Großmühle Grimma

Ausstellung
Die Mühlenbesitzerfamilie Gleisberg
Geschichte der Großmühle Tafel 1
Geschichte der Großmühle Tafel 2
Geschichte der Großmühle Tafel 3

Die Mühlenbesitzerfamilie Gleisberg

Hermann Gleisberg 1848-1929
Hermann Gleisberg wurde am 29.1.1848 in Köthen/Anhalt geboren. 1870/71 nahm er als Einjährig-Freiwilliger im Infanterie-Regiment Nr. 95 „Leopold Friedrich von Dessau“ am Deutsch-Französischen Krieg teil. Nach Beendigung des Krieges war er bei verschiedenen kaufmännischen Firmen u.a. bei der Firma C. Lauteren & Sohn Mainz in deren Leipziger Filiale tätig und verheiratete sich am 2.5.1877 mit der Tochter des Herrn Albert Plenz, der bei der Getreidefirma Stichel & Schroeder beteiligt war.
Am 1.12.1876 erwarb er zusammen mit Herrn Heinrich Bauer aus Coburg die Großmühle Grimma. Der Schwiegervater von Hermann Gleisberg, Albert Plenz, stellte dem jungen Unternehmen einen Kredit von 200.000 Mark zur Verfügung. Ab 1881 war Hermann Gleisberg Alleineigentümer der Mühle.
Am 26.7.1917 wurde Hermann Gleisberg der Titel eines Königlichen Kommerzienrats verliehen. Er war Mitglied der Bezirksversammlung Grimma, Stadtverordnetenvorsteher, Landtagsabgeordneter, Mitglied der Nationalliberalen Fraktion, Mitglied der Handelskammer Dresden, bei der Reklamationskommission der Königlichen Kreishauptmannschaft Leipzig, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Maschinenfabrik Aktiengesellschaft Golzern-Grimma, Vorsitzender der Finanzdeputation B (Eisenbahnwesen) und Mitglied des Reichseisenbahnrates.
Am 9.1.1917 errichteten Jutta und Hermann Gleisberg die Gleisbergstiftung. Sie übergaben dem Stadtrat von Grimma die Summe von 30.000 Mark. Als Stiftungszweck war die Unterstützung von Frauen und Kindern von Betriebsangestellten im Krankheitsfall, für den Verein Heimatdank und für Kriegswaisen der im 1. Weltkrieg Gefallenen vermerkt.
Die Familie Gleisberg hatte sich unweit des Dorfes Höfgen an der Gaststätte „Zur Schiffmühle“ ein Wochenendhaus im Schweizer Stil erbauen lassen. Oberhalb der Gaststätte ließ Jutta Gleisberg 1900 einen Park anlegen und fünf Jahre später einen Turm errichten. Der Turm wurde zu Ehren des ehemaligen deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck „Bismarck-Turm“ genannt. Der Bau kostete 7000 Mark. Im Park befanden sich außerdem ein Kinderspielplatz, ein Springbrunnen, Bänke und 2 Schutzhütten, deren Innenausmalung Jutta Gleisberg selbst vorgenommen hatte. Turm und Park waren für jedermann zugänglich.

Am 20.3.1929 starb Hermann Gleisberg im Alter von 81 Jahren. Er wurde auf dem Grimmaer Friedhof beerdigt. Seine Frau starb drei Jahre nach ihm.

Gottfried Gleisberg 1877-1945
Gottfried Gleisberg wurde am 14.8.1877 in Leipzig geboren. Er besuchte von 1890 – 1896 die Fürsten- und Landesschule in Grimma. Anschließend studierte er in Heidelberg und Leipzig Jura und war bis zum Herbst 1900 Referendar in Oschatz. Ab 1. Oktober 1900 diente er ein Jahr lang bei der 3. Eskadron des 1. Ulanenregiments Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn“ und wurde dort zum Leutnant der Reserve befördert.
Am 20.2.1904 trat Gottfried als Teilhaber in das väterliche Geschäft ein.
Am 22.8.1907 heiratete Gottfried Gleisberg Fanny Gottschald, die Nichte von Romilo Otto Gottschald, des Gründers der Golzermühle. Ein Jahr später, am 27.7.1908, wurde das erste Kind, Hermann geboren.
Ab 1912 war Gottfried Gleisberg Vorsitzender der Unterhaltungsgenossenschaft der Vereinigten Mulde 1. Strecke.
Im 1. Weltkrieg zog Gottfried Gleisberg mit der 8. Kavallerie-Division nach Russland und Rumänien, nahm als Kolonnen- und Staffelkommandeur an den Kämpfen im Westen teil und wurde am 21.9.1918 als Rittmeister a.D. entlassen. Er erhielt mehrere Orden und Ehrenzeichen. Erfolgreich führte er den Mühlenbetrieb durch die schweren Nachkriegsjahre und die Inflationszeit.
Gottfried Gleisberg starb am 28. Januar 1945, seine Frau Fanny schon 1. Juni 1941.

Dr. Hermann Gleisberg 1908-1986
Hermann Gleisberg wurde am 27. Juli 1908 als Sohn des Mühlenbesitzers Gottfried Gleisberg und seiner Frau Fanny in Grimma geboren. Er besuchte von 1922 bis 1928 die Fürstenschule St. Augustin und studiere anschließend Jura. 1932 erlangte er die Doktorwürde.
Da Hermann der einzige Sohn der Familie war, kam ihm auch die Aufgabe zu, nach dem Tod des Vaters die Großmühle zu übernehmen. Daher erhielt er nach dem Studium im väterlichen Betrieb und in Calbe an der Saale bei der Firma Brückner eine praktische Einführung in das Mühlenwesen.
1939 verheiratete er sich mit Rosemarie geb. Hänsel aus Grottewitz. Der Ehe entstammten zwei Söhne, Ferdinand und Gottfried.
Nach dem Tod des Vaters 1945 wurde Hermann Alleininhaber des Familienbetriebes. Trotz erheblicher wirtschaftlicher Schwierigkeiten konnte er den Familienbetrieb noch einige Jahre weiterführen bis er 1963 staatliche Beteiligung und 1971 die Verstaatlichung beantragen musste. Hermann Gleisberg blieb durch alle diese Veränderungen hindurch der Leiter der Großmühle.
Er diente in den Gottesdiensten, im Männerkreis und ab 1959 als Domherr im Kapitel des Kollegiatstifts Wurzen. Für die Erhaltung des Doms konnte er Entscheidendes bewirken. 1982 trat Hermann Gleisberg aus dem aktiven Dienst im Domkapitel Wurzen aus.
Hermann Gleisberg leitete die Großmühle bis 1983. Er starb am 23. April 1986.
Rosemarie Gleisberg gründete zusammen mit Edwin Fehlauer, Frank Mann, Wolfgang Bak, Hubertus von Below u.a. am 9. Mai 1995 den Grimmaer Ruderverein, der bis heute sein Domizil im ehemaligen Pferdestall der Großmühle hat.
Rosemarie Gleisberg starb 2019 hochbetagt im Alter von 103 Jahren in Ulm bei ihrem Sohn Ferdinand.