16.03.2008 bis 11.05.2008
Die Ethnologen Dr. Birgit Scheps und Klaus Glöckner beschäftigen sich seit vielen Jahren mit den Mythen, Geschichten, Traditionen und Osterbräuchen rund um das Ei. In ihrer Sammlung von verzierten Eiern aus aller Welt sind Spuren der künstlerischen Gestaltung aus der Frühgeschichte des Menschen zu finden. Die unterschiedlichen Verzierungstechniken, Farben und Ornamente geben Auskunft über die vielfältigen Wesensarten einzelner Völker. Die in der Ausstellung gezeigten Eier stammen u.a. aus Australien, Peru, Indien, Italien, Ungarn, Rumänien und Deutschland.
Das Ei symbolisiert in vielen Religionen Fruchtbarkeit und Lebenserneuerung. Die religiöse Bedeutung des Eies ist jedoch stark in Vergessenheit geraten. Am bekanntesten ist für uns heute der alte Brauch des Schmückens der Ostersträuße und Osterbrunnen zum Frühlingsbeginn. Begründet in den ursprünglichen Frühlingsfesten aus vorchristlicher Zeit widerspiegelt er die Freude über das Erwachen der Natur. Mit dem Osterfeuer wurde der Sieg der Sonne über den kalten Winter magisch bestärkt oder mit dem Kornfeldbeten die noch im Winterschlaf erstarrte Natur geweckt.
Aber bei vielen Völkern ist das Ei auch Sinnbild für den Ursprung der Welt, die Schöpfung und das Leben.
Die alten Perser wollten mit dem Verschenken von farbigen Eiern ihre innersten Wünsche für den Beschenkten wahr werden lassen. Farben und Ornamente hatten Symbolcharakter. So schenkt Orange, aus Rot (Leidenschaft) und Gelb (Weisheit) entstehend, dauerhafte Wärme. Ornamente wie Bäume und Zweige stehen für ewige Jugend und Gesundheit.
Im Judentum versinnbildlichen die Eier wie auch die Brezel den zyklischen und fortdauernden Charakter des Lebens. Zum Passahfest steht das Ei für ein vorschriftsmäßiges Festopfer und symbolisiert auch verhindertes Leben. Es ist einerseits Zeichen der Trauer, zugleich jedoch ein Symbol des Lebens und der Hoffnung.
In der Mythologie der Völker Polynesiens bedeutete das Ei die Quelle des Lichtes und der Wärme.
Die Christen nutzten das Ei für die Verbreitung ihres Glaubens als Symbol der Auferstehungshoffnung der Menschen. Quechua-Indianer im westlichen Südamerika ließen sich sehr von der „ärmlichen“ Geburt Jesu und seine Anbetung durch Hirten beeindrucken. Sie stellen noch heute filigrane Krippenszenen in halben Hühnereischalen nach.
Von den verschiedenen Glaubensrichtungen überlagert, wandelte sich der Sinn vieler alter Rituale im Laufe der Jahrhunderte oder verlor seine ursprüngliche Bedeutung.
Das kunstvolle Gestalten hat eine lange Tradition. Verzierte Eier fanden nicht nur über alte Riten und religiöse Bräuche eine große Verbreitung. Sie waren und sind bis heute auch Freundschaftsgaben.