Die schwedische Besetzung im Großen Nordischen Krieg

Schwedenkönig Karl XII. in Grimma

Während des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) weilte wiederholt hoher, wenn auch ungebetener, Besuch in Grimma. Sachsen war zusammen mit Dänemark und Russland Teil einer Dreierallianz, die sich 1700 gegen den jungen und vermeintlich schwachen Schwedenkönig Karl XII. gebildet hatte. Dieser konnte jedoch die Bündnispartner nacheinander schlagen. Die Dänen mussten am 28. August 1700 einen Friedensvertrag unterzeichnen, die Russen erlitten am 30. November des Jahres bei Narwa eine entscheidende Niederlage, die weitere Aktivitäten vorerst unmöglich machte.
Nun war für Karl der Weg frei, um in Polen einzumarschieren. Nachdem sich der unglücklich agierende August der Starke dem schwedischen König in Polen geschlagen geben musste, marschierte dieser mit seinem ca. 20.000 Mann starkem Heer im September 1706 in Kursachsen ein.

Am 17. September erreichte er mit einem Teil seiner Truppen Grimma. Während der König selbst sein Zelt vor dem Pappischen Tor aufschlug, wurden die Truppen in der Stadt einquartiert. Noch in derselben Nacht verließ er Grimma wieder in Richtung Weißenfels, der Großteil seiner Truppen folgte zwei Tage später. Allein dieser erste kurze Aufenthalt kostete die Grimmaer Bürger ca. 3000 Taler. Viel schwerer wog allerdings der Einzug des sogenannten Dahlregiments, welches die nächsten elf Monate die Bürger schwer belastete.

Eine gute Woche später, am 28. September 1706 kam Karl XII. zum zweiten Mal nach Grimma um sich hier mit Stanislaus Leszczyński, welcher mit Karls Unterstützung 1704 zum König von Polen gewählt wurde, zu treffen. Bereits am nächsten Morgen verließen beide, nach einer Besichtigung der Landesschule, die Stadt in Richtung Leipzig.

Den dritten Besuch stattete der Schwedenkönig der Stadt am 2. September 1707 ab, als er mit seinen Truppen das Kurfürstentum verließ. Zuvor hatten er und Kaiser Joseph I. von Österreich am 31. August die Altranstädter Konvention abgeschlossen, welche den evangelischen Gemeinden in Schlesien die freie Religionsausübung garantierte. Am 3. September verließ auch das Dahlregiment zusammen mit seinem König Grimma.

Damit endeten aber noch nicht die Tributzahlungen. Der Altranstädter Friedensvertrag welcher schon am 24. September 1706 ausgehandelt wurde, legte den sächsischen Gemeinden große Kriegslasten auf. Die Grimmaer mussten für Einquartierungen und Steuern insgesamt etwa 41.500 Taler aufbringen. Das wog umso schwerer, da die Verarmung, welche der Dreißigjährige Krieg verursacht hatte immer noch nachwirkte. Noch 1728 gab es daher zahlreiche Bürger, welche die schwedischen Abgaben noch nicht abgezahlt hatten und deren Besitztum teilweise zwangsversteigert wurde.
So verwundert es nicht, dass sich schon im Dezember 1706 zahlreiche Bürger bei ihren Landesherrn über ihren Bürgermeister und Rat beschwerten. Grund war die Art der Abgabenerhebung, welche die wohlhabenden Bürger schonte, dafür die Ärmsten umso härter traf. Besonders Bürgermeister Christian Huhn war Ziel zahlreicher Anfeindungen. Er soll sich als reicher Tuchhändler dafür eingesetzt haben, dass statt 150 Mann Artillerie das 1200 Mann starke Dahlregiment in Grimma einquartiert wurde, weil er hoffte, für dessen Ausstattung mit Uniformen sorgen zu können. Zudem veränderte er die angesetzten Tribute zugunsten von Verwandten und Bekannten nach Belieben.
Die wiederholten Vorwürfe führten 1708 zur Einsetzung einer Untersuchungskommission, die schon bald gravierende Unregelmäßigkeiten feststellte. Nach jahrelanger Prüfung wurde der Rat schließlich 1715 zu einer Zahlung von ca. 4400 Talern verurteilt. Die Schlussverhandlung konnte allerdings erst 1724 gehalten werden, da der Rat durch zahlreiche Eingaben ein endgültiges Urteil hinaus zögerte. So kam auch der Bürgermeister ungeschoren davon, da er bereits 1716 verstarb.

Peter Fricke, 2015