkaufte die Firma an Louis Schönherr, der diese am 1. Oktober 1881 übernahm. Um die Jahrhundertwende ging die in der Kreuzstraße 23 gelegene Drogerie in den Besitz von Karl Paul über, der sie unter dem bisherigen Namen weiterführte. Nach dem Tod Pauls übernahm Albert Anspach im Oktober 1927 die Drogerie und verlegte sie Ende 1936 in die Lange Straße 56. Bereits im August 1937 erwarb Paul Peschel die Firma und betrieb sie bis Anfang der 1970er Jahre.
K38: Otto Schmidt, Pelzwaren (23)
Der Kürschnermeister Otto Schmidt gründete im April 1902 sein Hut- und Pelzhaus zunächst in der Frauenstraße, verlegte es aber schon wenige Jahre später in das Haus Markt 13. Im Oktober 1907 übersiedelte der Laden in die Lange Str. 39. 1913 zog er in das neu erbaute Geschäftshaus Lange Str. 41, wo es die nächsten Jahre blieb. Im Ersten Weltkrieg verkaufte Schmidt fronttaugliche „Kriegs-Pelzwesten“, welche mit wasserdichtem Bezug versehen waren und in zwei Teilen in Pfundpaketen an die Front geschickt werden konnten. Auch Feldmützen gehörten speziell in dieser Zeit zum Sortiment, während Uniformen auch schon vor dem Krieg zu den üblichen Handelsartikeln gehörten. Über den Fortgang des Geschäfts während des Krieges und in der Nachkriegszeit ist z.Z. nichts bekannt.
K39: Minna Schur, Süßwaren (30)
Am 3. April 1900 eröffnete Minna Schur in der Langen Straße ein Schokoladengeschäft. Im Mai 1902 verzog sie in die Hohnstädter Straße, im Mai 1907 in die Brückenstraße 4 und im Juni 1929 ins eigene Grundstück Brückenstraße Nr. 7. Das Geschäft existierte noch bis in den Zweiten Weltkrieg hinein.
K40: Ferdinand Walther, Kunstschlosserei bzw. Walther-Werke (44)
1897 richtete sich Ferdinand Walther im Hause seiner Eltern in der Frauenstraße 9 eine kleine Bau- und Kunstschlosserei ein. Da sich die mehrmals erweiterte Werkstatt als zu klein erwies, zog er 1910 in sein neu errichtetes Fabrikgelände in der heutigen Karl-Marx-Straße, wo zunehmend Erzeugnisse der sich entwickelnden Elektroindustrie hergestellt wurden. Ende der 1920er ersteigerte er die Gebäude der ehemaligen Stockfabrik am Oberen Bahnhof und richtete hier eine Gießerei ein. Bereits 1936 bot der Betrieb 6.000 unterschiedliche Schaltgeräte an. Die Belegschaft wuchs in den 1930er Jahren bis auf ca. 1300 Beschäftigte an. Im Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl durch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter auf etwa 1550. Nach dem Krieg wurde der Betrieb enteignet und in die ESG (Elektroschaltgeräte Grimma) umgewandelt, dessen Liquidation durch die Treuhand 1992 erfolgte.
K41: Georg Tritzschler, Uhrmacher & Gold- und Silberwaren
Das Uhrengeschäft Tritzschler, welches im April 1825 von Martin Tritzschler gegründet wurde, war Teil einer ganzen Uhrmacherdynastie. Martin Tritzschler wurde 1790 als Sohn eines Schwarzwälder Wanduhrenmachers in Zindelstein in Baden geboren und erlernte den gleichen Beruf. Damals wurden die Uhren im Winter gefertigt und während des Sommers im ganzen Reich verkauft. Bei dieser Gelegenheit kam Martin Tritzschler auch nach Grimma und verliebte sich in eine hübsche Grimmaerin. Das Paar bekam fünf Söhne von denen drei Uhrmacher wurden. 1851 übernahm sein Sohn Anton Friedrich August das Geschäft. Dessen sechs Söhne wurden allesamt Uhrmacher, von denen wiederum der jüngste, Georg, das Geschäft 1897 übernahm. Auch dessen einziger Sohn Johannes wurde wieder Uhrmacher. Am 17.09.1928 kam es zur Tragödie, als Georg Tritzschler seine Frau und danach sich selbst erschoss. Aus dem Abschiedsbrief ging hervor, dass sowohl Krankheit wie auch wirtschaftliche Sorgen das Paar zu diesem Entschluss getrieben hatten. Eine Woche später wurde das Konkursverfahren eröffnet. Sein Sohn übernahm unterdessen das Geschäft und führte es bis 1931 weiter.
