Einführung
Die im frühen 18. Jahrhundert aufkommenden Freimaurerlogen bildeten wie die Salons und Lesegesellschaften Keimzellen für aufklärerische Ideen und erlebten bis zum frühen 19. Jahrhundert eine erste Blüte. Dem Geist der Aufklärung entsprechen auch die fünf Grundprinzipien der Freimaurer: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Durch ständige Arbeit an sich selbst sollen die im obigen Sinne Brüder genannten Mitglieder sich selbst ermahnen im Sinne dieser Prinzipien zu leben und zu handeln, um dadurch, vereinfacht gesagt, bessere Menschen zu werden und dadurch eine bessere Menschheit zu schaffen. Dem entsprechend steht die Mauerei prinzipiell jedem, ungeachtet seiner sozialen Stellung, Glaubensvorstellungen, Nationalität bzw. generell gesellschaftlichen Unterschiede, offen. Die Freimaurer organisieren sich in Logen die der Verschwiegenheit unterliegen. Damit soll hauptsächlich ein offener Meinungsaustausch gewährleistet werden, führt aber oft auch zu unnötiger Geheimniskrämerei, welche die Maurerei Außenstehenden suspekt macht. Dazu treffen sich die Maurer zur sogenannten Tempelarbeit, die außer den Riten meist aus Vorträgen mit Bezug zu den freimaurerischen Grundprinzipien besteht. Wichtig ist auch die Betonung der brüderlichen Gemeinschaft durch ein gemeinsames Mahl und das Pflegen der Geselligkeit. Es gibt verschiedene Formen der Freimaurerei, was deren innere Organisation betrifft. In Sachsen gab es überwiegend St. Johannis-Freimaurerlogen, deren Schutzpatron Johannes der Täufer war, und welche meistens das altenglische, auch Schröder’sches genannte System benutzten. Sie arbeiteten mit den drei Graden Lehrling, Geselle und Meister. Der Vorsitzende wird Meister vom Stuhl (M.v.St.) genannt. Dazu kommen unterschiedliche Ämter wie Aufseher oder Schaffner. Unabhängig vom Grad werden alle Entscheidungen demokratisch getroffen. Die Beförderung in den nächsten Grad erfolgte meist obligatorisch nach ein paar Jahren, allerdings erst nach Empfehlung eines Bürgen, der den Meistergrad inne hat. Ursprünglich waren nur Männer als Mitglieder zugelassen. Heute gibt es sowohl reine Männer- oder Frauen- sowie gemischte Logen. In begrenztem Umfang wurden auch früher die Frauen der Mitglieder, welche man analog zu den Brüdern Schwestern nannte, am Logenleben beteiligt. Dafür wurden u.a. sogenannte Schwesternlogen veranstaltet.
Im späteren Königreich Sachsen bildeten sich 1738 in Dresden und 1741 in Leipzig die ersten Logen. Zunächst auf die größeren Städte des Landes beschränkt, erreichte die Maurerei ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend auch die Mittel- und Kleinstädte, so in Glauchau 1846, Meissen 1847 oder Annaberg 1855. Im Jahre 1811 erfolgte der Zusammenschluss von zunächst 11 Logen zur Großen Landes-Loge von Sachsen (Gr.L.L.v.S.). Zum Zeitpunkt ihrer Auflösung 1933 gehörten ihr 46 Bauhütten mit ca. 7200 Brüdern an. Sie war in zwei Kollegien organisiert, den Großbeamten mit dem Großmeister und den Vertretern der Tochterlogen.
Über die Freimaurerloge „Albert zur Eintracht“ in Grimma
Die Geschichte der Freimaurerei in Grimma begann am 28. September 1848, als sich sechs Brüder aus Grimma bzw. der näheren Umgebung zu einem maurerischen Club zusammenfanden. Die meisten Brüder gehörten der schon seit 1819 in Wurzen bestehenden Loge „Friedrich August zum treuen Bunde“ an, welche auch die Aufsicht über den Club inne hatte. Seine Gründer waren der Seminarlehrer Sengeboden, Kaufmann Krüger, Stadtmusikdirektor Hesse, Wirtschaftsfourier Barth, Wachtmeister Häschke und Sekretär Schruth. Der „Latomia“ (Steinbruch) genannte Club begann seine eigentliche Arbeit am 17.3.1849 mit der Unterzeichnung seiner 1. Konstitutionsurkunde durch nunmehr 15 Brüder, zu denen u.a. der Gerichtsdirektor A. H. Müller und der Brauereipächter J. G. Lange aus Hohnstädt gehörten. Bisher unbekannt dürfte sein, dass auch der für seine Wohltätigkeitsarbeit bekannte Schriftsteller und Herausgeber der politischen Zeitung „Der Dorfbarbier“, Ferdinand Stolle, dem Club bis zu seinem 1855 erfolgten Weggang nach Dresden angehörte. Vorsitzende des Clubs waren Lehrer Sengeboden, Kaufmann Krüger, Gerichtsdirektor Müller und Anwalt Mey.
Nicht zuletzt aufgrund der schwierigen Verkehrsverhältnisse wurde schon bald der Wunsch nach einer eigenen Bauhütte größer. Bereits am 12.3.1851 beschloss daher der Club eine eigene Loge zu gründen und diese nach dem damaligen sächsischen Kronprinzen „Albert zur Eintracht“ zu nennen. Mit dem Namen wollte man in erster Linie die Verbundenheit zum sächsischen Königshaus ausdrücken, zumal dessen Stammvater, Albrecht der Beherzte, bekanntlich in Grimma geboren wurde. Durch seinen Adjutanten, Rittmeister von Senfft, gab Prinz Albert in einem Schreiben vom 16. September 1851 auch seine Genehmigung dazu. In dem Schreiben betonte er, dass er die Namenswahl als Loyalitätsbekundung gegenüber ihm und dem Königshaus besonders zu schätzen wisse. Der Teil „zur Eintracht“ des Logennamens wurde in Erinnerung des einträchtigen Zusammenlebens der bisherigen Brüder gewählt.
Zunächst stellte sich aber die Frage der Machbarkeit. Zum einen durfte die Wurzener Loge durch den Austritt der Mitglieder, welche mittlerweile etwa ein Drittel ausmachten, nicht in ihrer Existenz gefährdet werden. Zum anderen war die Errichtung einer eigenen Bauhütte mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden. Man musste sich auch überlegen, ob es in Zukunft genügend potentielle Mitglieder im Umkreis gab. Da Grimma eine bekannte Schulstadt und Verwaltungssitz war, glaubte man keinen Mangel an geistigen Kräften befürchten zu müssen, und auch die Finanzierung erschien als ein untergeordnetes Problem.
