3.12.23 bis 25.2.24
Am 1. Advent eröffnet das Kreismuseum Grimma um 15.00 Uhr seine diesjährige Weihnachtsausstellung. Gezeigt werden Krippen der verschiedenen Völker. Die Sammlerin Marita Pesenecker hat in den letzten 30 Jahren über 300 Weihnachtskrippen zusammengetragen. Eine ganze Reihe kam aus dem Urlaub mit nach Hause, andere entdeckte sie auf dem Antikmarkt oder in Weltläden.
800 Jahre Krippengeschichte
Christen stellen weltweit zu Weihnachten Krippen auf. In Kirchen und Gemeinden spielen Gläubige die Ereignisse um Jesu Geburt nach. Woher kommt dieser Brauch?
Bevor die Krippen figürlich wurden, zeigten kunstvolle Wand- und Tafelmalereien die Menschwerdung des Gottessohnes. Die frühste Darstellung der Krippe mit dem Kind findet sich in den römischen Katakomben aus den Anfängen des Christentums.
Die Verehrung der Geburtsstätte Jesu geht vom Orient aus – die weitere Entwicklung der Feier seiner Geburt ist engstens mit Rom verbunden. Der Geburtsort des Weihnachtsfestes ist Rom. Im 7. Jh. entstand dort der erste Nachbau der Geburtsgrotte im Abendland: unter Papst Theodor I. (642-649) wurde in der Kirche Santa Maria Maggiore ein Partikel aus dem Felsen der Geburtsgrotte in Bethlehem als Reliquie verehrt. Der toskanische Bildhauer und Architekt Arnolfo di Cambio machte diese Reliquie im Jahr 1289 zum Mittelpunkt der Weihnachtsdarstellung. Seine kraftvollen Marmorskulpturen zeigen das Weihnachtsgeschehen zum ersten Mal mit vollplastischen Figuren. Sie sind der Vorläufer der Krippe.
Es war Franz von Assisi, der das Motiv und die Botschaft der Krippe weithin bekannt machte. In einem Wald bei Greccio erweckte er zur Weihnacht 1223 die Krippenszene zum Leben. Ochs und Esel, Stroh, Heu und Krippe bildeten den Rahmen für die Anbetung des Christuskindes. Die Weihnachtspredigt des Franz von Assisi an der lebendigen Krippe wird heute als Ursprung der Krippenbautradition gesehen und ist damit 800 Jahre alt.
Bis ins ausgehende 15. Jh. waren die Krippendarstellungen fest im Altar der Kirchen verankert. Allmählich lösten sich die Figuren von der Rückwand des Altars und es entstanden kleinformatige, selbständige Figurengruppen. Sie waren vollplastisch und man konnte sie von allen Seiten betrachten.
Über Jahrhunderte waren figürliche Krippen eine Angelegenheit der Kirchen und Klöster. Vor allem die Jesuiten zeigten sich als große Förderer der Krippenkunst. Sie hatten die pädagogischen Möglichkeiten der Krippe ebenso erkannt wie die des religiösen Schauspiels und nutzten alle Wirkungen der realistischen, theatralischen Darstellung zur religiösen Unterweisung der Gläubigen.
Später ließen sich Könige und Fürsten kunstvolle Krippen für ihre Residenzen anfertigen. Aus den Adelshäusern kam dieser Brauch schließlich auch in die Bürger- und Bauernhäuser. Ihre Blüte erlebten die Krippe und das Krippenspiel im Barock.
Die Aufklärung setzte eine Zäsur in der Krippenkultur. Die öffentliche Zurschaustellung von Krippen wurde sogar verboten. Unter Joseph II. mussten die Krippen 1782 aus den Kirchen entfernt werden, denn der Kaiser fand die Tradition Krippen aufzustellen einfältig und unschicklich. Doch wie so oft bewirken Verbote das Gegenteil. Der Krippenbau blühte im Verborgenen und wurde zu einem festen Bestandteil der religiösen Volkskunst. Ab dem Beginn des 19. Jh. zogen die Weihnachtskrippen in den Privatwohnungen ein. Hochwertige, großformatige Krippenfiguren, die aus Holz geschnitzt und in barocker Manier gefasste waren, konnte sich das Bürgertum jedoch nicht leisten. Das war die Initialzündung für begabte Laienschnitzer, Töpfer und etliche weitere Berufsgruppen, die Krippen im Nebenerwerb fertigten.
Übrigens zeigt das Stadt- und Kulturgeschichtliche Museum Torgau vom 18.11.2023 bis 10.2.2024 noch weitere „Weihnachtskrippen aus aller Welt“ aus der Sammlung von Marita Pesenecker. Auch diese Schau ist eine Reise wert.