Marianne Händel zum 100. Geburtstag

16.03.2004 bis 29.08.2004

Marianne Händel wurde am 16. März 1904 in Grimma geboren. Ihre Eltern Max Rost und Alma Rost geb. Reinhardt betrieben am Nicolaiplatz Grimma einen Landhandel.

Marianne Rost besuchte in Grimma die Bürgerschule und anschließend die private Töchterschule. Schon in der Schulzeit zeigte sie eine Vorliebe für das Zeichnen. Ihre erste Ausbildung erhielt sie 1918/19 bei der Malerin Helene Gamnius in Dresden, die sie in verschiedene Techniken – von der Kohlezeichnung über Lithografie bis zur Ölmalerei – einführte. Bis 1922 lernte sie bei der Porzellanmalerin Marta Anders in Leipzig, besuchte danach das Atelier für freie und angewandte Kunst von Alice und Adelheid Schimz und studierte anschließend in der Abendklasse zwei Jahre bei Professor Delitzsch an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Nebenbei arbeitete Marianne Rost ein halbes Jahr in einer Buchbinderwerkstatt. 1926 heiratete sie Dr. Martin Händel, den Besitzer der Handschuhfabrik M. & P. Händel in Grimma. Durch ihre künstlerische Ausbildung brachte sie gute Voraussetzungen für die Designentwicklung von Lederhandschuhen mit und beeinflusste somit schon bald die Modellgestaltung der Firma. Sie eignete sich alle für die Handschuhfertigung notwendigen Nähtechniken an und war damit nach kurzer Zeit in der Lage, die von ihr entwickelten Modelle selbst zu nähen. Die Händelsche Handschuhfabrik nahm eine führende Stellung in der Produktion hochwertiger Lederhandschuhe ein. Marianne Händel erhielt als Modegestalterin große Anerkennung.

Nach dem Krieg gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler Grimma-Wurzen. Im Saal von „Vogels Ballhaus“ gastierten damals Schauspieler wie Heinz Rühmann und Erich Ponto sowie der Filmregisseur Helmut Käutner, wodurch sie zahlreiche Aufträge für Requisiten wie Handtaschen, Handschuhe und Gürtel erhielt.

Später fertigte sie diese Dinge auch für die Modezeitung „Saison“.

In ihrer Freizeit beschäftigte sich Marianne Händel weiterhin mit der Malerei. Sie zeichnete Blumen, Vögel, Fische und Insekten nach der Natur. Zahlreiche dieser Studien dienten ihr als Vorlage für die Porzellanmalerei. So findet man viele ihrer Motive auf Tellern, Kaffeekannen, Tassen und Schüsseln wieder. Zum Einbrennen der Malerei besaß Marianne Händel einen kleinen Muffelofen, welcher bei einer Temperatur von 800-810 Grad die aufgetragenen Schmelzfarben mit der Glasur verband.

Die in der Ausstellung gezeigten Geschirrteile und Service stammen aus dem Privatbesitz Grimmaer Bürger, die Aquarelle sind Leihgaben von Maria und Günter Köhler.