Die Wurzener Loge hatte prinzipiell nichts gegen die Neugründung in Grimma, bedauerte aber den bevorstehenden Verlust der Brüder und warnte, aus eigener Erfahrung, vor den Schwierigkeiten, die ein solches Unterfangen mit sich brachte. Hilfe kam zunächst von dem Wurzener Repräsentanten bei der Großen Landes-Loge von Sachsen, Br. Major von Lind, der als erster die materiellen und geistigen Möglichkeiten für eine Gründung prüfte und die obigen Grundfragen aufstellte.
Letzte Entscheidung hatte aber die Große Landes-Loge von Sachsen. Zunächst wurden durch fünf Großbeamte nochmals die Grundvoraussetzungen geprüft. Deren Bericht vom 13. Dezember 1851 kam jedoch in keiner der Fragen zu einer eindeutigen Antwort und sie überließen daher die Gründung dem Ermessen der Gr.L.L.v.S. Diese teilte dem damaligen Clubvorsteher Sengeboden am 10.2.1852 mit, dass sie mit der Genehmigung für jegliche Neugründungen warten wolle, bis das Verhältnis der Logen zur Staatsregierung geregelt sei. In der betreffenden Zeit gab es verschiedene Kampagnen gegen die Maurerei, welche z.B. vom Advokaten Eckert, der eine Fülle von Schriften gegen die Freimaurerei veröffentlichte, ausgingen. Noch schwerwiegender war eine Eingabe Eckerts vom 16. Februar 1852 an das Justizministerium, in welcher er, letztlich vergeblich, das Verbot der Freimaurerei forderte. Aber auch kirchliche Kreise und der Staat selbst gingen gegen Freimaurer vor. Letzterer hatte spätestens nach der 1848er Revolution Bedenken, dass fortschrittlich und reformerisch gesinnte Männer in den Logen eine Zufluchtsstätte fänden. So war die Freimaurerei in Sachsen lange Zeit nur geduldet und Militärangehörigen zwischen 1852 und 1908 eine Logentätigkeit ganz verboten. Die damaligen Schwierigkeiten für Freimaurer verdeutlicht auch die Statistik. In den Jahren 1851 und 1854 wurde in Deutschland gerade einmal eine, 1853 gar keine Loge gegründet. In normalen Jahren wurden vier oder mehr pro Jahr neu errichtet bzw. reaktiviert.
Da mehrere damalige Clubmitglieder bald darauf Grimma verließen, ruhte die Angelegenheit zunächst. Erst 1857 wurde von außen durch den damaligen Landesgroßmeister Meißner, welcher sich für Grimma besonders interessierte, da er hier die Landesschule besucht hatte, erneut die Gründung einer Bauhütte angeregt. Diese, bei Gelegenheit einer Festarbeit in Leipzig dem Grimmaer Stadtrat und Anwalt Alexander Mey (24.3.1824, Schlettau – 13.5.1903, Grimma) gegebene Anregung, wurde von diesem sofort aufgegriffen und die Machbarkeit aufs Neue geprüft und für ausführbar befunden.
So fanden sich im Frühjahr 1858 vierzehn Clubmitglieder zur Errichtung einer Loge zusammen. Von den Brüdern gehörten neben Mey drei der Loge „Balduin zur Linde“ und zwei der Loge „Apollo“ in Leipzig, sechs der Loge „Friedrich August zum treuen Bunde“ in Wurzen, je einer den Logen „Zu den drei Bergen“ in Freiberg und „Friedrich August zu den drei Zirkeln“ in Zittau an. Schon die Zugehörigkeit zu den einzelnen Logen lässt die Schwierigkeiten zu gemeinsamer Arbeit der Brüder in ihren Bauhütten und daher den Wunsch nach einer eigenen in Grimma erkennen. Schließlich konnte man zu diesem Zeitpunkt nur auf die Postkutsche als Verkehrsmittel zurückgreifen. Am 26. April richteten sie das Gründungsgesuch an die Große Landes-Loge von Sachsen, welches vom Landesgroßmeister Friedrich Ludwig Meißner, der auch bei der Ausarbeitung half, auf das Wärmste befürwortet wurde. Zum künftigen Meister vom Stuhl wurde Karl Alexander Mey gewählt, Gerichtsdirektor August Friedrich Müller und Kaufmann Karl Rasch zu Aufsehern, Buchdrucker Johann Roeßler zum Sekretär, Kaufmann Albin Rasch zum Schatzmeister, Amtsstraßenmeister Ludwig Wolf und Stadtmusikdirektor Heinrich Hesse zu Schaffnern. Diese Ämter genannten Posten wurden jährlich neu gewählt.
Diesmal genehmigte die Großloge, unter Zustimmung sämtlicher Bundeslogen, mit Schreiben vom 18.6.1858 die Gründung unter dem Namen „Albert zur Eintracht“. Die Grimmaer Bauhütte wurde die 15. des Bundes. In diesem Jahr wurden in den deutschen Ländern schon wieder fünf Logen neu errichtet.
Als erstes Heim der neuen Loge wurden am 1. Juli mehrere Räume im ersten Stock der Schindler’schen Gastwirtschaft am Markt (heute Standort Sparkasse) für jährlich 35 Thaler angemietet. Schindler, kurz darauf selbst Freimaurer, sorgte für die Ausstattung der Räume mit Vorhängen, Tischen, Stühlen, Geschirr usw. In diesem Domizil verblieb die Loge bis zur Einweihung ihres eigenen Logenhauses 1862. Die Ausstattung, u.a. mit rituellen Gerätschaften, wurde hauptsächlich durch die materielle Hilfe von Br. Heydenreich aus Leipzig und den Brüdern Gerstkamp, Hofmann und Flemming aus Dresden, welche mit hiesigen Mitgliedern befreundet waren, ermöglicht. Die Brüder Gerstkamp und Hofmann fungierten auch als Repräsentanten der neuen Grimmaer Loge bei der Gr.L.L.v.S. in Dresden.
Die Einweihung der neuen Bauhütte war ursprünglich auf den 29. August angesetzt. Durch das schwere Hochwasser vom 1. August musste diese jedoch auf den 12. September verschoben werden, der somit auch zum Stiftungstag der Loge wurde.
Das Hochwasser gab der Loge aber zugleich die Chance, ihre humanitären Ziele durch eine großzügige Spende von über 157 Thalern zum Besten der Hochwassergeschädigten unter Beweis zu stellen, welche vom M.v.St. der Leipziger Loge „Balduin zur Linde“, Br. Marbach, angeregt wurde. Zudem sagten die besuchenden Brüder zu, dass die nächste Armensammlung in ihren Logen ebenfalls den Hochwasseropfern zugute kommen sollte. Auch sonst sparten die auswärtigen Brüder nicht mit Gastgeschenken, so stifteten die Wurzener Loge und die Leipziger Loge „Apollo“ einen Teil ihrer Bibliotheken, die zum Grundstock derer der neuen Bauhütte wurde.