K42: C. Gustav Meyer, Buchbinder (28)
Das Geschäft von Gustav Meyer geht auf eine 1796 von Ziegenbalg jun. gegründete Buchbinderei zurück. Nach dessen Tod 1835 übernahm der Buchbinder Eichhorn die Werkstatt, welche von seinem Sohn bis zu seinem gewaltsamen Tod 1873 fortgeführt wurde. Dessen Mutter verkaufte das Geschäft an August Hartmann, der es bis zu seinem Tod 1895 leitete. Der aus Mylau stammende Buchbinder Gustav Meyer übernahm im Oktober 1896 die Firma und führte sie bis Ende der 1940er Jahre fort.
K43: Ernst Herrmann, Lederwaren (33)
Im Oktober 1896 übergab Theodor Herrmann seine um 1855 gegründete Lohgerberei an seinen Sohn Ernst. Dieser zog mit der Gerberei und der Lederwarenhandlung vom Nikolaiplatz in die Lorenzstraße 17, in welcher er das Geschäft bis in die 1940er weiter betrieb.
K44: Otto Thiergen, Seiler
Der Seilerladen von Otto Thiergen hatte in Grimma schon eine lange Tradition. Bereits 1808 ließ sich sein Vorfahr Friedrich Gottlob Thiergen in der Stadt nieder. Das Geschäft und Werkstatt blieben bis 1937 ununterbrochen in Familienbesitz. Im Mai des Jahres verpachtete sein Sohn Herrmann das Geschäft an Kurt Ackermann, der es bis in den Zweiten Weltkrieg weiterführte.
K45: Emil Nöther, Drechsler (38/50)
Am 1. Oktober 1897 übernahm der Drechslermeister Emil Nöther das „Kurz-, Galanterie-, Spiel-, Glas- und Steingutwarengeschäft“ von Wilhelm Weber in der Langen Straße 45. Am umfangreichen Sortiment änderte sich grundsätzlich nichts, auch wenn er in erster Linie Drechslerwaren anbot. Das Geschäft bestand noch bis in den Zweiten Weltkrieg.
K46: Anton Lange, Senffabrik
Die Historie der Weinessigfabrik von Anton Lange geht bis auf das Jahr 1824 zurück, als die Besitzerin der Material- und Tabakwarenhandlung Bohndorf in ihrem Geschäft eine Weinessigfabrikation anfing. Ihre beiden Söhne übernahmen 1846 das elterliche Geschäft und betrieben es bis 1877. In diesem Jahr übernahm Anton Lange die Fabrikation und baute das Geschäft weiter aus, nachdem er es 1884 erworben hatte. Mit dem Umzug in sein 1894 neugebautes Fabrikgelände in der Leipziger Straße 23 gab er die Materialhandlung endgültig auf. Ab 1896 übernahm sein Sohn Albert Linke unter dem bisherigen Firmenamen den Betrieb und führte ihn bis 1913 fort. Im Februar 1913 ging die Fabrik in den Besitz der Brüder Höme über, deren Nachfahre Georg Höme die in Grimma als „Senffabrik Höme“ bekannte Firma bis kurz vor seinem Tod 1971 weiterführte.
