21.09.2002 bis 03.11.2002
Im Jahr 2000 feierte die Stadt Grimma ihre Ersterwähnung vor 800 Jahren. Das Rathaus, die Steinbrücke, die Wohn- und Geschäftshäuser sowie die Straßen im denkmalgeschützten Innenstadtbereich waren saniert. Im August 2002 wurde innerhalb eines Tages die gesamte Altstadt durch das Hochwasser der Mulde zerstört. Die schöne Lage am Fluss war der Stadt zum Verhängnis geworden.
Im Erzgebirge hatte es tagelang starke Regenfälle gegeben. Da der Boden gesättigt war, floss das gesamte Wasser in die Flüsse und ließ sie in kurzer Zeit stark anschwellen. Kurz vor Grimma vereinigen sich in Sermuth die Freiberger und die Zwickauer Mulde. Vor und hinter der Stadt Grimma sind die Täler relativ weit und bieten dadurch eine gute Auslauffläche für die Mulde. Die Stadt selbst liegt aber in einem schmalen Tal, wodurch das Wasser, wie durch ein Nadelöhr gedrängt wird und demzufolge sehr schnell ansteigt. 3 000 Kubikmeter Wasser in der Sekunde durchströmten die Stadt am 13. August 2002 mit einer Strömungsgeschwindigkeit von 4-6 Metern in der Sekunde. Im Vergleich dazu: Bei kleineren Hochwässern führt die Mulde ca. 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Das Wasser stieg ca. 30 cm in der Stunde.
Die Stadtverwaltung Grimma ging am Montagabend, den 12.8. noch von einem Hochwasserstand wie im Jahre 1974 aus. Sandsäcke waren im Verlauf des Tages gefüllt und die Absperrung an der Großmühle vorgenommen worden. Am Abend begannen einige Anwohner und Gewerbetreibende in Grimma ihre Erdgeschosse zu beräumen.
In der Nacht vom Montag zu Dienstag wurden 49 Schüler aus dem Internat Gymnasium St. Augustin evakuiert.
Kurz nach 4.00 Uhr standen Markt- und Nicolaiplatz unter Wasser. Kurz nach 5.00 Uhr meldete der Bürgermeister dem Katastrophenschutzstab des Landratsamtes, dass die gesamte Altstadt unter Wasser steht.
Gegen 9.00 Uhr orderte der Katastrophenschutzstab die Luftrettung der Bundeswehr. Kurz nach 10.00 Uhr begann das Wasser über die seitlichen Bögen der Pöppelmannbrücke zu fließen, die jetzt die Wirkung einer Staumauer hatte.
In der Frauenkirche hatten 53 Personen Schutz gesucht. Sie mussten bis zum Abend auf der Treppe und Empore ausharren, bis die Rettung mit schwerem Booten der Bundeswehr möglich war.
An den darauffolgenden Tagen wurde das Ausmaß der Zerstörung sichtbar: 2300 Meter Straße und 3500 Meter Fußweg waren zerstört. Ausspülungen bis zu drei Meter Tiefe wurden sichtbar. Zwei Bögen der Pöppelmannbrücke waren eingestürzt und die Hängebrücke stark beschädigt.
Im Stadt- und Pfarrarchiv hatten Wasser und Schlamm den gesamten Aktenbestand beschädigt. Fünf Häuser waren schon während des Hochwassers eingestürzt, 24 mussten kurz danach abgerissen werden, weitere sollten folgen. Insgesamt wurden 750 Gebäude in Grimma und den Ortsteilen beschädigt. Allein in der ersten Woche galt es 50 000 t Müll zu entsorgen.
Während und nach dem Hochwasser entstand eine Unmenge an Fotos. Viele, vom Wasser eingeschlossene Menschen, fotografierten aus ihren Häusern heraus den ansteigenden Wasserpegel sowie die Rettungsaktionen. Zeitungsreporter und Fotografen dokumentierten die katastrophalen Auswirkungen des Hochwassers und die Aufräumarbeiten.
Eine Auswahl dieser Fotos zeigt das Kreismuseum in seinen ebenfalls vom Hochwasser stark zerstörten Erdgeschossräumen. Die Bilder sind chronologisch nach Tagen sortiert. Sie sollen der Muldentaler Bevölkerung helfen, die Geschehnisse der Flutkatastrophe zu verarbeiten.
Die Fotos haben wir in dem Buch „Grimma: Flutbilder-Bilderflut“ im Leipziger Universitätsverlag veröffentlicht.