Zur Einweihung erschienen außer den 14 Gründungsmitgliedern etwa 150 Brüder aus 16 auswärtigen Logen. Die meisten gehörten den Leipziger (70) und Dresdener (20) Bauhütten an, aber auch Brüder der Logen aus Magdeburg, Halberstadt, Bayreuth, Paris und aus anderen Orten waren vertreten. Die Weihe vollzog der Landesgroßmeister Meißner zusammen mit den Großbeamten. Zunächst besichtigte man die neuen Logenräume und nahm auf der Gattersburg ein gemeinsames Frühstück ein, um im Anschluss in den Schindler’schen Räumen die Festloge, d.h. in diesem Falle die Einweihung, abzuhalten. Da die Räumlichkeiten begrenzt waren und man der Öffentlichkeit zeigen wollte, dass sich in Grimma eine Loge gegründet hat, wurde die anschließende Tafelloge, d.h. in diesem Falle im Wesentlichen ein Festessen mit Ansprachen, im Schützenhaussaal abgehalten. Durch den zahlreichen Besuch wurde auch ein Zeichen gesetzt, dass in einer für Freimaurer schwierigen Zeit in Grimma eine neue Loge gegründet werden konnte.
25Allerdings hatte man bei der Gründung den rechtlichen Status der Loge völlig außer Acht gelassen. Es gab zwar seit 1859 mit der Logenordnung ein internes Gesetzbuch, welches die Beziehungen der Brüder untereinander regelte, aber gegenüber der Öffentlichkeit war die Loge nicht rechtsfähig. Dies hatte zunächst zur Folge, dass der Meister vom Stuhl, Bruder Mey, die Logenräume als Privatperson anmietete. Da Mey selbst als Anwalt tätig war, wird dieses Versäumnis wohl Absicht gewesen sein. Denn um Rechtsfähigkeit zu erlangen, hätte man die Erlaubnis der Regierung einholen müssen, die den Freimaurern zu dieser Zeit eher Missfallen entgegenbrachte. Daher zog man es wohl vor erst gar nicht zu fragen. Grimma war in dieser Hinsicht auch nicht die einzige Bauhütte, welche den Staat zunächst außen vor hielt. Die ungeklärten Rechtsverhältnisse sollten jedenfalls noch häufiger für Probleme sorgen.
Die ersten Jahre brachten einen beständigen Aufschwung der Loge, welcher sich u.a. auch in der Mitgliederzahl ausdrückte. Aus den 14 Mitgliedern bei Logengründung, waren 1861 schon 31, 1865 44 und 1870 57 geworden. Doch durch den Tod des Landesgroßmeisters Meißner Anfang Dezember 1860 war auch ein erster Rückschlag zu verzeichnen. Schließlich wurde die Gründung der Bauhütte erst durch seine Anregung und sein stetes Engagement ermöglicht. Die Grimmaer Loge war für ihn immer eine Herzensangelegenheit, die neben materiellen Zuwendungen auch in seiner regelmäßigen Teilnahme bei den Stiftungsfesten Ausdruck fand.
In der Öffentlichkeit trat die Loge zunächst bei der Armenunterstützung in Erscheinung. Auf Anregung und durch großzügige Unterstützung der Brüder Gerstkamp aus Dresden und Heydenreich aus Leipzig wurde 1860 ein Fond zum Erwerb von Konfirmandenbekleidung für die Kinder armer Bürger errichtet. Vermehrt wurde der Fond durch Sammlungen an Clubtagen, so dass er 1861 bereits einen Betrag von 140 Thaler, 15 Neugroschen, 3 Pfennige aufwies, womit jährlich etwa vier bis fünf Kinder mit Bekleidung und Gesangbuch ausgestattet werden konnten.
Eine ernste Gefahr entstand 1861, als der Restaurateur Schindler, ohne seine Brüder vorab zu informieren, seine Gastwirtschaft verkaufte und durch den Besitzerwechsel die bisherige Nutzung der Logenräume zur Disposition stand. Natürlich dachte man in dieser Situation auch an ein eigenes Logenhaus. Allerdings ließ man diesen Gedanken bei Betrachtung der finanziellen Möglichkeiten schnell wieder fallen. Da weder die bisherigen Räume weiter genutzt werden konnten, noch es gelang adäquaten Ersatz zu finden, erwog man daher die Logentätigkeit ganz einzustellen.
Doch wie schon bei der Gründung machten auch in dieser ausweglosen Situation auswärtige Brüder das Unmögliche möglich. Trotz mangelnder finanzieller Mittel wurde der Bau eines eigenen Logenhauses in Angriff genommen. Vor allem die Unterstützung der Brüder Gerstkamp und Hofmann aus Dresden bei der Planung und Finanzierung der Loge erwies sich hierbei als ungemein wertvoll. Zur Errichtung und zum Betrieb standen zunächst nur 82 Thaler, 23 Neugroschen, 1 Pfennig Logenvermögen zur Verfügung, welches noch durch Privatspenden aufgestockt werden konnte. Nachdem der Repräsentant bei der Großen Landes-Loge, Br. Gerstkamp, eine stattliche Spende von 500 Thalern beigesteuert hatte, wurde am 8. Juni 1861 der Bau eines Logengebäudes beschlossen. Zudem wurden 153 zinslose Aktien zu je 25 Thalern unter den auswärtigen, meist Dresdner und Leipziger, Brüdern ausgegeben.
Als Baugrund standen im Laufe der Zeit mehrere Grundstücke zur Disposition, von welchen schließlich eine wüste, kommunale Brandstätte in der heutigen Schulstraße 17 gewählt wurde. Der Stadtrat überließ der Loge das Grundstück unentgeltlich und verlangte lediglich für die vorhandenen Obstbäume und die Einfriedung eine Entschädigung von 50 Thalern. Diese musste der Kaufmann Karl Rasch aus eigener Tasche zahlen, da die Loge wie erwähnt nicht rechtsfähig war. Demzufolge wurde er auch als Besitzer im Grundbuch eingetragen. Somit hatten die Brüder bald ein Logenhaus, das sie zwar gemeinsam bezahlten und aufbauten, welches aber vor dem Gesetz nur Karl Rasch gehörte. Der Entwurf des neuen Logengebäudes stammte vom Architekten F. Andrä. Am 27. Mai 1862 erfolgte die Grundsteinlegung. Der Bau wurde vom Zimmermeister Gey und vom Amtsmaurermeister Nebel, beides Logenbrüder, ausgeführt. Bereits am 1. Oktober 1862 war das Gebäude im Wesentlichen fertiggestellt und Ende November bezugsfertig. Am 7. Dezember wurde es offiziell geweiht. Zur Einweihung, welche mit dem Stiftungsfest verbunden wurde, erschienen Deputationen fast sämtlicher sächsischer Logen, die zur Freude der Grimmaer nicht mit Geldspenden und Geschenken sparten. Denn durch den Neubau, der die eigenen materiellen Möglichkeiten deutlich überstieg, war die finanzielle Situation der Bauhütte noch auf Jahre angespannt. Selbst eine Brandversicherung für das neue Gebäude konnte man sich erst ab 1873 leisten. Auch beim Bau selber musste gespart werden. So waren vor allem die Wirtschaftsräume bis zu ihren Ausbau 1888 viel zu klein bemessen. Erschwerend kam hinzu, dass zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Neubaus noch nicht alle Aktien (140, Stand 1863) an den Mann gebracht waren.
