Friedrich Manecke
1855, 1857
Vom 13. Januar bis zum 26. März 1855 ging der aus Braunschweig stammende Fotograf Johann Friedrich Theodor Manecke seinem Geschäft in Grimma nach. Während seines Aufenthaltes wohnte er in der Kirchgasse 250, heute Paul-Gerhardt-Straße 22. Er machte täglich zwischen 10 und 15 Uhr Daguerreotypien und bot auch die Fertigung von Miniaturbildern an. Diese fügte er nach Wunsch in Broschen, Ringe etc. ein. Natürlich waren auch passende Rahmen vorrätig. Die Aufnahmen waren mit 11⁄2 bis 41⁄2 Talern pro Portrait, je nach Größe, noch immer recht teuer. Familienportraits und Gruppenbilder bot er ab 31⁄2 Talern an, wobei sich der Preis nach Bildgröße und Anzahl der abgelichteten Personen richtete. Zum Angebot gehörte auch die Anfertigung von Kopien von Gemälden, Kupferstichen, Zeichnungen und Ähnlichem.
Jeweils eine Stunde vor bzw. nach der Geschäftszeit führte er kostenlos seine Sammlung von Stereobildern vor, die sicher auch von den Grimmaern, welche sich kein Portrait leisten konnten, recht gut besucht war. Beim Stereobild handelt es sich um ein Motiv, welches mit einer Stereokamera zweimal im Augenabstand abgelichtet wird, was beim Betrachten durch eine Optik ein leicht dreidimensionales Bild ergibt.
Nebenbei bot er auch Kurse zur Erlernung der Fotografie und Galvanoplastik an. Wer wollte, konnte bei ihm auch alle Apparate, Chemikalien und sonstigen Utensilien, die zur Einrichtung eines Fotolabors nötig waren, erwerben. Die Gesamtkosten für ein solches Atelier inklusive seines eigenen Honorars bezifferte er mit 120 Talern. Die Aufträge gingen recht zahlreich bei ihm ein, so dass er seine Abreise mehrfach verschieben und seine Geschäftszeiten von 9 bis 17 Uhr erweitern musste. Man darf bei den sonst kurzen Öffnungszeiten nicht vergessen, dass die frühen Fotografen vom Wetter abhängig waren, da die Sonne bis zur Erfindung des elektrischen Lichts die einzige praktikable Lichtquelle darstellte.
Im August 1857 verschlug es Manecke noch einmal für acht Tage nach Grimma. Diesmal hatte er sein Atelier in der heutigen Schulstr. 8, wo er nun auch Fotografien auf Papier und Wachsleinwand anbot, die deutlich billiger waren als die bisherigen Aufnahmen auf einer Silber- bzw. versilberten Kupferplatte.
Manecke eröffnete am 12. Oktober 1856 in Plauen am Kirchplatz ein erstes festes Atelier, welches er jedoch schon im März 1857 wieder schloss. Vorher ist er als Wanderfotograf seit 1853 in verschiedenen sächsischen Städten in Erscheinung getreten. Spätestens seit 1858 war er in Lehmanns Garten (An der Pleiße 2) in Leipzig ansässig. Diese Adresse ist Interessierten vor allem durch die Fotopioniere Eduard Wehnert, Carl Eduard Finck und Bertha Beckmann bekannt, deren größter Konkurrent Manecke war. Er betrieb dort bis 1884 ein Atelier mit fotografischer Lehranstalt.