Texttafeln der Ausstellung
Ausstellung
Das Blaufärben der Stoffe
Der Schatz der Blaudruckerei
Die Technik des Blaudrucks
Die Geschichte des Blaudrucks
Die Färberfamilie Leonhardt
Der Schatz der Blaudruckerei
Die Model wurden und werden meist vom Formschneider bzw. -stecher hergestellt. Dieser Beruf ist schon seit 1397 urkundlich belegt. Vermutlich stellten viele Blaudrucker ihre Druckstöcke früher aber auch selber her. So wurde in der Färbergesellen-und Blaudruckmeisterprüfung bis um 1850 die Vorlage selbst erdachter und angefertigter Muster verlangt. Geschnitzt wurde vor allem in der Winterzeit, da aufgrund der Kälte in dieser Jahreszeit in den meisten Werkstätten ein Färben der Stoffe nicht möglich war.
Der Model, in anderen Handwerken z.B. für Lebkuchen, Printen, Spekulatius oder für Tapeten, Kacheln und Wachsbilder benutzt, wird entweder als Form in die Tiefe geschnitzt, damit Teig oder Material hinein gegeben werden kann oder wie bei den Stoffdruckmodeln mit einem Stecheisen aus dem Holz herausgearbeitet. Es wird abgelagertes, gut schnitzbares Holz wie das feinfaserige Birnbaumholz, dauerhaftes Buchsbaumholz, aber auch Kirsch-, Birken-und Lindenholz verwandt. Über einen in Öl getränkten, mit Kienruß oder geschabtem Rötel bestreuten Papierbogen wird mittels eines spitzen hölzernen Griffels die Musterzeichnung auf die geglättete Seite des hellen Holzes übertragen. Für die schnitztechnische Bearbeitung benutzt der Formschneider Stechbeitel verschiedener Dicke und Schneidebreite sowie Stahlschlageisen. Die Druckfläche des Models wird mit Bimsstein und Terpentinöl gleichmäßig geschliffen und als Schutz vor Nässe und Chemikalien der Druckfarben mit Lack überzogen. Zur Verfeinerung der Muster wurden ab dem 19. Jh. Messingstifte und -streifen mit scharfer Kante geformt und ins Holz geschlagen. An die Ecken der Model werden Passstifte, so genannte Picots, gesetzt, die das genaue Positionieren der Model auf dem Stoff ermöglichen. Da es sich um einen Handdruck handelt, haben die Model ein handliches Maß von 20 bis 25 cm, welches sich leicht umfassen lässt. Bei größeren Modeln sind auf der Rückseite Griffmulden angebracht.
Besonderes Ansehen genoss ein Blaudrucker, wenn er viele Model besaß. Hauptsächlich als Einzelanfertigung hergestellt, betrug der Wert eines guten Models in der Mitte des 18. Jh. etwa 30 Taler, fast ein Monatsgehalt. Die Model wurden vererbt, verkauft, getauscht, ihre Muster oftmals kopiert. Das Formengut verbreitete sich auch durch die Wanderschaft der Gesellen überallhin, wo Blaudrucker arbeiteten. Landschaftstypische Motive sind so kaum abgrenzbar. Die ersten Blaudrucke erinnern in ihren Motiven und in der Art der Stilisierung an zweifarbig gewebte Damaste, da blau gedrucktes Leinen in einfachen ländlichen Haushalten oft den teuren Leinendamast ersetzte. Großflächige Darstellungen mit Figuren und Schrift, meistens allegorische oder religiöse Motive wie Josua und Kaleb mit der Weintraube, die Hirten im Stall von Bethlehem oder die Auferstehung Christi finden sich auf Decken, Bettbezügen, Vorhängen und Überhandtüchern. Seit der Zeit des Biedermeier dominieren jedoch vor allem Stoffe mit ornamentalen und floralen Mustern wie Ranken, Punkte und Streifen oder Streublumen.