3.12.2017 bis 25.2.2018
Am 1. Advent eröffnet das Kreismuseum Grimma um 15.00 Uhr seine diesjährige Weihnachtsausstellung. Gezeigt werden Krippen der verschiedenen Völker aus vier Kontinenten. Die Sammlerin Marita Pesenecker hat in den letzten 25 Jahren zirka 300 Weihnachtskrippen zusammengetragen. Eine ganze Reihe kam aus dem Urlaub mit nach Hause, andere entdeckte sie auf dem Antikmarkt oder in Weltläden. Die Sammelleidenschaft führte sie natürlich auch in die „Hochburg“ der Krippenbaukunst – nach Neapel, wo man den Krippenbauern direkt bei der Arbeit zuschauen kann.
Die Unterschiedlichkeit der Gestaltung und die Vielfalt des eingesetzten Materials, bedingt durch die verschiedenen Kulturen und Temperamente der Völker, weckten ihr Interesse. Und immer ist es das eine Thema: die Geburt Christi.
Thema der Krippendarstellung ist die erste Fleischwerdung Christi, die das Warten des auserwählten Volkes beendete. Nicht nur das erste Erscheinen und der Empfang Jesu werden dargestellt, sondern auch die heutige Gegenwart des Erlösers. Denn die außergewöhnliche Vielfalt der Krippen, bei der die Geburtsszene in landestypische Bräuche und Traditionen „gekleidet“ wird, ist ein Zeichen für die Gegenwart Christi unter den Menschen. Angefangen bei Völkern und Ländern, bis hin zu einzelnen Dörfern und Stadtteilen entwickelte jede Gemeinde ihre eigene, typische Darstellungsweise der Geburt des Heilands. So erfuhren die Figuren auch volkstümliche, einheimische Veränderungen, die teilweise sehr persönliche Akzente tragen. Es entstand der Typus der Heimatkrippen, die sich in Europa und weit darüber hinaus finden lassen. Sie sind in die jeweilige heimatliche Wirklichkeit eingebunden und zeigen beschauliche Einzelheiten und liebenswürdige Kleinigkeiten.
An der Formenvielfalt, durch die sich die verschiedenen Krippen – seien sie aus Mexiko, Polen, der Provence, Italien, Tirol oder Deutschland – voneinander unterscheiden, lässt sich ablesen, dass die Völker die Heilsbotschaft unmittelbar in ihre Sprache übersetzt haben. Vielfalt ist also ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal der Krippe, die Eingang in ganz unterschiedliche Kulturen fand. Eine einzige Szene, ein fester Figurenkreis werden unzählige Male in den verschiedenen Sprachen und Ausdrucksweisen wiederholt. Die Krippen sind folglich unendlich in ihrer Zahl, so wie es die Völker, die Kulturen und die Kunsthandwerker sind, die sie erschaffen.
In den Krippen werden mit bildlichem Mittel der Glaubensinhalt und die kulturelle Identität transportiert und man erhält somit auch Informationen über eine Kultur. Die Bolivianer und die anderen Bewohner der Anden ersetzen Ochse und Esel durch das Lama und kleiden Maria und Josef mit den landestypischen Mützen und Ponchos. Die Mexikaner nutzen ihre leuchtenden Farben in der Krippe.
Das vertraute Umfeld mit bekannten Orten und Bauweisen, mit gewohnter Kleidung und vertrauten Gegenständen sorgt dafür, dass das Geschehen näher an den Einzelnen heranrückt und so eine tiefere Andacht ermöglicht. Damit wachsen auch ihre Volkstümlichkeit und ihre Beliebtheit. Die Gläubigen wollen die Menschwerdung des Gottessohnes in ihrer eigenen Lebenswelt wiederfinden. So wird Christus nicht mehr nur in Bethlehem geboren, sondern Bethlehem ist sozusagen überall, an allen Orten kann er zur Welt kommen.
Genauso vielseitig wie die Formen sind auch die Materialien, aus denen die Krippen geschaffen werden, so z.B.: Olivenholz und Perlmutt aus Israel, Stroh und Brotteig aus Ecuador, Elfenbein und Ebenholz aus Tansania, Bambus aus China, Bronze und Messing aus Kamerun, Burkina Faso und Ghana, Kork aus Portugal, Maisblatt aus Tschechien, aus Kenia sowie Südafrika und Stanniolpapier aus Krakau; außerdem Papier, Pappe, Pappmaché, Gips, Zinn, Blei, Wachs und vor allem Holz und Ton.