K47: Bernhard Motulsky, Modewaren (42)
Im Herbst 1900 gründete der aus Ostpreußen stammende Bernhard Motulsky ein Modewarenhaus in der Langen Straße 58 in Grimma. Ende 1934 begann der Ausverkauf des Geschäftes, da sich Motulsky als Jude immer stärker werdenden Repressalien ausgesetzt sah.
K49: Erwin Matthis, Kupferschmied (41)
Im September 1907 gründete Erwin Matthis in der Leipziger Str. 6 eine Kupferschmiede mit Reparaturwerkstatt. An diesem Standort betrieb er sein Gewerbe bis in die späten 1940er Jahre.
K50: Otto Kunde, Juwelier (41)
Im Juli 1846 ließ sich der Juwelier Herrmann Kunde in Grimma nieder. Nach mehren Umzügen fand das Geschäft letztlich in den 1870ern unter seinem Sohn Otto in der Langen Straße 55 einen festen Standort. Im August 1912 verkaufte Kunde das Juweliergeschäft an Otto Schmidt, der es noch im gleichen Jahr an Max Dietrich weiterveräußerte. Dietrich läßt sich noch bis 1914 als Juwelier nachweisen, während Otto Kunde mit seiner Familie weiter in seinem Haus lebte. Das Geschäft ist vermutlich während des Ersten Weltkriegs, ggf. infolge Ablebens seines Inhabers, erloschen.
K51+24: Fa. Gustav Braun, Buchhandel (37)
Der Buchbinder Wilhelm Ferdinand Braun gründete im Juni 1840 sein Geschäft in der Hohnstädter Straße. Nach seinem Tod übernahm 1870 sein Sohn Bernhard Ferdinand die Firma und führte sie bis 1903 fort. Mittlerweile am neuen Standort Ecke Lange Straße / Kreuzstraße, wurde das Geschäft von dem Enkel Reinhold Braun durch Zukauf der früheren Gaststätte „Zur goldenen Kugel“ erweitert. Nach dessen Tod übernahm 1934 wiederum sein Sohn Bernhard das Geschäft und führte es bis zu seiner Einberufung in den Heeresdienst. Nach dem Krieg bestand der Buchladen bis Mitte der 1950er Jahre fort.
K53: Adolf Höhne, Uhrmacher (84)
Der Uhrwaren- und Schmuckladen von Adolf Höhne in der Langen Straße 65 bestand seit März 1883. Anfang der 1930er übergab er das Geschäft seinem Sohn Kurt, der es bis Mitte der 1960er betrieb. Danach übernahm bis Ende der 1980er Heinrich Höhne die Firma.
K54: Bruno Werner, Glaserei, Jalousien- und Holzwarenfabrik
Die 1899 gegründete Jalousienfabrik des Glasers Bruno Werner befand sich zunächst am Leipziger Platz und in der Hohnstädter Straße, bevor sie 1922 in das Grundstück der ehemaligen Gaststätte „Zum Wiesenthal“ am Wallgraben wechselte und bei dieser Gelegenheit deutlich erweitert wurde. Im Ersten Weltkrieg war der Betrieb zwischen 1915 und 1918 eingestellt, da Werner sowie die meisten seiner Belegschaft zum Heeresdienst einberufen waren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand der Betrieb ab 1960 als halbstaatliche Kommanditgesellschaft bis in späte DDR-Zeiten. In dieser Zeit war die Firma vor allem für Ihre Innenausbauten bekannt.
K58: Franz Koch, Buchbinder (Spielwaren seit 1895)
Der Buchbinder Franz Koch ließ sich 1860 in Grimma nieder. Mit dem Neubau seines Hauses Ecke Markt / Brückenstraße im Jahre 1895 nahm er auch Spielwaren im großen Stil in seine Schulbuch- und Papierwarenhandlung auf. Im Oktober 1900 übernahm sein Sohn Ernst die Firma und führte sie bis 1929 weiter. Mit Jahresbeginn 1930 übernahm sein Schwiegersohn Gottfried Priemer das Geschäft. 1938 erwarb die Gewerbebank das Haus und richtete hier eine Filiale ein.
