Texttafeln der Ausstellung
Ausstellung
Das Blaufärben der Stoffe
Der Schatz der Blaudruckerei
Die Technik des Blaudrucks
Die Geschichte des Blaudrucks
Die Färberfamilie Leonhardt
Das Blaufärben der Stoffe
Der in Stücken gelieferte lndigo wurde einer besonderen Verarbeitung unterzogen. Mittels einer Reibschale, dem Pingelpott, wurde der lndigo zerkleinert. In dem gusseisernen runden Henkeltopf lagen einige schwere Eisenkugeln. Der Topf stand auf einer speziellen Bank, dem Reibbock. Der Blaudrucker saß rittlings auf dieser Bank und drehte stöndig den Topf mit den Kugeln. Mit zwei Holzstäben wurde an die Wand des Topfes geklopft, um die pulverisierte Farbe abzuschlagen. Arbeiteten mehrere Blaudrucker an einem Ort, hatten sie eine groBe Freude daran, mit rhythmischen Zwischenpausen den Tonfall bekannter Volkslieder in dieses Klopfen zu legen und miteinander zu ,musizieren“.
Da lndigo im Wasser unlöslich ist, muss er zum Färben in eine lösliche Form überführt werden. Dies geschieht heute durch eine Reduktion des lndigos mit Hilfe von Natriumdithionit zu lndigoweiß, welches mit der zugegebenen Natronlauge ein wasserlösliches Salz bildet. Früher setzte man dem lndigopulver Kalk, Kupfervitriol und Wasser hinzu. Nach einigen Stunden bildete sich unter wiederholtem Rühren eine gelbgrüne Flüssigkeit, das lndigoweiß. Die Umwandlung heißt Verküpung. Die Farbe wechselt dabei von blau-violett nach gelb. Die Rezepte für die Farbküpe variierten unter den Blaufärbern, je nachdem, was sie in der Lehre, auf der Wanderschaft oder von ihren Vorfahren erlernt hatten. Heute verwenden die meisten Blaudrucker synthetischen lndigo. Zum Färben wird der Stoff mit dem getrockneten Papp im Zickzack auf einen schmiedeeisernen Reifen gehängt. Anschließend wird er in den mehr als 2 m tiefen Färbebottich, die Küpe, getaucht. Das Färben geschieht in „Zügen“, dabei wird der Stoff etwa 30 bis 60 Minuten in die Flotte (Färbeflüssigkeit) getaucht und dann 15 Minuten an der Luft verhängt. Je öfter der Stoff getaucht wird, desto dunkler und kräftiger wird die Farbe. Zwischen jedem Tauchgang oxydiert der lndigo mit dem Luftsauerstoff, er „vergrünt“. Der blaue Farbton kehrt unlöslich zurück. Um ein ebenmäßiges „Vergrünen“ zu erlangen, fährt der Blaufärber mit einem Windknüttel zwischen die Stoffbahnen und lüftet sie. Mit dem Rührspan wird die Farbe öfters umgerührt. Je nach Farbstärke der Küpe sind 3-10 Tauchgänge für eine tiefblaue Färbung notwendig.
Um die Echtheit der lndigo-Färbung zu erhöhen, trocknet man den Stoff anschließend an der Luft. Es ist aber auch möglich, ihn gleich weiter zu behandeln. Dazu wird er in ein schwefelsaures Bad getaucht, um den Papp zu entfernen. Als Hilfsmittel dient entweder eine Bürste oder ein Wäschestampfer. Die Säure verhindert dabei das Eindringen der blauen Farbe in die weiße Musterung. Anschließend muss der Stoff in klarem Wasser gewaschen werden bis die letzten Farbreste herausgespült sind. Früher spülte man die Tücher am Bach, mitunter auch an Teichen. War beides nicht in der Nähe, musste das Wasser an der Pumpe geholt werden.
Nach dem Trocknen wird das Tuch geglättet. Früher wurde es in angefeuchtetem Zustand gemangelt, heute geschieht dies mittels des Kalanders (beheizte Walzen) oder des Bügeleisens.