Die endgültigen Baukosten beliefen sich auf 5166 Thaler, 2 Groschen und 9 Pfennige, wobei die Kosten für den Bauplatz (66 Thaler, 29 Groschen, Pfennige) mit enthalten sind. Da die Einnahmen aus den Aktien (3825 Thaler) und den Spenden (590 Thaler, 17 Groschen, 9 Pfennige) nicht ausreichten, musste noch ein Darlehen in Höhe von 551 Thalern aufgenommen werden. Die Restsumme von 200 Thalern und 15 Groschen wurde hauptsächlich durch das Logenvermögen gedeckt. Für die Erstausstattung der Logenräume und Gerätschaften wurden 342 Thaler, 14 Groschen und 9 Pfennige aufgewendet.
Durch den Bau eines eigenen Logenhauses und der Gewinnung neuer Mitglieder, von welchen u.a. ein Aufnahmegeld zu entrichten war, schien die Bauhütte trotz der finanziellen Lage vorerst in ihrer Existenz gesichert und konnte ihre Tätigkeit entfalten. Einen herben Rückschlag brachte jedoch das Jahr 1866, in welchem viele engagierte Brüder verstarben. Darunter der so tatkräftige Förderer und Repräsentant bei der Gr.L.L.v.S. Gerstkamp sowie die beiden Aufseher Johann Roeßler und Karl Rasch. Der Tod von Karl Rasch wurde zur Existenzbedrohung, da er, wie oben erwähnt, der rechtliche Eigentümer von Grundstück und Gebäude war. Es war aber möglich seine Witwe zu überzeugen, die Liegenschaft an den Bruder des Verstorbenen Albin Rasch abzutreten (14. Mai 1867), welcher der Loge angehörte. Mit dieser Lösung hatte man natürlich erst einmal nur Zeit gewonnen.
Am 21. Oktober 1883 konnte man das 25. Stiftungsfest feiern, welches mit der Feier der 25-jährigen Hammerführung (Vorsitz) von Alexander Mey verbunden war. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 252 Arbeits-, bzw. Festlogen abgehalten, davon fünf Schwesternlogen. Im gleichen Zeitraum wurden 112 Brüder aufgenommen, 41 Brüder schieden aus der Loge aus, davon 25 durch Tod, zwei aus Altersgründen, sechs durch freiwilligen Austritt. Acht Brüder mussten wegen Nichterfüllung ihrer Pflichten die Bauhütte verlassen. Im selben Zeitraum wurden zehn Aufnahmegesuche abgelehnt und 26 auswärtige Brüder als Ehrenmitglieder aufgenommen. Die Loge hatte mit gegenwärtig 82 Brüdern einen soliden Mitgliederbestand. Zu dem Fest erschienen, neben dem Landesgroßmeister Wengler, die Brüder aus den Orienten Leipzig, Dresden, Plauen, Chemnitz, Zwickau, Döbeln, Annaberg und Wurzen so zahlreich, dass die Logenräume überfüllt waren. Auch bei dieser Gelegenheit erhielt die Bauhütte zahlreiche Gastgeschenke, u.a. enthüllte man ein Ölgemälde des Vorsitzenden Mey.
Die Wohltätigkeitsarbeit trat aber angesichts der finanziellen Schwierigkeiten in den ersten 25 Jahren des Bestehens in den Hintergrund. Zunächst gab es nur den 1860 errichteten Konfirmandenfond. Von Amtsrichter Hennig aus Taucha wurde die Johannes-Albert-Stiftung zur Beschaffung von Schulprämien an arme, fleißige Kinder in Höhe von 207 Mark (Stand 1883) gegründet.
Eine von Bankier Haase aus Dresden 1881 zum 25jährigen Mauererjubiläum des M.v.St. Mey gestiftete Geldspende von 100 Mark, welche von Mey noch um 50 Mark aufgestockt wurde, bildete den Grundstock zu einer nach Mey benannten Stiftung zur Unterstützung von Witwen und Waisen von Logenbrüdern, welche 1883 ein Vermögen von 353 Mark aufwies. Dass beide Stiftungen, wie schon die erste, wieder nur durch die tatkräftige finanzielle Unterstützung von Ehrenmitgliedern von außerhalb bzw. von diesen errichtet werden konnten ist bezeichnend. Der jungen Loge mangelte es nicht unbedingt am Willen zum Wohltätigkeitswerk, welches eine freimaurerische Pflicht darstellt, sondern schlicht an den finanziellen Mitteln. So gab es vor allem im ersten Jahrzehnt regelmäßig ein Defizit in der Logenkasse, das Schatzmeister Albin Rasch häufig aus eigener Tasche beglich.
Durch eine 1885 erfolgte Rechtsänderung war es am 6. Februar 1886 endlich möglich die Rechtsfähigkeit der Loge durch Eintragung ins Genossenschaftsregister (Fol. 5), herzustellen. Erst jetzt wurde die Loge vor dem Gesetz zur Eigentümerin ihrer Liegenschaft und ihr Vorsitzender rechtlicher Vertreter der Loge. Am 4. März 1886 wurde die Loge auch im Grundbuch als Eigentümerin eingetragen. Finanziell waren die Verhältnisse, nicht zuletzt durch steigende Mitgliederzahlen, soweit gefestigt, dass die Zukunft des Logenbetriebes gesichert war und man neue Projekte in Angriff nehmen konnte. Am Logenhaus wurden nun verschiedene Änderungen durchgeführt. Der dringend nötigen Erweiterung der Kastellanswohnung 1888 folgte 1895 der Anschluss an das öffentliche Abwassersystem und 1899 die Neueindeckung des Daches.
Das Amt des Vorsitzenden ging 1894 an den Realschullehrer und Direktor der Handelsschule Friedrich Wilhelm Zander (7.1.1853, Halle – 21.11.1920, Grimma) über. Unter seinem Vorsitz konnte die Wohltätigkeitsarbeit deutlich ausgebaut werden. So bemühte er sich besonders um die Erhöhung der Mey-Stiftung, die 1919 ein Kapital von 27.520 Mark aufweisen konnte und aus deren Zinsen seit 1898 einmalige Unterstützungen verteilt wurden. Jeder neu aufgenommene Bruder war nun verpflichtet dieser Stiftung beizutreten. Zudem wurde ein Teil der Aufnahme- und Beförderungsgebühren für die Stiftung verwand. Auch regelmäßige Sammlungen und die Vereinnahmung des Kapitals der bis 1896 bestehenden Johannes-Albert-Stiftung trugen zur Erhöhung bei. Verwaltet wurde sie, wie auch die anderen Stiftungen, von einem Ausschuss, der aus den Logenbeamten bestand. Aus Anlass seines 25-jährigen Logenjubiläums 1904 sind dem
Vorsitzenden von den Brüdern 1.500 Mark zu freien Verfügung gespendet worden. Diese verwandte Zander zur Gründung der Zander-Jubiläums-Stiftung, welche die Ausbildung von Söhnen der Stadt, vorrangig derer von Logenmitgliedern, fördern sollte.
