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Dieses geschmückte Gebäck stammt aus dem sogenannten „Brotpuppendorf“ Calderon. Die Figuren wurden früher aus einer Mischung von Maisstärke und Wasser hergestellt. Der Teig für die Verzierungen wurde in der entsprechenden Farbe eingefärbt und dann zu Blumen, Schnüren, Perlenketten usw. verarbeitet.
Diese Brotfiguren, auch Masapan genannt, hängen eng mit den präkolumbianischen Bestattungsriten zusammen. Am 2.11. wird auch in Ecuador der Tag der Toten gefeiert. Die Nachkommen bringen ihren verstorbenen Verwandten an diesem Tag kleine Gebäckstücke ans Grab. Margarita Reza Povea (1919-1988) war die erste, die statt kleiner Gebäckstücke Figuren aus Teig fertigte. Sie heiratete im Alter von 15 Jahren Carlos Humberto Bedoya. Von seiner Mutter Mercedes Suárez erlernte Margarita das Handwerk des Brotbackens. Nachdem sich das Ehepaar schon bald eine eigene Bäckerei eingerichtete hatte, begann Margerita mit der Herstellung von sogenannten Gebets-Guaguas. Sie gab sich nicht mit der Herstellung traditioneller Brote für den 2. November zufrieden, sondern recherchierte stattdessen nach Materialien und Pigmenten, um sie zu dekorieren, und schuf Figuren mit einer Größe von bis zu einem Meter. In der Zwischenzeit experimentierte ihr Mann mit verschiedenen Materialien, um die Konsistenz des Teigs zu verändern. Die Figuren waren allerdings mit der neuen Rezeptur nicht mehr essbar – dafür aber komplexer und haltbarer. Die beiden bildeten auch andere Frauen in diesem Handwerk aus. Sie wurden anerkannte Kunsthandwerkerinnen, die mit ihren reich verzierten Gebäckstücken schon bald auch das internationale Publikum begeisterten. Heute steht die Masapanherstellung auf der Liste des immateriellen Kulturerbes in Ecuador.