K59: Kurt Oehmichen, Konditorei
Am 29. September 1856 gründete August Zschosel eine Konditorei mit Schokoladengeschäft. Bereits in den Jahren zuvor war der aus Bad Lausick stammende Konditor mit seinen Backwaren gern gesehener Gast auf den Grimmaer Jahrmärkten. Die Konditorei mit Café in der Langen Str. 46 entwickelte sich in den folgenden fünf Jahrzehnten zu allgemeiner Bekanntheit. Im Juli 1906 übergab die Witwe Wilhelmine Zschosel das Geschäft an Kurt Oehmichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Fritz Oehmichen das Geschäft bis mindestens 1948 weiter.
K64: Theodor Luderer, Friseur (später Exner)
Der Friseur Theodor Luderer gründete am 1. Oktober 1876 seinen Salon zunächst in der Brückenstraße. 1911 verlegte er sein Geschäft in die Hohnstädter Str. 11 und übergab es im Juli 1930 an den Friseurmeister Alfred Exner. Dieser betrieb den Salon bis zur Gründung der PGH „Ihr Friseur“ am 30.Juni 1960, in deren Zuge er seine Eigenständigkeit mehr oder weniger verlor.
K65: Gustav Handtrag, Schuhmacher
Gustav Handtrag war der Sohn des langjährigen Obermeisters der Schuhmacherinnung Johann Friedrich Handtrag. Dieser eröffnete im Frühjahr 1836 seine Werkstatt. Seit 1841 befand sich diese in der Frauenstraße 16. Sein Sohn übernahm die Werkstatt gegen Ende der 1880er Jahre, nachdem er schon zuvor in der Langen Straße als Schuhmacher tätig war. Friedrich Gustav Handtrag war noch bis Ende der 1920er Jahre als Schuhmacher tätig.
K68: F.G. Gensel, Gärtnerei
Friedrich Gustav Gensel wurde 1867 als Sohn des Grimmaer Buchhändlers Gustav Gensel geboren. Nach seiner Ausbildung zum Gärtner ging er 1891 nach England. Hier erwarb es sich große Anerkennung und war über 13 Jahre leitender Landschaftsgärtner und Architekt des Londoner Grafschaftsrates, der über 3000 Hektar Park- und Gartenanlagen zu verwalten hatte. Auf Wunsch seines Vaters kam er 1906 nach Grimma zurück und betrieb hier bis 1913 im Grundstück seines Vaters (heute Steingarten) eine Gärtnerei. Von 1913 bis 1916 war er für die Leipziger Firma Otto Mahn tätig, wo er den Leitfaden für Staudenkulturen „Der Ziergarten“ bearbeitete. Danach bis zum Ende seines Berufslebens Anfang der 1940er Jahre arbeitete er als Gartenarchitekt für die Berliner Firma Späth. Gensel war anerkannter Experte für Staudengewächse und schrieb mehrere Bücher und Fachbeiträge zu diesem Thema. Die zahlreichen Preise, welche er in Deutschland sowie in England errang, bezeugen den hohen Stellenwert, den er zu Lebzeiten in seinem Beruf genoss.
K69: Gustav Gensel, Buchhandlung
Die Buchhandlung von Gustav Gensel ging auf die 1838 von Hofrat Philippi gegründete Sortimentsbuchhandlung des „Verlags-Comptoirs“, dem Herausgeber der Grimmaer Zeitung, zurück. Am 2. Februar 1855 erwarb Gensel die Verlagsbuchhandlung von Adolph Werl, welcher sie seit Mai 1853 besaß. Vorher arbeitete er bereits von 1842 bis 1854 in der hiesigen Buchhandlung von J.M. Gebhardt. 1862 verlegte er das Geschäft vom Grundstück der „Guten Quelle“ am Markt in die Lange Straße 64, wo es in der Folge verblieb. Sein Sohn Bernhard übernahm am 1. Juli 1895 die Buchhandlung und erweiterte sie um eine Kunstabteilung. Altersbedingt verkaufte er das Geschäft 1933 an Hans Andrä, welcher es bereits ein Jahr später an Richard Kiene aus Holzminden veräußerte. Kiene betrieb die Buchhandlung bis Mitte der 1960er Jahre.