Neben verschiedenen weiteren Stiftungen zur Begräbnisfürsorge wurden auch weiter Mittel aus dem 1860 geschaffenen Konfirmandenfond und einer Armenunterstützungskasse gewährt, welche durch Geldbeträge oder Vergabe von Gebrauchsgegenständen zu Konfirmation und Weihnachten bedürftige Kinder unterstütze. Bis 1917 wurden aus dieser Kasse 8067 Mark, 34 Pfennige ausgezahlt.
Unter Zanders Stuhlführung diente der Logen-Festsaal gleichzeitig als Aula der Handelsschule, deren Direktor er war.
Durch die weiter steigende Mitgliederzahl auf durchschnittlich 100 Brüder und wachsende Aufgaben wurde 1907 ein umfassender Umbau des Logenhauses notwendig und offiziell 1908 im Rahmen des Stiftungsfestes zum 50-jährigen Bestehen der Loge eingeweiht. Der Umbau, der in erster Linie der Erweiterung der Arbeits-, Gesellschafts- und Wirtschaftsräume diente, kostete 18573,21 Mark. Für Neuanschaffungen und Unterhaltung der Innenausstattung wurden bis 1917 weitere 5549,09 Mark ausgegeben.
Der Arzt Wilhelm Köhnke (23.4.1873, Salzwedel – 29.12.1941, Grimma) übernahm im Juni 1914 das Amt des Stuhlmeisters, konnte es aber nur bis Kriegsbeginn ausüben. Obwohl die meisten Freimaurer eher pazifistisch eingestellt waren, überwog doch der Patriotismus deutlich. Zwar wurde der Krieg in keiner Weise begrüßt, aber es stand außer Frage, dass sich die Loge mit ihren Mitteln und Mitgliedern in den Dienst des Vaterlandes stellte. Ursprünglich war geplant die Logenräume dem Roten Kreuz als Lazarett zur Verfügung zu stellen. Da sich diese hierfür als ungeeignet erwiesen, wurden zumindest Ausbildungskurse für Rot-Kreuz-Schwestern veranstaltet. In den ersten Kriegsmonaten wurde die Logenküche als Volksküche vom Albertverein genutzt. Zudem nutzte der städtische Kirchenchor die Räumlichkeiten für Singübungen, da dessen bisheriger Übungsraum vom Militär beansprucht wurde. Natürlich spendete die Loge auch Geldbeträge an Vereine der Kriegsfürsorge, so dem Roten Kreuz oder der Stiftung Heimatdank, insgesamt 1605 Mark aus Logenmitteln, wozu noch Einzelspenden der Mitglieder kamen. Die Logentätigkeit war unter den Bedingungen der Kriegswirtschaft nur eingeschränkt möglich. Beim Heer dienten 21 Mitglieder, u.a. der M.v.St. Dr. med. Köhnke, der durch den ehemaligen Stuhlmeister Zander vertreten wurde. Personell hatte die Bauhütte dagegen relativ wenige Opfer unter ihren Brüdern zu beklagen. Neben dem 1916 gefallenen Seifenfabrikanten Kurt Held aus Grimma wurde der Revierförster Erich Methner aus Brandis vermisst und der Gutsbesitzer Hans Uhlemann aus Wednig verwundet. Die Witwe Held’s hinterließ 1916 der Loge 5000 Mark zur Errichtung einer Stiftung für bedürftige Logenbrüder. Ein größeres Problem für den Betrieb stellte die ständige Mangelwirtschaft und Geldentwertung, vor allem ab Kriegsende, dar, wodurch ein großer Teil der Fest- und Tafellogen gestrichen werden musste. Den Engpass versuchte man durch die Möglichkeit einen Imbiss, im Anschluss an die Arbeitslogen, einzunehmen, abzuhelfen.
Bis 1917 wurden 766 Feiern abgehalten: Aufnahme-, Johannisfest-, Stiftungsfest-, Trauer-, Beförderungslogen in die verschiedenen Grade. Neben den Feiern gab es 409 Beratungs- und Vortragstreffen. Die Hauptarbeit, die neben den Riten vor allem in Vorträgen bestand, wurde aber nur von relativ wenigen Brüdern eifrig betrieben. Es waren hauptsächlich die Vorsitzenden Mey, Zander und Köhnke sowie die Brüder Nietzold und Mayas welche diese leisteten.
Nicht zuletzt durch die Fremdnutzung der unteren Gesellschaftsräume während des Krieges wurden 1919 neue Wand- und Deckenmalereien nötig. Die Kosten für diese und die Legung der elektrischen Lichtleitung im Logenhaus wurde dank einer Spende von 3000 Mark durch die Brüder Bode, Barthel, Nierth, Rost und Weißing möglich. Nachrichten über weitere Baumaßnahmen bis zur Auflösung der Loge sind bisher nicht bekannt. Ebenfalls 1919 wurde eine neue Logenordnung verfasst. Bis Mitte der 1920 Jahre machte auch die allgemeine Mangelwirtschaft nicht vor der Loge halt. Regelmäßige Tafellogen und Brudermahle ließen die Notzeiten nicht zu, es blieb wie schon im Krieg nur die Möglichkeit eines Imbisses. Zudem machte die enorme Geldentwertung das Stiftungskapital und das Vermögen vieler Mitglieder zunichte. Die gerade in diesen Zeiten wichtige Wohltätigkeitsarbeit stagnierte daher. Eine gewisse Hilfe kam wieder von außen. So übermittelten beispielsweise in Chicago lebende deutsch-amerikanische Logenbrüder 1921 zur Unterstützung unterernährter Kinder 10.000 Dollar an die deutschen Logen, von denen umgerechnet 64.299 Mark von den sächsischen Logen verteilt wurden. Die Mitgliederzahl stieg nach dem Krieg deutlich auf einen Höchststand von 170 ordentlichen Mitgliedern im Jahr 1925. Ab da sank die Anzahl der Logenbrüder bis zum Verbot 1933 auf etwa 65 heimische und 75 auswärtige Mitglieder.
Zum 70-jährigen Bestehen wurde 1928 eine größere Festloge veranstaltet. Das für 1933 geplante große Jubiläum zum 75-jährigen Bestehen konnten dagegen nicht mehr stattfinden.
