Ausstellung
Die Mühlenbesitzerfamilie Gleisberg
Geschichte der Großmühle Tafel 1
Geschichte der Großmühle Tafel 2
Geschichte der Großmühle Tafel 3
Geschichte der Großmühle 1
Wann genau die Großmühle – früher Obermühle genannt – errichtet wurde, ist urkundlich nicht belegt. Der ursprüngliche Besitzer und Erbauer der Obermühle war ein Burggraf von Döben, der sie nach wenigen Jahren an einen gewissen Lupold verkaufte. Aus einer Erwerbsliste des Klosters Altzelle geht hervor, dass das Kloster 1194 die Mühle mit einem dazugehörigen Hofe für 90 Mark Silber von besagtem Lupold erwarb (erste schriftliche Erwähnung).
Die Anfänge der Grimmaer Stadtentwicklung gehen auf Otto den Reichen zwischen 1156 und 1170 zurück. Mitte des 12. Jh. brachte im Zuge bäuerlicher Besiedlung der Landesausbau eine umfassende Bewegung mit vielen Rodungen, Dorf- und Stadtgründungen mit sich. Es entstanden um Grimma die Dörfer Hardt, Borensdorf, Großbardau, Hohnstädt, Seelingstädt u.a. und mit ihnen der Bedarf nach Mühlen. So richtete Otto der Reiche in Grimma neben der Obermühle noch eine zweite – die Niedermühle (heute in etwa in Nähe der neuen Muldenbrücke) ein.
Der Grimmaer Stadtchronist Henning geht davon aus, dass es sich bei beiden Mühlen anfänglich um Schiffmühlen handelte. Erst 1292 erwarb das Kloster Altzella vom Rat der Stadt den Mühlenwerder mit dem anliegenden Ufer, um ein Wehr anzulegen, womit die Voraussetzungen für ein festes Haus mit Wasserrädern und der entsprechenden Mühlentechnik gegeben waren. Der Mühlenforscher Dr. Hermann Gleisberg geht aber eher von festen Gebäuden mit einem wilden Wehr aus.
Das Kloster Altzella verwaltete beide Mühlen durch zwei Mönche, die in der Obermühle wohnten – den Mühlmeister und den Mühlschreiber. In der Nähe der Obermühle stand die Mühlkapelle, in welcher die Mahlgäste und die Flößer bei einem der beiden Mönche beichten und die Messe hören konnten. Mit dem Besitzwechsel der Mühle an die Stadt ist diese Kapelle wahrscheinlich abgetragen worden.
Am 6. April 1500 verkaufte das Kloster Altzella beide Mühlen für 1500 Rheinische Gulden an das hiesige Augustinerkloster. Das geringe Einkommen, die weite Entfernung der Mühle vom Sitz des Klosters und die häufigen Streitigkeiten mit der Stadt Grimma hatten die Mönche zu diesem Schritt veranlasst.
Die Augustiner-Mönche ließen die Niedermühle eingehen und betrieben die Obermühle ebenfalls durch zwei Mönche. Das Personal der Mühle bestand außerdem aus 2 Mühlknappen, 1 Oßkehrer, 1 Schirrmeister, 1 Enken (Ackerknecht), 1 Köchin oder Käsemutter und 2 Mägden. Zur Mühle gehörten Felder, Wiesen, Wald, Fischrechte, Vieh und Zinsen. Das Mühlen-Personal kümmerte sich neben dem Mahlen von Getreide um die Schlachtung der Tiere, Butter- und Käsezubereitung, ums Bierbrauen und Brotbacken. Im Augustinerkloster lebten zu der Zeit ca. 40 Mönche.
Nachdem der Augustinerorden im Jahre 1522 die Annahme der evangelischen Lehre und den Austritt aus dem Kloster gestattet hatte, trat fast die Hälfte des hiesigen Konvents aus dem Kloster aus. Bis zum Jahre 1529 verwalteten die Mönche ihre Güter und die Mühle noch selbst. Es lebten zu der Zeit neun Mönche im Kloster – die Zahl nahm aber stetig weiter ab.
Im Jahr 1533 erreichte der Rat der Stadt beim Kurfürsten, dass ihm die Mühle verpachtet wurde, und am 10. April 1540 kaufte der Rat die Mühle für 2000 Gulden. Anfangs verwaltete der Rat die Mühle in derselben Weise wie die Mönche: zwei Ratsherren – die Mühlherren – führten Aufsicht. Das Gesinde bestand aus sechs Personen.
Der Rat veranlasste 1543 eine Erweiterung der Mühle. Er baute an die große Mühle, die 10 Gänge besaß, eine Walkmühle für die Tuchmacher und auf der Mühleninsel eine kleine Mühle mit drei Gängen, eine Ölmühle und eine Schneidemühle an.
Am 1.1.1699 verpachtete der Rat die Mühle an den Müller Georg Eichelbaum für drei Jahre.