Das blaue Wunder der Blaudrucker

Texttafeln der Ausstellung

Ausstellung
Das Blaufärben der Stoffe
Der Schatz der Blaudruckerei
Die Technik des Blaudrucks
Die Geschichte des Blaudrucks
Die Färberfamilie Leonhardt

Die Technik des Blaudrucks

Der „Blaudruck“, eine besondere Art des Zeugdruckes, ist in Wirklichkeit ein „Blaufärben“ des rohen Leinens oder baumwollener Stoffe. Die alleinige Ausübung dieses Handwerks wurde am Ende des 18. Jh. nicht der Zunft der Weber, sondern der Zunft der Färber zugesprochen. Die Drucktechnik stellt ein Reservedruckverfahren dar, bei welchem das Stoffmuster durch den Aufdruck einer Deckmasse, dem so genannten „Papp“, während der späteren Färbung in der Ursprungsfarbe des Gewebes „reserviert“ bleibt. Als Gegensatz zum positiven Direktdruck, bei dem das Muster stempelartig mit Druckformen oder -walzen direkt farbig auf den Stoff gedruckt wird, bezeichnet man den Reservedruck als negativen Druck. Beide Verfahren, der Zeugaufdruck und die Reservefärbung, entwickelten sich unabhängig voneinander. Um dem Leinen oder Baumwollnessel die letzten Reste von Schlichte und Fett zu nehmen, muss das Gewebe vor dem Färben ausgiebig vorbehandelt werden. Der Stoff wird in einer Sodalauge ausgekocht, gespült, danach leicht gestärkt und „kalandert“, gemangelt, damit er die für den Druck erforderliche Glätte und Steifheit erhält.

Mit der Herstellung der Reservage, dem Papp, einer breiartigen, zügig ausstreichbaren gelb grünlichen Deckmasse, beginnt der eigentliche Druck. Die meist mündlich überlieferten Rezepte vergangener Färbergeschlechter werden teils heute noch geheimgehalten. In alten Wanderbüchern der Färbergesellen finden sich fein säuberlich aufgezeichnete Rezepturbeispiele, die den Färbern in ganz Deutschland und auch im Ausland abgeschaut wurden. Die Reserve enthält Kreide, Wachs und Vitriol mit etwas Terpentin, während Gummi und Stärke als Verdickungsmittel dienen. Die Zusammensetzung der Reservage ist sehr wichtig, da sie gut auf dem Gewebe haften muss. Für den Druck wird der Stoff straff auf der filzigen Polsterunterlage des Drucktisches ausgebreitet. ln den früher von einem Streichjungen mit einem so genannten Rakel im Streichkasten ausgestrichenen Papp taucht der Blaudrucker den Model. Dabei wirkt der Boden des Streichkastens wie ein Stempelkissen. Der Papp haftet an der Oberfläche des Musters. Nun setzt der Drucker den Model auf die Stoffbahn und schlägt mit beiden Fäusten oder mit einem Hammer das Muster ab. Rapport-oder auch Passstifte genannt, die sich in den Ecken des Models befinden, ermöglichen ein sehr sorgfältiges Ansetzen des Models, um Überhänge der Druckformen zu vermeiden. Nach jedem Ansetzen wandert der Model wieder zum Papp zurück. Der fertig bedruckte Stoff wird luftig aufgehängt und muss etwa acht Tage trocknen.