Der Steinabbau am Hengstberg läßt sich bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Um 1853 existierten bereits zwei kleinere Brüche, die von den umliegenden Dörfern vornehmlich zur Eigenversorgung genutzt wurden. Die Pachtung des Bruches, welcher zum Hohnstädter Ritttergut gehörte, durch Paul Bastänier im Jahre 1878 markiert den Beginn eines industriellen Steinabbaus am Hengstberg. Jedoch waren diese Anfänge noch recht bescheiden und erst seit der Übernahme durch den Bauunternehmer Hermann Weishorn am 7. Oktober 1881 entwickelte sich der Steinbruch Schritt für Schritt zu einem industriellen Großbetrieb. Da es in der Grimmaer Gegend zu dieser Zeit noch relativ wenige Facharbeiter gab, holte Weishorn 15 Steinbrecherfamilien aus Rheinland-Pfalz nach Hohnstädt. Zunächst blieb der Steinbruch aber ein Nebengeschäft, da Weishorn hauptsächlich weiterhin als Bauunternehmer tätig blieb. Neben dem Hengstbergsteinbruch betrieb Weishorn bis zum 1. Weltkrieg zeitweise auch verschiedene andere Steinbrüche, häufig gleichzeitig, wie den Rhumbergsteinbruch und den Schwemmteichbruch bei Grimma sowie Brüche in Kleinsteinberg und Röcknitz. Das gewonnene Material fand vor allem in den ersten Jahren vornehmlich auf seinen eigenen Baustellen Verwendung. Beispielsweise war Weishorn maßgeblich am Bau des Neustädter Bahnhofs und des König-Albert-Hafens in Dresden beteiligt. Aber auch Wasserbauten in unserer Gegend wie das Pauschwitzer Wehr wurden von seiner Firma errichtet.
Bis zum Bau der sogenannten Steinbruchbahn zwischen Beucha und Seelingstädt 1899, an deren Zustandekommen und Bau Weishorn maßgeblich beteiligt war, pendelten 10 eigene und viele angemietete Pferdegeschirre zwischen Steinbruch und Oberem Bahnhof in Grimma. Bis zu diesem Zeitpunkt herrschte im Steinbruch ausschließlich Handarbeit vor und er wurde nun durch die Anschaffung eines Steinbrechers und einer Sortiertrommel schrittweise mechanisiert. Nach dem Tod von Hermann Weishorn im Jahre 1904 führte dessen Schwiegersohn Arthur Laue die Geschäfte weiter. Unter seiner Regie wurde der Hengstbergsteinbruch weiter ausgebaut. Zwischen 1908 und 1910 entstanden ein größeres Brechergebäude, Kompressoren, Pumpen und Aufzüge. In diesem Zusammenhang stieg auch die Beschäftigtenzahl von etwa 20 bis 30 um die Jahrhundertwende auf ca. 120 Männer und Frauen am Vorabend des Ersten Weltkrieges an. Aufgrund der schweren Arbeitsbedingungen und der geringen Löhne beteiligten sich die Arbeiter zunehmend an Streiks. Ein erster Streik 1906 im direkt benachbarten Hengstberg-Steinbruch der Quarzporphyr-Werke hatte zunächst noch wenig Auswirkung auf den Weishorn’schen Bruch, aber an dem 1911 folgenden Streik beteiligten sich auch über 100 Arbeiter von Weishorn, ohne jedoch ein für sich positives Ergebnis zu erzielen. Da im Laufe des Ersten Weltkriegs die meisten Arbeiter zum Heer eingezogen wurden, versuchte man diese vermehrt durch den Einsatz von Kriegsgefangenen zu ersetzen.
Nachdem die schwierigen Nachkriegsjahre überstanden waren, erfolgte 1927/28 ein umfangreicher Ausbau des Bruches. Es wurden moderne Schotter- und Edelsplittanlagen, eine Mischanlage, Brecheranlage und Walzenwerke geschaffen. Nach dem Umbau fanden rund 250 Arbeiter Beschäftigung, deren Zahl in der folgenden Weltwirtschaftskrise allerdings erheblich schwankte. Seit 1931 führte der Sohn des bisherigen Besitzers, Siegfried Laue, und A. Lauterbach gemeinsam die Geschäfte. Nach 1933 wurde in den Sommermonaten im 2-Schichtsystem gearbeitet. 1936 erreichte der Bruch mit 420 Angestellten seinen höchsten Beschäftigungsstand. Im selben Jahr erfolgte der Bau eines neuen Belegschaftsgebäudes und 1937 die Angliederung eines Betonwerkes. In den 1930er Jahren stellte man neben Pflastersteinen hauptsächlich 8 verschiedene Schotter- bzw. Splittsorten, Betonrohre, Brunnenringe und Gehwegplatten her. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde etwa ein Viertel der 350 Beschäftigten zum Kriegsdienst eingezogen, deren Zahl bis Kriegsende kontinuierlich stieg. Daher wurde während des Krieges ein Barackenlager für englische Gefangene auf dem Gelände errichtet, dessen Gebäude nach dem Krieg bis zur politischen Wende 1989 für Wohnzwecke genutzt wurden. Während der NS-Zeit war der Betrieb stark in die NS-Strukturen eingebunden. Die Geschäftsführer gehörten der Partei an und der hiesige Kreisobmann der DAF (Deutsche Arbeitsfront – NS-Einheitsgewerkschaft), Fehrmann war Betriebsangehöriger. Die enge Zusammenarbeit äußerte sich z.B. in der Anschaffung eines Betriebsomnibusses und durch Vermittlung von Urlaubsreisen. Auch die Schaffung einer Werkskapelle und eines Chores sowie der Bau des neuen Gefolgschaftsgebäudes 1936 sind in diesem Zusammenhang zu sehen, was auch dessen ideologische Wandgestaltung unterstreicht. Häufige Besuche der lokalen Parteigrößen in diesem von den NS-Organisationen besonders bedachten Betriebes waren daher obligat. Natürlich ließ es sich auch Sachsens Gauleiter Martin Mutschmann nicht nehmen sich mit dem Erfolg der Firma zu schmücken. Gleich zweimal besuchte er den Steinbruch. Anfang 1939 gewann der Betrieb den sogenannten Leistungswettkampf und erhielt neben dem Gaudiplom das Leistungsabzeichen der DAF. In den beiden darauffolgenden Jahren (1940/41) wurde der Steinbruch als NS-Musterbetrieb ausgezeichnet. Grundsätzlich war der Weishorn’sche Steinbruch der am stärksten in die lokalen NS-Strukturen integrierte Betrieb der Gegend um Grimma.
