Zwischen Heimatfront und Schützengraben – Der Erste Weltkrieg im Muldental

14.09.2014 bis 15.03.2015

Mit der Ausstellung soll der 100-jährigen Wiederkehr des Beginns des 1. Weltkrieges gedacht werden. Thematisiert werden vor allem die Auswirkungen des Großen Krieges auf die Daheimgebliebenen. Was bedeutete der Krieg für die Menschen, welche Auswirkungen hatte er auf ihren Alltag und wie sind sie damit umgegangen? Diesen Fragen versuchen die Ausstellungsmacher auf den Grund zu gehen und den Besuchern einen Einblick in damalige Lebensumstände zu geben.

Die Ausstellung behandelt Themenbereiche wie: das Kriegsgefangenenlager in Golzern, die Ernährungslage in der Stadt Grimma, das Husarenregiment Nr. 19 an der Front, die Fabrikation sogenannter kriegswichtiger Produkte in den Grimmaer Betrieben. Eine kleine Fotopräsentation zeigt eine Fülle an Kriegerdenkmalen in der Region, die nach dem 1. Weltkrieg von den Kirchgemeinden, Gemeinden oder den Kriegervereinen in den Ortschaften errichtet wurden.

Die Ausstellung befasst sich weniger mit den großen weltgeschichtlichen Ereignissen der Kriegsjahre von 1914 bis 1918, sondern beleuchtet vielmehr die veränderten Lebensbedingungen der Grimmaer Bevölkerung in dieser Zeit.

Der 1. Weltkrieg spielte sich nicht nur in den Schützengräben an der Front ab. Er hinterließ seine Spuren auch im vermeintlich unberührten Hinterland. Mit der Einberufung der Männer zur Front hatten die Frauen schwer mit den Folgen des Krieges zu kämpfen. Nach der harten Arbeit im Betrieb hatten sie sich am Abend nun allein um die Kinder und den gesamten Haushalt zu kümmern. Schon die Lebensmittelbeschaffung war mit sehr viel Zeitaufwand und Geduld verbunden. Das Kochen war eine Herausforderung geworden. Die Frauen mussten tagtäglich improvisieren, da viele Zutaten in den Geschäften nicht mehr zu bekommen waren. Diverse Lebensmittelersatzstoffe mit fragwürdigen Inhaltsstoffen fanden nun Verwendung in der Küche. 

Viele Bauern waren an der Front. Lebensmittel konnten aufgrund der britischen Fernblockade kaum noch importiert werden. Es mangelte an Brot, Milch, Fett, Fleisch und Fisch. Der Winter 1916/17 ist als „Kohlrübenwinter“ in die Geschichte eingegangen. Um „den Mangel zu verteilen“ und die Bevölkerung notdürftig zu versorgen, wurden zuerst Brot, später auch Milch, Fett, Eier sowie Kohlen, Kleidung, Genussmittel und Benzin rationiert. Tausende Zivilisten starben an den Folgen der Mangelernährung. Öffentliche Einrichtungen wurden geschlossen, um Brennstoff zu sparen.

Was sich die Familie daheim absparen konnte, schickte sie per Post zu den Männern an die Front. Auf zahlreichen Wohltätigkeitsveranstaltungen wurde in Grimma Geld gesammelt für die Kriegs-Witwen und Waisen sowie die Soldaten im Feld. 

Um den Arbeitskräftemangel auszugleichen, setzte man Kriegsgefangene in der Industrie und Landwirtschaft als billige Arbeitskräfte ein. Sie ersetzten hier die Männer, die zum Kriegsdienst eingezogen worden waren.

Auf dem Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik in Golzern hatte das Sächsische Kriegsministerium  im Herbst 1914 ein Lager für russische, französische und serbische Kriegsgefangene eingerichtet. Am 8. Oktober 1914 trafen 838 Franzosen in Golzern ein. Am 19. Februar 1915 kamen weitere 1.200 russische Gefangene dazu. Bis Anfang 1917 sollte die Zahl auf 6.000 anwachsen.

Viele Gefangene arbeiteten in den umliegenden Steinbrüchen, den Kohlegruben bis in die Bornaer Region, in der Schröderschen Papierfabrik, als Gleisarbeiter bei der Eisenbahn, auf den umliegenden Rittergütern und bei verschiedenen Gutsbesitzern.

Neben den Musealien aus dem eigenen Museumsbestand bereichert auch eine ganze Reihe von Leihgaben die historische Präsentation. Gezeigt werden Feldpostkarten und -briefe, Uniformen, militärische Auszeichnungen, Kriegsandenken, Tagebuchaufzeichnungen sowie Fotos von Kriegsteilnehmern aus dem Muldental. Porzellan, Kriegskochbücher und Spielzeug zur Wehrerziehung der Kinder erzählen vom Alltag der Zivilisten, vor allem der Frauen und Kinder, in der Heimat.

Das Museumsteam bedankt sich bei allen Leihgebern, die mit ihren persönlichen Objekten aus dem Familiennachlass diese Ausstellung bereichert haben.

Die Präsentation thematisiert somit nicht nur einen interessanten und wichtigen Abschnitt der Stadtgeschichte, sondern gibt gleichzeitig Einblicke in das Leben unserer Urgroßeltern und Großeltern, die durch das Erlebnis und die Erfahrung des Krieges geprägt wurden.