Die Fotografen der Stadt Grimma 1843 bis 1945

Emil Voigtländer

1857–1858

Der Buchbindermeister und Fotograf Emil Theodor Voigtländer schien der erste Fotograf gewesen zu sein, der spätestens ab 1857, ein dauerhaftes Atelier in Grimma unterhielt, während die vorangegangenen Fotografen sich nur zeitweise in Grimma aufhielten. Denkbar, aber derzeit nicht beweisbar, ist, dass er das Fotografenhandwerk von Friedrich Manecke erlernte. Dieser betrieb in Leipzig neben seinem Atelier eine fotografische Lehranstalt und besuchte Grimma in den Jahren 1855 und 1857. Auch eine frühere Gründung des Ateliers schon 1856 ist nicht unwahrscheinlich. Voigtländer wurde am 22. August 1824 als dritter Sohn des hiesigen Seifensieders Friedrich Gotthelf Voigtländer (1790-1832) getauft. Zwischen Juni 1857 und April 1858 lässt sich sein Atelier im Haus des Kürschnermeisters Köhler sen. in der Langengasse 183 (Lange Str. 39) nachweisen. Das Geschäft war täglich zwischen 9 und 17 Uhr geöffnet und er warb damit auch bei trübster Witterung Lichtbilder auf Papier oder Wachsleinwand anzufertigen. Die Bilder konnten auf Wunsch auch in Medaillons, Etuis oder Taschenbücher eingefasst werden oder sie erhielten einen passenden Rahmen.

Angefertigt wurden neben Daguerreotypien vor allem Pannotypien (von lat. pannus = Tuch), Vorläufer der Ferrotypien und des Albuminverfahrens. Bei diesem etwa zwischen 1853 und 1865 gebräuchlichen Verfahren wurde eine nur knapp belichtete jod- und bromsilberhaltige Kollodiumschicht vom Glasnegativ gelöst und auf schwarzes Wachstuch übertragen. Da der Schichtträger, d.h. das Wachsleinen, austrocknete, konnte das Bild jedoch relativ schnell rissig werden oder gar ganz zerfallen. Daneben stellte er auch Ambrotypien (von grie. ambrotos = unsterblich) her, die zwischen 1852 und 1890 gebräuchlich waren. Die Ambrotypie wurde ähnlich der Pannotypie angefertigt, nur dass bei diesem Verfahren das Glasnegativ lediglich mit schwarzem Papier oder Samt hinterlegt wurde, um so ein Scheinpositiv zu erzeugen. Diese im Vergleich zur Daguerreotypie preiswerten Verfahren wurden auch als Schnellfotografie bezeichnet, da die Entwicklungszeit vergleichsweise kurz war. Allerdings ging die schnelle Anfertigung auf Kosten der Bildqualität, zudem war Glas naturgemäß ein zerbrechlicher Bildträger.

Wie die meisten Fotografen seiner Zeit bereiste auch Voigtländer die umliegenden Städte für mehrere Tage um seine Dienste anzubieten. Dem Atelier war aber wie seinem Besitzer nur ein kurzes Leben beschieden. Anfang April 1858 starb Emil Voigtländer als Junggeselle im Alter von nur 33 Jahren in Grimma. Ob er ein Opfer seines Berufs wurde, kann nur vermutet werden. Allerdings verstarben viele der frühen Fotografen zeitig, da zur Herstellung der Lichtbilder giftige Chemikalien wie Quecksilberdämpfe (zur Entwicklung) oder Zyankali (zur Fixierung) verwendet wurden.