Das Ende der Logen kam 1933 kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und war nicht überraschend, da die NS-Propaganda seit jeher von jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörungen faselte. Bereits am 21.3. richtete die Landesloge ein Telegramm an den Reichspräsidenten Hindenburg und den neuen Reichskanzler Hitler, in welchem sie die unbedingte Treue der Maurer zum neuen Staat zum Ausdruck brachte. Es wirkt wie ein letzter Versuch des Landesgroßmeisters, die Meinung der neuen Machthaber bezüglich der Logen ändern zu können. Schon Ostern 1933 kam ein Verbot der Freimaurerei im Dritten Reich. Die Großlogen von Preußen konnten allerdings noch den Kompromiss aushandeln, die Logen in deutsch-christliche Vereine umzuwandeln. Einige Bauhütten bestanden daher noch eine Zeit lang als deutsch-christliche Orden weiter, bis die letzten im August 1935 gänzlich verboten wurden. Damit verbunden waren allerdings Zugeständnisse, wie beispielsweise die Aufnahme des Arierparagraphen in die Vereinsordnungen, was den Ausschluss ausländischer, andersgläubiger und fremdrassiger Mitglieder bedeutete und die Verpflichtung, alle Bezüge zum Judentum aus den Ritualen zu entfernen. Viele Logen, welche diese Zugeständnisse nicht machen wollten, lösten sich gezwungenermaßen auf. Ungeachtet der Anpassung an die Machthaber wurden aber auch die verbliebenen Vereine, um den Anschein von Legalität zu wahren, beständig zur Selbstauflösung gedrängt und deren Mitglieder durch Gestapo und Sicherheitsdienst der SS überwacht und beruflich benachteiligt.
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24Die schon am 12. April aufgelöste Gr.L.L.v.S. bestand bis zum 10. August 1935 als „Deutschchristlicher Orden Sachsen“ weiter. Manche der ehemaligen Bundeslogen folgten diesem Beispiel. Auch die Grimmaer Loge wurde in einen solchen deutsch-christlichen Verein umgewandelt. Die letzte offizielle Zusammenkunft der Bauhütte fand am 13. April 1933 statt und stand schon im Zeichen der Umwandlung. Als Ortsgruppe Grimma des Deutsch-Christlichen Ordens Sachsen nahm der Verein seine Tätigkeit am 27. April zunächst wieder auf, jedoch noch ohne den rechtlichen Status erlangt zu haben. Erst am 18. Mai wurde offiziell in einer Hauptversammlung die rechtlich als Genossenschaft eingetragene Freimaurerloge Albert zur Eintracht in einen Deutsch-Christlichen Orden umgewandelt. Als solcher trat er dem am 14. Mai in Leipzig gegründeten Christlichen Orden „Deutscher Dom“ als Ortsgruppe bei. Die Umwandlung ging mit einer umfangreichen Satzungsänderung einher, welche u.a. die Aufnahme des Arierparagraphen, die schon erwähnte Tilgung alles „Undeutschen“ aus den Bräuchen, „Geheimniskrämerei“ oder das Verbot des Kontaktes zu ausländischen Verbänden beinhaltete. Über den Zweck des Vereins hieß es nun in Paragraph 2 der Satzung: „Die Aufgabe des Ordens ist die Mitarbeit an der geistigen Erneuerung und dem kulturellen Aufstieg des deutschen Volkes durch die Ausbildung der Mitglieder seiner Ortsgruppen zu tatbereiten, innerlich freien deutschen Männern, durch die Pflege christlicher Gesinnung und durch Teilnahme am Aufbau der harmonischen Einheit des deutschen Volksganzen.“ Weitere Formulierungen aus dem bekannten NS-Jargon wie „deutsche Schicksalsgemeinschaft“ oder „Opferbereitschaft für Volk und Vaterland“ folgten. Mit den Grundprinzipien der Freimaurerei hatte diese Satzung nicht mehr viel gemein.
Von einer generellen Ablehnung Hitlers unter einigen der häufig national-konservativ eingestellten ehemaligen Logenbrüder konnte aber, von Ausnahmen abgesehen, ohnehin nicht die Rede sein. Die Grimmaer Ortsgruppe existierte in solcher Form noch bis 1934 weiter. Unter steigendem Druck beschlossen die verbliebenen Mitglieder am 9. Juni 1934 schließlich die Auflösung des Vereins.
Verglichen mit anderen Gruppierungen wurden die Freimaurer dagegen nur in Einzelfällen aktiv verfolgt. Dennoch wurden einige Maurer in Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert und/oder ermordet. Generell war den Machthabern die Mitgliedschaft aber eher Anlass als Grund, unliebsame Personen aus dem öffentlichen Leben zu entfernen.
Ab 1933 gab es verschiedene Postenverbote für Freimaurer, was in Grimma z.B. zur Folge hatte, dass der Leiter des hiesigen Reichsluftschutzbundes Rudolf Wolf von seinem Posten zurücktreten musste. Wolf verlor später auch seine Stellung als Direktor der Bürgerschule, wo er durch den Parteigenossen Arno Ehemann ersetzt wurde, verblieb aber weiter im Lehrerkollegium. Als weiteres Beispiel läßt sich Verwaltungsinspektor Friedrich Schmautz nennen, der seinen Vorsitz im hiesigen Schwimmverein Neptun an ein junges und unerfahrenes, aber dafür parteitreues Mitglied verlor. Auch für andere Beamte bzw. Lehrer wirkte sich die Logenzugehörigkeit zunächst nachteilig aus, ging aber nur selten bis hin zum Berufsverbot. So wurde beispielsweise der Polizeiregistrator und spätere Bürgermeister Arthur Schröter zum vorzeitigen Ruhestand gezwungen.
Das Inventar wurde teilweise unter den Mitgliedern aufgeteilt, das Vereinsvermögen liquidiert und die Liegenschaft später enteignet. Das Logenhaus ging Mitte März 1935 für gerade einmal rund 14.000 Mark, etwa die Hälfte seines Wertes, in den Besitz des Fabrikanten und Parteigenossen Ferdinand Walther über, welcher seit 1934 als Sachverständiger in Enteignungsfällen wirkte. Die Vermutung, dass Walther hier als Strohmann für die Partei fungierte liegt nahe, da er das Gebäude offenkundig nie selbst nutzen wollte und sofort nach Erwerb die Herrichtung als zukünftiges Parteiheim der NSDAP veranlasste. In diesem Zusammenhang ist auch die bereits Mitte Februar beschlossene Aufteilung der Ortsgruppe erhellend, da auf dieser bereits das ehemalige Logengebäude als künftiges Parteiheim mit Bezug ab 1. April ins Auge gefasst wurde. Die Liquidation durch fingierte „Kaufverträge“ ermöglichte dabei die Überführung von Logenvermögen an staatliche Institutionen und war ein seinerzeit häufig angewendetes Mittel um den Anschein von Legalität zu wahren. Walther überließ der Ortsgruppe der NSDAP das Gebäude im April zunächst unentgeltlich als Parteiheim. Die offizielle Einweihung des auch von anderen Parteiorganisationen wie der DAF genutzten Gebäudes erfolgte erst am 16. Dezember 1935 durch den Reichsstatthalter Mutschmann und Wirtschaftsminister Lenk. In den Besitz der Partei ging es rein rechtlich erst viel später, im Juli 1942, per Schenkung über.
