Hermann Schenck
1861, 1862, 1863–1874
Anfang August 1861 hielt sich Friedrich Gottlob Hermann Schenck in Grimma auf, um hier für einige Zeit seine Dienste anzubieten. Er bezog bei Schlossermeister Hasert an der Frauenkirche Quartier und fertigte Fotografien in den damals üblichen Techniken. Dank reichhaltiger Aufträge verlängerte er seinen Aufenthalt mehrfach bis zum 30. September, ehe er nach Leipzig zurückkehrte. Doch schon am 8. November besuchte er wieder Grimma, diesmal wohnhaft beim Glasermeister Berger in der Langengasse 465 (Lange Str. 56). Er warb u. a. speziell mit der Aufnahme von Grundstücken und der Fertigung von Visitenkartenbildern, welche er für 2 Taler das Dutzend anbot. Solche Bilder wurden häufig zu Weihnachten und Neujahr an die ganze Familie bzw. entfernte Verwandtschaft verschenkt und daher oft gleich in mehren Abzügen bestellt. Obwohl er seine Rückkehr nach Leipzig schon für Mitte Dezember plante,
verzögerte sich seine Abreise wegen der guten Auftragslage bis zum Mai 1862, wobei er von Grimma aus kleinere Reisen tätigte. Es scheint, als hätte Schenck während seines zweiten Aufenthaltes in Grimma den Entschluss gefasst, sich hier dauerhaft niederzulassen. Ende November 1862 kehrte er wiederum nach Grimma zurück und fand im Haus des Kaufmanns Herrmann in der hinteren Kreuzgasse Unterkunft, wo er bis Mitte Dezember verblieb. Ab Januar 1863 befand sich sein Atelier in der Webergasse 72 (Weberstraße 3) im Haus des Feilenhauers Uhlich. Pannographien waren bei ihm jetzt schon für 5 Neugroschen zu haben, Miniaturbilder kosteten 20 Neugroschen das Dutzend. Mitte April verlegte er sein Atelier in die Ecke Leipziger Gasse, obere Hintergasse in das Haus des Maurers Jahn am Leipziger Tor (Schulstr. 3 oder Leipziger Str. 15). Geöffnet war sein Geschäft nunmehr täglich von 8 bis 19 Uhr, im Winter 9 bis 16 Uhr. Mitte Mai 1871 verlegte er sein Atelier in die Kirchgasse 323 (Paul-Gerhardt-Str. 23), ab Februar 1873 befand es sich im Haus des Agenten Zschau (Schulstraße 61). Spätestens ab 1873 bot Schenck Kurse in Buchhaltung an. Bis Ende Mai 1874 lässt sich das Atelier noch sicher nachweisen, danach arbeitete er bis Ende der 80er Jahre nur noch als Lehrer für Buchhaltung und als Auktionator. Ob der Tod seiner Frau Agnes Adelheid am 21. September im Zusammenhang mit der Aufgabe seiner Fotografentätigkeit stand bleibt vorerst Spekulation, ist aber im zeitlichen Rahmen auffällig. Im Mai 1876 wohnte er in der Brückenstraße 368 (35), im Juli 1877 in der hinteren Kreuzstraße 511 (33) und ab Juli 1880 in der Langen Straße im Haus des Materialwarenhändlers Geidel. Im Adressbuch von 1887 findet man ihn als Buchhalter in der Bahnhofstr. 108, ab 1892 als Rentier und Hausbesitzer am Prophetenberg. Am 8. Dezember 1896 verstarb Hermann Schenck im Alter von 80 Jahren.
Schenck bezeichnete sich zu Beginn seiner Grimmaer Zeit in hiesigen Zeitungsinseraten als Besitzer einer fotografischen Anstalt in Leipzig, was eine ziemlich starke Übertreibung war. Tatsächlich hatte es in diesem Zeitraum nie ein entsprechendes Atelier gegeben. Hermann Schenck war der Sohn des gleichnamigen Händlers Friedrich Gottlob Hermann Schenck sen., welcher ab den 1830ern ein Geschäft für Kurzwaren und später Materialwaren besaß. Um 1850 übernahm er das väterliche Materialwarengeschäft, während sein Bruder das Kurzwarengeschäft weiterführte. Zwischen 1862/63 gab er das Geschäft auf, um sich ganz der Fotografie zu widmen, welche er schon einige Zeit als Nebenverdienst betrieb.