K70: Rudolf Zenker, Tapezierer und Dekorateur (88)
Die Vorfahren von Rudolf Zenker sind schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts als Täschner und Tapezierer in Grimma nachweisbar.
Rudolf führte ab etwa 1906 zunächst zusammen mit seinem Vater Herrmann die Firma bis er, zum Heeresdienst eingezogen, ein Opfer des Ersten Weltkrieges wurde, womit die Firma erlosch.
K73: C.A. Rost, Landhandel (34/59)
Carl August und Sophie Rost eröffneten 1868 eine kleine Mehlhandlung am Nicolaiplatz 13 in Grimma. Nach zwei Jahren erweiterten sie diese zu einer Mehl- und Produktenhandlung und nahmen den Getreidehandel auf. Da die Räume bald zu klein wurden, entstand 1899 ein großzügiger Neubau an der Ecke zur Nikolaistraße (9). Die Firma C.A. Rost jun. wurde das führende Landhandelsunternehmen mit Getreide, Saaten, Futter- und Düngemittel und einer Ölmühle im Kreis Grimma. Nach dem Tod des Inhabers 1908 wurde das Geschäft unter den beiden Söhnen Max und Georg aufgeteilt. Für den weiteren Ausbau des Getreidehandels baute Max Rost 1913 ein großes Silo am Unteren Bahnhof. Im Ersten Weltkrieg organisierte die Firma die Lebensmittelversorgung des Bezirksverbandes der Amtshauptmannschaft Grimma. Der Landhandel, seit 1935 unter der Führung von Herbert Rost, wurde 1951 enteignet. Die Samenhandlung von Georg Rost übernahm nach dessen Tod 1926 sein Sohn Gerhard zunächst zusammen mit seiner Mutter. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand die Firma unter schwierigen politischen Verhältnissen noch bis 1974.
K82: Wilhelm Raue, Zigarrenfabrik (11/95)
Die Zigarrenfabrik Raue ging auf die 1860 gegründete Tabakwarenhandlung von Wilhelm Raue zurück. Um 1895 entstand in der Langen Straße 56 ein neues Wohnhaus mit Ladengeschäft und Produktionsräumen im Hinterhof. Das Unternehmen, welches durchschnittlich 60-70 Arbeiter beschäftigte, konnte bis in den Ersten Weltkrieg hinein hohe Gewinne verzeichnen. Die Katastrophe ereilte das Unternehmen in der Nacht vom 20. zum 21. Oktober 1916 als das Lagergebäude mit dem Rohtabak durch Brand zerstört wurde. Max Raue, seit 1886 Mitinhaber der Fabrik, war gezwungen, die Fabrik bis Kriegsende zu schließen. Nach dem Krieg lief die Produktion wieder an, aber während der Weltwirtschaftskrise kam im April 1931 das endgültige Aus für die Zigarrenfabrikation in Grimma.
K87: Wilhelm Krusch, Stellmacher
Der 1853 in Pischkowo (Schlesien) geborene Wilhelm Krusch eröffnete 1879 seine Werkstatt in der Hohnstädter Straße. Er baute hauptsächlich Kutsch- und Bestattungswagen, im Ersten Weltkrieg Proviantwagen. Viele Jahre war er Obermeister und Vorsitzender des Meisterprüfungsausschusses der Schlosserinnung und hatte auch selbst zahlreiche Gesellen ausgebildet. Seine Werkstatt betrieb er 55 Jahre lang. Mit 81 Jahren ging er 1934 in den Ruhestand.