Nach dem Krieg war eine frühere Logentätigkeit zunächst wiederum eher von Vorteil. Lehrer, die früher Logen angehörten, wurden als politisch unbedenklich eingestuft. So wurde beispielsweise der ehemalige Bürgerschullehrer Felix Krause kurzzeitig Rektor der Landesschule (Juni 1949 – 31.8.1950). Bestrebungen zu einer Wiedererrichtung der Grimmaer Bauhütte sind dagegen nicht bekannt und eine solche war, auch wegen des weiterbestehenden Verbots in der Sowjetischen Besatzungszone, nicht mehr realistisch. Erst nach der politischen Wende 1989 kam es formal von 1992 bis 1998 zu einer Neugründung, welche jedoch keine Logentätigkeit entfaltete.
Zwischen 1945 und 1948 diente das ehemalige Logenhaus als Geschäftsstelle des FDGB und des Antifa-Blocks. Das von der SED zunächst treuhänderisch verwaltete Gebäude wurde 1950 volkseigen. Seit 1953 ist es der Sitz des örtlichen Roten Kreuzes. Durch diese Nutzung wurden tiefgreifende Umbauten nötig, welche das Aussehen des Gebäudes nachhaltig veränderten. Im rechten Flügel wurde eine Durchfahrt eingebrochen und das zweigeschossige Gebäude durch den Ausbau des Dachgeschosses optisch aufgestockt.
Mitgliederstruktur
BObwohl nach dem Selbstverständnis der Freimaurerei die soziale Herkunft keine Rolle spielte, fällt auf, dass die Mitglieder alle ein gewisses Vermögen und einen gewissen Bildungsstand hatten. Obligatorisch war ein jährlicher Beitrag zur Wirtschaftskasse von 30 Mark (Auswärtige 20 Mark) und 10 Mark für die Mey-Stiftung (Stand 1913) zu entrichten. Zudem gab es einmalige Pflichtzahlungen in Form von einem Eintrittsgeld in die Loge und Beförderungsgeldern bei Erlangung des nächsten Grades. Auch für die Fest- und Tafellogen waren jeweils Geldbeiträge zu zahlen. Bürger mit geringen Einkommen konnten sich eine Zughörigkeit kaum leisten. Die relativ hohen Kosten trugen dazu bei, dass auch einige Brüder die Loge nur unregelmäßig besuchten. Eine Ausnahme bildeten hier die sogenannten „dienenden Brüder“, deren Beiträge aus der Logenkasse gedeckt wurden, und welche z.B. als Hausmeister oder Schreiber als Bedienstete der Loge fungierten. Andererseits bestand für verschiedene Geschäftsleute auch ein gewisser Reiz der Loge beizutreten, was der sogenannten Geschäftsmaurerei geschuldet war. Es verwundert nicht, dass sämtliche Aufträge der Loge soweit möglich nur an Mitglieder vergeben wurden. Aber auch im täglichen Geschäftsverkehr konnte es nicht schaden, wenn der Partner ein Logenbruder war. Daher nutzen einige Logenbrüder freimaurerische Symbole in Firmenemblemen, Briefköpfen, etc., in Grimma z.B. die bekannte Etuifabrik Kühn.
Die Mitglieder, Ehrenmitglieder ausgenommen, wurden in Heimische (Grimmaer) und Auswärtige (Umland) geteilt. In den ersten 60 Jahren lag das zahlenmäßige Verhältnis zwischen ihnen etwa bei 50:50. Betrachtet man die Zugehörigkeit zu den Berufsgruppen, bestanden generell nur wenige Unterschiede zwischen Grimmaer und auswärtigen Mitgliedern. Lediglich der Anteil von Handwerkern und Verwaltungsangestellten war erwartungsgemäß in der Stadt, welche ja gleichzeitig Verwaltungszentrum war, etwas höher als auf dem Lande. Kaufleute, Handwerker und Verwaltungsangestellte, bzw. Beamte waren jeweils zu etwa 20% vertreten. Der Rest verteilt sich auf die übrigen Berufsgruppen. Vertreter der Kirche bzw. des Ärztestandes spielten in Grimma, im Gegensatz zu anderen Logen, kaum eine Rolle. Im ersten Moment überraschend ist der für die Schulstadt Grimma, geringe Anteil an Lehrern, welche nur etwa 10% der Brüder ausmachten, hatte man sich bei der Gründung doch gerade von diesem Berufszweig einen regen Zuspruch erhofft. Über die Jahre stieg deren Anteil zwar kontinuierlich bis auf etwa 15% an, blieb aber stets hinter den Erwartungen zurück. So gehörte in der Geschichte der Loge kein Lehrer der Landesschule und nur wenige des Lehrerseminars der Bauhütte an. Die Brüder des Lehrerstandes verteilten sich in erster Linie relativ gleichmäßig auf Bürger- und Realschule. Letztere waren kommunale Einrichtungen, während erstere staatlich waren und, vor allem im Falle der Landesschule, immer ein Obrigkeitshöriges Kollegium aufwiesen. Da der Staat den Freimaurern bestenfalls Zurückhaltung entgegenbrachte, überrascht die mangelnde Beteiligung kaum. Militärangehörigen war wie erwähnt die Freimaurerei zwischen 1852 und 1908 verboten und es haben sich auch später keine in der hiesigen Loge beteiligt.
Ansonsten änderte sich die Mitgliederstruktur analog der sich verändernden Bevölkerungsstruktur der Stadt. Während beispielsweise der Anteil der Handwerker sank, stieg der Anteil der Fabrikanten und Arbeiter. Insgesamt hatte die Loge in ihrer knapp 75-jährigen Geschichte 377 ordentliche Mitglieder.
