Rudolf Fix – Meisterstück

1955 Meisterprüfung als Holzspielzeughersteller in Seiffen. Sie hat eine Vorgeschichte.

Um aus der Gewerberolle aus- und in die Handwerksrolle eingetragen zu werden, ist eine Meisterprüfung erforderlich.
Auf den Leipziger Herbstmessen 1966 und 1967 besucht Erhard Krack, Minister für bezirksgeleitete und Lebensmittelindustrie die Grassi-Messe und den Messestand von Rudolf Fix. Anschließend schreibt Rudolf Fix dem Minister am 13. September 1967 einen Brief, der ein Schlaglicht auf die wirtschaftliche Situation nicht nur seiner Firma wirft.

Ausgangspunkt ist eine steuerliche Rückstufung. Die Abteilung Finanzen des Rates des Bezirks Leipzig sehe seine Arbeiten „als eine Spielerei und daher als volkswirtschaftlich uninteressant“ an und rate, „die individuellen Dinge zu lassen und maschinell und rationell volkswirtschaftlich Interessantes herzustellen.“

Rudolf Fix bezieht dazu Stellung:

Abgesehen davon, dass ich weder räumlich noch maschinell noch physisch dazu in der Lage wäre, ist es bestimmt doch volkswirtschaftlich gesehen auch eine gute Sache, wenn meine Arbeiten ausschließlich aus Abfällen hergestellt werden.

Dabei bin ich gleich bei einem Punkt, warum ich nicht mit dem neuen Handwerksgesetz zurecht komme. Der scheinbare Vorteil, fast aus nichts etwas zu machen, wirkt sich für mich zum Nachteil aus. Keine Unkosten! Denn der eigene durch Abfallverarbeitung größere Arbeitsaufwand kann nicht als Unkosten verbucht werden. Als gelernter Maschinenbauer werden Vorrichtungen, Werkzeuge und kleinere Maschinen selbst gebaut. Ebenfalls keine Unkosten. Die Mitarbeit der eigenen Frau, die weit über das hinausgeht, was von einer Mitarbeiterin gegen Lohn verlangt werden kann, kann auch nicht als Unkosten verbucht werden. […]

Von der Handwerkskammer wurde mir erklärt, dass die Kammer interessiert ist, dass meine Frau mit mir weiter arbeitet. Trotzdem hat sie im I. Quartal 1967 einmal nur das unbedingt Notwendige im Betrieb getan. Erfolg: wir waren einer wirtschaftlichen Katastrophe nahe. Jetzt arbeitet sie wieder mit – mit welcher Aussicht? […]

In der Abteilung Finanzen gelten nur Zahlen als Fakten. Sicherlich sind doch Freude an der Arbeit und die Freude, die unsere Arbeit anderen macht, auch Fakten.“

Aus dem zur Meisterprüfung eingereichten Lebenslauf und Arbeitsbericht:

„Das wenige vorhandene Material war der Grund, dass ich mich mit Miniaturen versuchte. Ich war mir dabei vollkommen im klaren, dass ich keinesfalls traditions- und landschaftsgebundene Handwerksarbeit nachahmen oder plagiieren wollte. – Der eigene Geschmack, ein Ergebnis der vergangenen harten Jahre, ließ nur strenge Linien zu. Ich entwickelte ziemlich eigenwillig und versuchte, maßvoll abstrakt zu sein. Dabei entdeckte ich, dass Arbeit wieder Freude machen kann und dass man gerade als Spielzeughersteller Idealist sein muss. – Wenn ich auch wirtschaftlich recht viel Sorgen habe, so fühle ich mich gerade jetzt zu meinem neuen Beruf berufen.

Mein erlernter Beruf ist eine ideale Voraussetzung für meine jetzige Arbeit. Wenn möglich werde ich bei meinen Miniaturen bleiben, und auch bei meiner Linie. Die Entwicklung neuer Muster scheint unerschöpflich. – Es wäre schön, könnte ich noch recht viel schaffen; es würde mich freuen und vielleicht auch viele große und kleine Kinder erfreuen.“

Das Meisterstück aber, die „Brockenbahn“, eine Eisenbahn aus mattierter Rüster, ist keine Miniatur, sondern ein „Großraumspielzeug“. Versuche „zeigten recht bald, dass Kinder vom 2. bis zum 10. Lebensjahr sofort mit dem Zug vertraut waren und von ihm Besitz ergriffen. Nicht nur das An- und Abkuppeln und Rangieren, sondern das Mitfahren auf der in jedem Wagen angebrachten Sitzbank wurde zu einem großen Vergnügen. Natürlich ist es ein reines Kollektivspielzeug. Für Einzelkinder ist es nichts. Schon das Dachabheben, um die Sitzbank frei zu bekommen, erfordert ein kollektives Zusammenarbeiten der Kinder.“

Der für die Herstellung erforderliche Arbeitsaufwand war höher als veranschlagt, Handwerkerkollegen halfen, indem sie Werkzeuge, Maschinen, sogar ihre Werkstatt zur Verfügung stellten. Eine Serienproduktion der „Brockenbahn“ wäre grundsätzlich möglich gewesen, das Interesse war vorhanden, aber alles scheiterte an der „Materialfrage“. So blieb es bei wenigen Einzelstücken für Kindergärten und für den Export, z. B. nach Amsterdam. Auch das Meisterstück wurde verkauft. Heute ist nichts mehr davon vorhanden.