Texttafeln zur Austellung
Ausstellung
Bildung auch für Mädchen
Die Landesschule in Grimma
Die Leipziger Disputation
Die Leisniger Kastenordnung
Katharina von Bohra
Die Lutherehrung in Grimma
Johann von Staupitz
Lebensstationen Martin Luthers
Luther und die Reformation in Grimma und Umgebung
Wenzeslaus Link
Wider den Ablaßhandel
Bildung auch für Mädchen
Das spätmittelalterliche Bildungssystem war in den verschiedenen Landesteilen Sachsens sowie in den Städten und Dörfern sehr unterschiedlich. Der Anlass für die Gründung von Schulen war bei den Kirchen der Bedarf an Sängern für den Knabenchor. Der Unterricht lag vorwiegend in den Händen von Klerikern.
Gelegentlich boten einzelne Personen Unterricht an, ohne dazu von der Kirche oder dem Rat der Stadt eine Erlaubnis erhalten zu haben. Insbesondere dort, wo das öffentliche Schulwesen kostspielig und leistungsschwach war, blühten diese versteckten oder Winkelschulen auf.
In den kleinen Städten und Dörfern erteilte der Küster Unterricht.
In den Städten erfassten die Lateinschulen nur einen geringen Teil der männlichen Jugend. Hier wurden neben dem Lesen und Schreiben vor allem Latein und Singen gelernt. Die Bildung der Mädchen wurde fast völlig vernachlässigt.
Die Reformation Anfang des 16. Jh. leitete auch eine Reformation des Bildungswesens ein. Martin Luther kritisierte in seinen Schriften das spätmittelalterliche Bildungswesen und rief zur Gründung von Bildungseinrichtungen auf.
Es ging den Reformatoren darum, Einrichtungen zu schaffen, welche den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen sollten, aber auch die wahre Aussage der Bibel. Das war die allgemeine Volksschule. Bei den durchgeführten Visitationen um 1529/30 in Sachsen und Thüringen wurden in verschiedenen ehemaligen geistlichen Besitztümern (z.B. Klöstern) Volksschulen gegründet aber auch Schulen neu errichtet. Die damals getrennten Schulen für Knaben und Mädchen sollten von geeigneten Lehrern und Lehrerinnen geführt werden.
Auch in Grimma kam es nach der Visitation von 1529 zur Gründung von Schulen. Magdalena von Staupitz errichtete in unserer Stadt die erste Schule für Mädchen. Sie gehörte zu den neun Nonnen, die am Ostervorabend 1523 aus dem Kloster Nimbschen flohen. Im Kloster war sie seit 1501. Magdalena von Staupitz war eine Schwester des Generalvikars des Augustinerordens Johann von Staupitz, der später als Abt des Benediktinerklosters St. Peter in Salzburg lebte.
Sie erhielt aufgrund der Verdienste ihres Bruders auf Fürsprache Luthers ein Haus in Grimma. Dies befand sich südlich der Klosterkirche auf dem ehemaligen Augustinerkirchhof an der Mulde (heute Kreismuseum Grimma). Hier gründete sie die Mädchenschule. Dabei kam ihr die Klosterausbildung zustatten. Sie verfügte über gute Lateinkenntnisse und hatte schon als Kind Unterricht im Lesen und Schreiben bekommen.
Im Visitationsbericht ist über die Errichtung der Mädchenschule zu lesen:
„So soll von jetzt an zu Grimma zur Zucht (Erziehung) der jungen Mädchen eine gemeine Schule gehalten (werden), darin die Kinder zu Gottes Wort erzogen, in den zehn Geboten, Glauben, Gebete und richtigem Auslegen der Schrift, (aber) auch lesen und schreiben zu lernen unterrichtet werden. Dieser Schule haben wir heute Frau Magdalena von Staupitz vorgesetzt … Nach ihrem Tode oder wenn sie altersbedingt die Arbeit nicht mehr vermag, so soll eine andere ehrliche (redliche) Frau die Schule in ihrem Vorsitz haben, welche vom Rat und dem Pfarrer dafür geeignet erscheint, und soll zum Unterricht ein eigenes Haus haben. Der Schulmeisterin (Magdalena von Staupitz) und der ihr folgenden sollen 10 Gulden aus dem gemeinen Kasten als Lohn bezahlt werden.“
Magdalena von Staupitz leitete die Schule bis zu ihrem Tode 1548.