14.8. bis 13.11.2016
Mit dem von Louis Daguerre entwickelten und nach ihm bezeichneten fotografischen Verfahren, der Daguerreotypie, wurde ab 1839 die Verbreitung dieses jungen Mediums möglich. Innerhalb weniger Jahre entstanden zunächst in den bedeutenden Städten Europas fotografische Salons. Um neue Kundenkreise zu erschließen, bereisten die Fotografen die umliegenden Mittel- und Kleinstädte, bevor sich auch dort später Fotografen dauerhaft niederließen. Eine Stadt allein bot nicht genügend Kunden, denn die Daguerreotypien kosteten in den Anfangsjahren nicht viel weniger als ein vom Miniaturmaler gefertigtes Porträt. Das Leben der wandernden Daguerreotypisten, die sich meist in den Gartenlauben lokaler Gasthäuser oder bei den Bürgern einmieteten, war entbehrungsreich und anstrengend. Der Gebrauch giftiger Chemikalien war zudem gesundheitsschädlich.
Seit Anfang der 1850er Jahre hatte sich die qualitativ schlechtere Papierfotografie soweit verbessert, dass sie aufgrund ihres verhältnismäßig geringen Preises und der Möglichkeit der Vervielfältigung die Daguerreotypie immer mehr verdrängte. Dies trug zunehmend zur Verbreitung der Fotografie bei, was den potentiellen Kundenstamm schlagartig erhöhte und zur Gründung vieler Ateliers führte.
Grimma wurde im Frühjahr 1843 erstmals von einem Fotografen aus Dresden aufgesucht, das erste Atelier entstand aber erst 1857. In Leipzig, wo das erste Atelier bereits 1843 eröffnet wurde, waren es zu der Zeit schon zwölf. Doch auch die nun ansässigen Fotografen unternahmen weiterhin Geschäftsreisen in die nähere Umgebung, die meist mehrere Wochen dauern konnten.
In den 1850er und 1860er Jahren wurde die Stadt Grimma noch häufig von Wanderfotografen besucht. Seit Mitte der sechziger Jahre spielten fest angesiedelte Foto-Ateliers eine immer größere Rolle, bis sich Anfang der siebziger Jahre ein Besuch Grimmas für ortsfremde Fotografen nicht mehr rentierte. Jetzt machte sich in unserer Gegend eher ein umgekehrter Trend bemerkbar. Durch den Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz war es den Grimmaern zunehmend möglich, eines der zahlreichen großen Leipziger Ateliers aufzusuchen, welche vor allem in den 1880er und 90er Jahren regelmäßig in den hiesigen Zeitungen inserierten.
Betrug die Lebensdauer der ersten Grimmaer Ateliers jeweils zunächst nur wenige Jahre, änderte sich dies Anfang der 80er Jahre. Mit der Gründung der fotografischen Salons von Meinhardt, Jäger und Pippig verfügte die Stadt nun über Ateliers, die über Jahrzehnte fortbestanden und das Gesicht der Stadt am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im Bild festhielten.
Das Aufkommen von Rollfilmkameras in den 1920er und 30er Jahren ermöglichte nunmehr Jedem das Fotografieren. Jetzt spielte das bloße Entwickeln der Filme eine immer größere Rolle, das außer von den Fotografen auch von Optikern und Drogisten übernommen wurde. Die weitere Verbesserung der Technik bis hin zur Digitalfotografie und zu modernen Druckern unserer Tage führte zu einer zunehmenden Verdrängung der Fotografen in Nischensegmente.
Bis 1945 wirkten in Grimma mindestens 33 Fotografen, von denen neun als Wanderfotografen tätig waren. In der ausstellungsbegleitenden Broschüre sind alle Fotografen chronologisch bis 1945 aufgelistet.
Die aktuelle Ausstellung zeigt eine Auswahl aus der Sammlung des Fotogeschäftes Pippig. Dabei stammen die ältesten Aufnahmen vom Ende des 19. Jahrhunderts.
Manfred Pippig hat im Laufe der Jahre neben den Fotos auch eine große Sammlung Fototechnik zusammengetragen. Ausgewählte Stücke werden in der Präsentation gezeigt.
Peter Fricke, Mitglied unseres Vereins „Freundeskreis der Museums Grimma e.V.“ erarbeitete für die Präsentation eine kleine Broschüre, in der alle in Grimme tätigen Fotografen von 1843 bis 1945 aufgeführt sind. Dieses Begleitheft kann in unserem Museum erworben werden.