Gartenzwerge aus Gräfenroda

2.12.2006 bis 28.02.2007

Vom 2.12.06 bis zum 28.2.07 wird im Kreismuseum Grimma eine Ausstellung zum Thema Gartenzwerge präsentiert. Das Zwergenmuseum in Gräfenroda hat uns mehr als 100 Zwerge für die Präsentation zur Verfügung gestellt. Das Zwergenmuseum gehört zu der kleinen Firma „Philipp Griebel“, die heute bereits in der vierten Generation Zwerge aus Ton herstellt. Es ist die letzte Firma ihrer Art in der thüringischen Kleinstadt Gräfenroda.
Die Ausstellung zeigt alte Produkte aus dem Anfang des 20. Jh. aber auch Neuentwicklungen.

Zwerge werden vielfach belächelt, doch ist man erst vom „Zwergenvirus“ infiziert, sieht man sie überall. Fast jeden Bereich des Lebens haben sie eingenommen. Nicht nur als kleine Wichte mit roten Zipfelmützen in Vorgärten des Städters oder auf den großen Rasenflächen der bäuerlichen Höfe, nein, auch im häuslichen Bereich haben sie sich breit gemacht. Sei es als Zwergenkochbuch oder Zwerge als Zierde des Kaffeebechers. Der heute bekannteste Zwerg von allen, der Gartenzwerg, wird innig geliebt und ebenso verachtet und gehasst. Die einen nennen ihn spießig, die anderen sehen in ihm den lieben Wicht. Die Vorliebe für den Zwerg hat eine lange Tradition. Bereits vor Jahrhunderten erfreuten sich die Menschen an vielfältigen Zwergenabbildungen oder an Zwergengartenplastiken.

Der Gartenzwerg stammt aus dem thüringischen Ort Gräfenroda, einem kleinen Industrieort am Fuße des Thüringer Waldes. Hier begann man in der Mitte des 19. Jh. mit der Herstellung von preiswerten Gartenplastiken aus Ton. Zunächst handelte es sich vor allem um Tierplastiken, die in der kleinen Firma von Heinrich Dornheim in der Ohrdruferstraße 8 hergestellt wurden. Die Arbeiter selbst nannten sich „Thierköpfer“. Aufgrund der großen Nachfrage gründeten sich schon bald weitere Firmen in Gräfenroda, die neben Tieren auch Menschen, Märchenfiguren und Zwerge formten.

Fast alle der späteren Firmengründer sind durch die Schule von Heinrich Dornheim gegangen.
Die Ausstellung im Kreismuseum Grimma zeigt die Produktionspalette der Firma Philipp Griebel, die bis heute nach alter Tradition Gartenzwerge aus Ton herstellt. Verwendung finden dabei meist noch die alten Model aus den 20er und 30er Jahren. Aus dem firmeneigenen Museum stammen die alten Gartenplastiken vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
Im Rahmen der Führungen wird den Besuchern der Herstellungsprozess mittels Gipsformen erklärt und vorgeführt. Für die jüngsten Besucher besteht nach der Besichtigung die Möglichkeit, einen Zwerg zu bemalen.

Terrakotta- Firmen in Gräfenroda:

Karl Wilhelm August Schmidt, Waldstraße 76, später Waldstraße 67, von 1890 bis 1929.
Wilhelm und Erich Nüchter von 1902 bis 1929.
1929 erfolgte die Übernahme des Betriebes durch  Max  und Richard Balzer sowie Otto Bock und lief unter dem Namen Balzer & Bock weiter.
Ab etwa 1965 führte Otto Bock die Firma allein. Durch das Ausscheiden des Herrn Bock 1970, wurde die Firma durch Willi Griebel, Inhaber der Firma Philipp Griebel, verwaltet.
1972 erfolgte die Zwangsverstaatlichung gemeinsam mit der Firma Philipp Griebel zum VEB Terrakotta. Ab 1975 wurden beide Betriebe dem VEB Gräfenroda-Keramik zugeordnet und die Fertigung in der Karl-Marx-Straße Nr. 76 1985 eingestellt. Formen und Modelle wurden jedoch zum Teil im VEB Gräfenroda-Keramik genutzt.

Eckardt und Mentz, Waldstraße 12, ab etwa 1864.
Ab 1927 Inhaber Familie Gebser. Diese Firma bestand bis 1945.
1947 kaufte die Firma Philipp Griebel die von Hermann Eckardt angefertigten Modelle und nutzt diese zum Teil heute noch.

Eckardt & Nagel, Friedrichstraße (heute Goethestraße 23).
Beginn etwa 1890 – bei der Hamsterburg, dann in der Friedrichstraße bis 1914.

Philipp Griebel,  Ohrdruferstraße 30, gegründet 1874, ab 1880 in der Ohrdruferstraße 1.
Dazwischen und bis etwa 1956 in der Hohle (Ohrdrufer Str. 24). 1972 erfolgte gemeinsam mit der Firma Balzer & Bock in der Karl-Marx-Straße die Zwangsverstaatlichung. Ab 1985 wurde die Produktion in den VEB Gräfenroda-Keramik verlagert. Seit 1990 fertigt die Firma Philipp Griebel wieder in der Ohrdruferstraße 1.

August Heißner und Ernst Heißner, später August Heißner Nachfolger, Waldstraße 72,
1872 bis 1945. Ab 1909 Inhaber Alexander Langenhan, seit 1936 sein Sohn Willy Langenhan.
Die Stilllegung erfolgte 1945.
Ernst Heißner machte sich ab 1880 im Kirchholz selbständig und dessen Sohn Karl Heißner führte diese Firma bis zu seinem Tode 1961 weiter.

Firma Karl Heyer, Bahnhofstraße 71, 1880 bis 1933.
Heyer produzierte in der Hauptsache allegorische Figuren.

Christian Hildebrand, in der Hintergasse, arbeitete allein von etwa 1880 bis 1900.
Firma Karl Nüchter, Bahnhofstraße 21, 1905 bis 1925.
Herr Nüchter war einer der erfolgreichsten Modelleure für Gartenzwerge. Seine Modelle werden noch heute in der Firma Philipp Griebel genutzt.

Firma Louis Romeiß, Vogelstange, 1885 bis 1920.
In diesem Betrieb wurde eine Dampfmaschine zum Antrieb der Masseaufbereitung genutzt.
Der Sohn Hermann Romeiß gründete 1922 in der Bahnhofstraße 82 seine Firma (bis 1946).
Diesen Betrieb führte dann sein Sohn Helmut Romeiß bis zum Tod 1986 weiter.

Traugott Romeiß & Co., Ilmenauerstraße 38, von 1905 bis zur Betriebsaufgabe 1935.
Die Beschäftigten dieser Firma wurden dann bis etwa 1947 bei der Firma Philipp Griebel bis zu ihrer Ausscheidung aus Altersgründen weiter beschäftigt.  

Firma Bernhard Strobel & Co., Ilmenauer Straße, gegründet etwa 1900, arbeitete bis 1935. Modelle und Formen wurden von der Firma Philipp Griebel aufgekauft. Bernhard Strobel arbeitete weiter bei der Firma Griebel bis 1947.

Firma Seelmeyer, Obere Waldstraße, bestand seit 1900.
Die kleine Firma stellte in der Hauptsache Wandbilder aus Ton her. Nachdem das Brennhaus abgebrannt war, wurde die Produktion 1902 wieder eingestellt.