Die Freimaurerclubs unter Aufsicht der Grimmaer Loge „Albert zur Eintracht“
Club in Leisnig
Schon 1867 trafen sich in Rochlitz, Leisnig und Döbeln Freimaurer in losen Versammlungen, welche aber das Missfallen der Gr.L.L.v.S. erregten und zunächst verboten wurden. Nach dem die Landesloge am 18. Juli 1868 ein bindendes Regulativ für Freimaurerische Clubs erlassen hatte, strebten die Leisniger Brüder eine Neugründung an. Mit Genehmigung der Gr.L.L.v.S. fertigte die Grimmaer Bauhütte am 3. Dezember 1868 eine Stiftungs-Urkunde für die Leisniger Brüder aus. Mit deren Unterzeichnung gründete sich am 23. Februar 1869 ein Maurerclub in Leisnig, der unter der Aufsicht der Grimmaer Loge stand. Acht der 18 Gründungsmitglieder gehörten der Grimmaer Schutzloge an. Andere Mitglieder kamen aus den Logen von Leipzig, Dresden, Schneeberg, Chemnitz und ab 1883 aus der neu gegründeten Loge von Döbeln. Die ersten Zusammenkünfte fanden einmal monatlich im Bergschlößchen (1871), später im Goldenen Stern (1876) und zuletzt im Goldenen Löwen am Markt statt. Bei den Zusammenkünften wurden u.a. maurerische Werke besprochen oder eigene Vorgetragen. Besonders die Brüder Lachmund und Franke taten sich hier hervor. In den 1880er Jahren wurde der Jahresbeitrag von drei auf fünf Mark erhöht, um neben den Kosten für Schriften (Bauhütte, Freimaurerzeitung, Masonia) und Miete auch der Wohltätigkeit genüge zu tun. Am 13. Februar 1894 konnte der Club sein 25-jähriges Bestehen feiern. Zu diesem Fest im Leisniger Bahnhofshotel kamen auch viele Brüder der Grimmaer und Döbelner Logen. Geleitet wurde die Feier von den Vorsitzenden Mey aus Grimma und Otto aus Döbeln, zu deren Logen die Leisniger den größten Bezug hatten. Bei dieser Gelegenheit wurde Br. Lachmund die Ehrenmitgliedschaft der Loge „Albert zur Eintracht“ zuteil.
Bis etwa 1920 hatte der Club um die 20 Mitglieder, deren Zahl Mitte der 1920er auf ca. 35 stieg. Auch die Clubs hatten ein jährlich gewähltes Beamtenkollegium, welches aus dem Vorsitzenden, dem Schriftführer und dem Kassierer bzw. Schatzmeister bestand. Als 4. Mitglied gehörte ab 1887 im Leisniger Club der stellvertretende Vorsitzende dem Kollegium an. Mehrere Leisniger Persönlichkeiten gehörten dem Club an. So beispielsweise Bürgermeister Schickert, die Ärzte Lachmund und Hörder, Realschuldirektor Hunger, Handelsschuldirektor Walter und mehrere Mitglieder der Fabrikantenfamilie Zehl. Vorsitzende des Clubs waren die Brüder Mohr, Eißenbeiß, Arnold, Lachmund und Schickedanz. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten besiegelte 1933 das Ende des Freimaurerclubs.
Club „Johannisrose“ in Colditz
Der am 12. Mai 1877 in der Nachbarstadt Colditz gegründete freimaurerische Club „Johannisrose“ konnte dagegen nie die Bedeutung des Leisniger Clubs erreichen. Ihm gehörten ursprünglich nie mehr als durchschnittlich zehn Mitglieder an. Anfangs trafen sich die Brüder jeden 1. und 3. Donnerstag des Monats im Hotel „Zum Weissen Haus“, später jeden 2. Mittwoch im Monat im Ratskeller. Im Gegensatz zum Leisniger Club waren fast alle Mitglieder Angehörige der Grimmaer Loge.
Die bereits 1877 gegründete Johannis-Stiftung des Colditzer Clubs war dagegen die älteste der Grimmaer Bauhütte überhaupt. Angeregt durch Dr. med. Lommatzsch, sollte sie unbemittelte Freimaurer oder deren Angehörige unterstützen, welche aufgrund von Geisteskrankheit oder Epilepsie in einer sächsischen Irrenanstalt untergebracht waren. Ihr schweres Los sollte durch Spenden wie Obst, Tabak, Kaffee usw. erleichtert werden. Hierfür wurden 4/5 der Clubbeiträge aufgewandt. Durch Spenden von anderen Bauhütten und Clubs wies die Stiftung 1881 bereits ein Kapital von 645 Mark auf, so dass die ersten Hilfsgelder ausgegeben werden konnten. Dass sich ein erheblicher Teil der Mitglieder im Staatsdienst befand und diese früher häufiger Versetzungen unterworfen waren, stellte für den zahlenmäßig schwachen Club ein Problem dar. Schon kurz nach der Jahrhundertwende hatte er so wenige Mitglieder, dass er um 1905 seine Tätigkeit einstellte. Das Eigentum des Clubs und seine Stiftung verwaltete der letzte verbliebene Bruder, Lokalrichter Hermann Zesewitz, bis zu seinem Tod. Das Restvermögen der Johannis-Stiftung in Höhe von 2396,21 Mark wurde 1916 dem Grimmaer Stiftungsvermögen einverleibt.
Doch tot gesagte leben länger. Nach dem Weltkrieg wurde der Club um 1920 wiederbelebt. In den letzten Jahren bis zur Auflösung 1933, gehörten ihm im Schnitt 25 Mitglieder an, darunter der Zschirlaer Pfarrer Herzog und der Sermuther Baumeister Oswald Richter.
Club „Am Diamantstein“ in Mutzschen
Nur Wenigen dürfte bekannt sein, dass in Mutzschen ein Freimaurerclub existierte. Er wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg, um 1921, gegründet und bestand bis zum Verbot 1933.
Ständiger Arbeitstag war jeder 2. Dienstag im Monat in Gräfe’s Gastwirtschaft. In den 1920ern besaß der Club zwölf Mitglieder, welche alle der Grimmaer Loge angehörten. Zum Zeitpunkt der Auflösung 1933 gehörten ihm nur noch sechs Freimaurer an. Die bekanntesten von ihnen waren die Bürgermeister Richard Brettschneider und Carl Hermann Loos sowie der Kaufmann Erhard Wappler.
Mitglieder des Maurerclubs „Latomia“ in Grimma
Dr. phil. Sengeboden, Seminarlehere (G/V)
Friedrich Wilhelm Krüger, Kaufmann (G/V)
Heinrich Traugott Hesse, Stadtmusikdirektor (G)
Ernst Moritz Barth, Wirtschaftsfourier (G)
Georg Hermann Julius Häschke, Wachtmeister (G)
Friedrich Adolf Schruth, Sekretär (G)
Friedrich August Valten, Stadtgerichtsregistrator
Robert Sommer, Konditor
August Heinrich Müller, Gerichtsdirektor (V)
Graf von Wartensleben, Rittergutsbesitzer in Hohnstädt
Karl Wilhelm Gey, Zimmermeister
Albin Rasch, Kaufmann
Karl Rasch, Kaufmann
Johann Gottfried Lange, Brauereipächter in Hohnstädt
Ludwig Ferdinand Wolf, Amtsstraßenmeister
Ferdinand Stolle, Journalist und Schriftsteller
Alexander Mey, Anwalt und Stadtrat (V)
Friedrich Blechschmidt aus Golzern
Karl Gottfried Nebel, Amtsmaurermeister
Krause
Johann Friedrich Schulze, Gastwirt in Döben
G – Gründer / V – Vorsitzender