K89+K93: Robert Quaas, Eisenwaren (98/103/104)
Die Firmenhistorie der Eisenwarenhandlung von Robert Quaas geht bis auf das Jahr 1862 zurück, in welchem sich sein Vater Johann Wilhelm Quaas in der heutigen Paul-Gerhardt-Straße als Instrumentenschleifer niederließ. Nach dem frühen Tod seines Vaters 1879 übernahm der 17-jährige Robert Quaas das Geschäft. Unter ihm war das Geschäft von einem beständigen Ausbau geprägt. Von den Erben Karl Frohbergs kaufte er das Haus Ecke Lange Straße / Markt, in welchem die Firma bis zu ihrem Ende bestand. Da das Firmengelände schon nach wenigen Jahren wieder zu klein wurde, kaufte er 1907 das Nebenhaus (Markt 21) dazu, in welchem er Werkstätten und Lager einrichtete. Nach dem Tod von Robert Quaas 1919, übernahmen seine beiden Söhne Fritz und Walter das Geschäft, welches nach dem Tod Walters 1948 noch bis Anfang der 1950er Jahre bestand. Danach zog die Fahrrad- und Nähmaschinenhandlung von Kurt Winter in das Eckhaus.
K90: Hermann Weißing, Scherzartikelfabrik
Die 1878 in Leipzig gegründete Fest- und Scherzartikelfabrik Weißing siedelte 1897 nach Grimma über. Von Beginn an war die Fabrik mit rund 150 Beschäftigten und meist einer gleich großen Zahl von Heimarbeiterinnen, einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Unter der umsichtigen Leitung von Herrmann Weißing überstand die Fabrik auch die Krisenjahre des Ersten Weltkriegs und dank Umwandlung in eine AG 1922 auch die schwierige Nachkriegszeit und die Weltwirtschaftskrise. In den 1930er Jahren war die Fabrik die bedeutendste ihrer Art in Europa. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik 1948 per Volksentscheid enteignet und 1951 in den VEB Papierwarenfabrik Grimma umgewandelt. Bald nach der politischen Wende 1989 kam 1991 das Aus für den traditionsreichen Betrieb.
K91: Hugo Kannis, Eisenwaren (Lamm) (94)
Das Eisenwarengeschäft von Hugo Kannis geht auf eine Mitte des 19. Jahrhunderts in der Hohnstädter Str. 12 von Eduard Lamm gegründete Kolonial- und Eisenwarenhandlung zurück. Nach dem Tod des ersten Inhabers verkaufte seine Witwe das Geschäft 1877 an Rudolph Lorenz. Mitte der 1880er Jahre übernahm es der Kaufmann Reinhard Schindewolf, dessen Witwe die Handlung im Juli 1896 an Hugo Kannis verkaufte. Dieser betrieb die Eisenhandlung bis zu seinem Tod 1922. Danach übernahmen seine Witwe Clara und in den 1930ern Kurt Steuer das Geschäft, welcher es bis in die 1970er weiterführte.
K101: Fa. Robert Barthel, Baugeschäft
Das 1876 von Robert Barthel gegründete Baugeschäft beinhaltete in seinen Hochzeiten auch ein Sägewerk und eine Ziegelei. Zeitweise hatte es bis zu 300 Beschäftigte. Zahlreiche Gebäude der Gründerzeit wurden von der Firma gebaut, darunter auch die Fürstenschule, welche Robert Barthel zusammen mit seinem älteren Bruder Richard, der ebenfalls ein Baugeschäft besaß, errichtete. Der Inhaber verkaufte die Firma in der Leipziger Str. 31b wegen seiner angeschlagenen Gesundheit kurz vor seinem Tod 1905 an Otto Busch und Max Munde, die es unter altem Namen weiter betrieben. Die große Ausstellungshalle der Gewerbeausstellung 1908 wurde nach dem Entwurf von Munde von der Firma errichtet. Die Ziegelei wurde 1908 an eine GmbH verkauft, während das Baugeschäft 1910 von Barthels Töchtern und Oskar Busch zurückgekauft und in eine GmbH umgewandelt wurde, nachdem Max Munde ausgeschieden war. Nach dem Krieg wurde die Firma in eine OHG umgewandelt und bestand als solche noch bis zur Verstaatlichung 1972.
Peter Fricke, August 2018