1.12. bis 2.3.2025
Längst dominiert Spielzeug aus Plastik und anderen Kunststoffen die Kinderzimmer. Es ist aber noch gar nicht so lange her, da wurden die Figuren, Häuser und Fahrzeuge fast ausschließlich aus Holz hergestellt. In verschiedenen Regionen entstanden ganze Produktionszweige. Eine der dafür bekanntesten Gegenden ist das Erzgebirge. Fast jeder kennt sie, die Nussknacker, Lichterengel, Räuchermännchen, Tiere und bunten Szenerien – allesamt in Miniaturgröße. Heute fristen die Figuren oft nur noch ein Deko-Dasein, früher aber waren sie gefragte Gebrauchsartikel.
Die „Schatzkiste Erzgebirge“ ist ein Symbol für die reiche Tradition und Handwerkskunst der Erzgebirgsregion, die besonders zur Weihnachtszeit einen außergewöhnlichen Zauber entfaltet.
Nach dem Niedergang des Erzbergbaus lebte die ganze Region vorwiegend von der Spielzeugherstellung. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wurde in Seiffen gedrechselt. Die alten Pochwerke des Zinnbergbaus wurden zu Drehwerken umgebaut, um neue Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Eine besondere Kunst des Drechselns ist das Reifendrehen – erstmalig um 1800 erwähnt. In eine Baumscheibe werden unterschiedliche Profile eingearbeitet. Nach dem Drechseln wird der fertige Reifen mit Messer und Hammer in Stücke gespalten und die daraus entstandenen Figuren anschließend beschnitzt. Die sogenannten Reifentiere konnten mit dieser Fertigungsart viel schneller und auch bedeutend günstiger hergestellt werden als bei der reinen Holzschnitzerei.
Bis heute werden die kleinen Figuren in allen Formen und Größen in Handarbeit in den Werkstätten im Erzgebirge gedrechselt, geschnitzt und bemalt.
Die Exponate der Sonderausstellung stammen aus der Sammlung von Norbert Kutta aus Garching, der seit Jahrzehnten historisches Holzspielzeug sammelt. Schwerpunkt von Kuttas Sammlung sind die Figuren aus dem Erzgebirge. Arrangiert zu szenischen Darstellungen, erzählen sie viele Geschichten und beflügeln die Fantasie. Kostbarkeiten historischer Volkskunst zum Beispiel sind die dörflichen Lebenswelten wie der Dreiseitenhof mit Pferden, Kühen, Enten, Hühnern und natürlich mit dem Bauer und der Bäuerin. Auf dem Gänsehof wacht die Gänsemagd über ihre Tiere. Andere Szenen zeigen ein städtisches Milieu mit Bahnhof, Spritzenhaus und Spielwarenfabrik. Auf den Straßen drängeln sich die Fahrzeuge, Passanten sind in Gespräche vertieft oder eilen zielstrebig ihren Geschäften nach. Ob Bauernhof, Bahnhofsgeschäftigkeit, Gartenlokal, Spielstube oder Jagdgesellschaft, jede Szenerie entführt den Besucher in die unbeschwerte Welt der Kindheit und der Fantasie. Ständig entdeckt man neue Details der liebevoll gestalteten Darstellungen. Schnell wird klar, dass das erzgebirgische Klischee vom Land der Engel, Bergmänner und Räuchermännchen nicht von ungefähr kommt.
Ein Erlebnis für die ganze Familie!
Veranstaltungen im Ausstellungszeitraum
1.12.2024 um 15 Uhr: Eröffnung der Ausstellung „Schatzkiste Erzgebirge“
26.1.2025 um 15 Uhr: Führung durch die Ausstellung mit Marita Pesenecker
23.2.2025 um 15 Uhr: Familiennachmittag: Wir basteln einen Engel aus Holz