Der Neuanfang nach dem Krieg gestaltete sich wie überall schwierig. Die Leitung und den Wiederaufbau übernahm der letzte verbliebene leitende Angestellte, Ing. Willy Radisch, welcher den Steinbruch auch weitgehend vor Zerstörung und Plünderung bewahren konnte. Am 5. Mai 1945 begann die Produktion mit gerade einmal 5-6 Mann, deren Zahl aber schon Ende Mai wieder 52 betrug. Bis zum November erhöhte sich die Zahl kontinuierlich auf etwa 110 Beschäftigte. Angesichts der schwierigen Situation sind die Produktionszahlen des ersten Jahres durchaus beachtlich. Schon im Mai verließen 71 Waggons mit Betonerzeugnissen oder Schotter den Bruch, im August sogar 216. Allerdings schwankte die Zahl stark, da Zement zur Betonherstellung nur unregelmäßig verfügbar und die Ausfuhr von der Zahl der Waggons abhängig war, welche die Reichsbahn bereitstellen konnte. Angesichts der gewaltigen Kriegszerstörungen an den Bahnanlagen war es ohnehin die Reichsbahn, welche die Wiederzulassung des Betriebes vorantrieb und erster sowie wichtigster Auftraggeber war.
Die Produktionspalette umfasste neben den Vorkriegsprodukten Hohlblocksteine und in den folgenden Jahren Betondachziegel und Feldbahnschwellen aus Beton. Durch die werkseigene Schmiede erfolgte 1945/46 die Instandsetzung einer „Zettelmeyer“-Zugmaschine und eines Lanz-Bulldog mit organisierten und improvisierten Ersatzteilen, welche zunächst die einzigen (mech.) Transportmittel des Betriebes darstellten. Der Steinbruch wurde nun zum landeseigenen Betrieb der Industrieverwaltung 3 und firmierte zusammen mit dem Hohnstädter Steinbruch der ehemaligen Quarz-Porphyr-Werke als „Quarzporphyr- und Betonwerke Hohnstädt“, aus dem 1950 der VEB „Vereinigte Hartsteinwerke Hohnstädt“ mit den Brüchen Hohnstädt, Klinga, Trebsen und Ammelshain entstand.
Um dem Baustoffmangel entgegenzuwirken, beschloss 1954 der Ministerrat, als erstem Betrieb in der DDR überhaupt, die vollständige Mechanisierung des Steinbruches. In den Jahren 1955/56 entstand eine Großbrecheranlage, welche ca. 2.000 t Stein pro Tag gewinnen konnte. Zugleich ersetzte man die noch vorhandenen Seilbahnen durch Förderbänder und ging zu Großsprengungen über, welche je über 20.000 t Material erbrachten. Die Mechanisierung bedeutete aber auch den endgültigen Verlust des namensgebenden Hengstberges als Erhebung an sich. In früheren Zeiten ein beliebtes Ausflugsziel mit Aussichtspunkt, existiert heute nur noch ein rund 100 Meter tiefes Loch und die Sage vom Brautbett auf dem Hengstberg. Nach der Wende gehörte der Hohnstädter Bruch zur „Sächsischen-Quarzporphyr-Werke GmbH“ und beschäftigte noch rund 100 Angestellte, deren Zahl jedoch stetig sank. Der ursprünglich für 1992 geplante Auslauf des Bruches wurde allerdings durch den Straßenbauboom der Nachwendejahre und durch Modernisierungen wie beispielsweise einer neuen Entstaubungsanlage 1994, sowie neuen Baggern und Siebmaschinen hinausgezögert. Seit dem 1. August 2007 fand kein kommerzieller Abbau mehr statt und es wurden nur noch die Abbaureste verkauft.
Peter Fricke, 2023