27.11.2011 bis 19.02.2012
Das Ehepaar Anna und Richard Wagner fertigten in dem geschichtsträchtigen Zeitraum von 1900 bis 1945 jährlich Fotos von ihrer Weihnachtsstube an. Die ausgestellten 38 Fotos sind eine besondere Art von zeitgeschichtlicher Dokumentation, zeigen sie doch, wie man früher den Weihnachtsbaum schmückte, wie man sich festlich kleidete, welche Geschenke man sich machte und was diese über die Zeitumstände verraten.
Die Weihnachtsfotos wurden als Grußkarten an Freunde versandt. Damit gaben die Wagners ihren Freunden darüber Auskunft, was sie sich zu Weihnachten schenkten.
Vor allem gab es Nützliches wie Stoffe, Nahrungsmittel, Haushaltsgeräte, Geld, Hemden, Socken und immer wieder Handschuhe. Die Jagd nach ausgefallenen Überraschungen, wie sie heute verbreitet ist, setzte in der Mittelschicht erst vor rund vier Jahrzehnten ein. Trotz der begrenzten Auswahl verrät der Gabentisch der Wagners eine Menge über die Zeit und die sich wandelnde Lage Deutschlands.
Der gebürtige Berliner Richard Wagner war von Beruf Bahnbeamter, seine Frau Anna stammte aus Erfurt. Ihre Ehe blieb offensichtlich kinderlos, wodurch leider nicht allzu viele persönliche Details der Eheleute erhalten sind. Was wir wissen ist, dass sie gern reisten und begeisterte Fahrradfahrer waren, womit sie im Trend der Zeit lagen.
Seiner Zeit voraus war Richard Wagner mit seinem liebsten Hobby, der Fotografie. Erst in den 1930er Jahren fand die Amateurfotografie eine massenhafte Verbreitung im privaten Bereich. So erhalten wir durch Richard Wagners frühe Begeisterung für diese Technik einen fotografischen Einblick in das Privatleben ab 1900.
Der Hobbyfotograf benutzte eine Stereokamera für seine Aufnahmen. Mit dieser Technologie entstehen Bildpaare, die man mit einem dazugehörigen Betrachtungsgerät, einem sogenannten Stereoskop, ansehen kann. Die Linsen bewirken ein Verschmelzen der beiden Bilder und lassen das Motiv dreidimensional erscheinen.
Ein besonderer Dank gilt dem Museum Charlottenburg-Wilmersdorf für die Leihgabe der Fotos, ohne die diese Ausstellung nicht möglich wäre.