Martin Luther – Spurensuche

Texttafeln zur Austellung

Ausstellung
Bildung auch für Mädchen
Die Landesschule in Grimma
Die Leipziger Disputation
Die Leisniger Kastenordnung
Katharina von Bohra
Die Lutherehrung in Grimma
Johann von Staupitz
Lebensstationen Martin Luthers
Luther und die Reformation in Grimma und Umgebung
Wenzeslaus Link
Wider den Ablaßhandel

Die Lutherehrung in Grimma

Schon 100 Jahre nach Luthers Thesenanschlag beging die Stadt Grimma am 31. Oktober 1617 ihr erstes Reformations-Jubelfest. Beschlossener Feiertag in Sachsen, genauer gesagt halber Feiertag, wurde er jedoch erst durch Reskript vom 19. Oktober 1668. Weiß man auch nicht, wie in Grimma die Reformationsjubiläen der ersten Jahrhunderte begangen wurden, so sind uns doch aus der jüngeren Zeit solche überliefert. Das Reformationsfest 1817 beging die Stadt vom 31. Oktober bis 2. November. Dabei zog der Bürgerverein mit einer Büste des Reformators Martin Luther über den Marktplatz von Grimma und sang dazu Luthers Choral: „Ein feste Burg ist unser Gott“ und „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Am 2. Festtag wurde der Verbesserung des Bildungswesens durch die Reformation gedacht. In den Schulen wurden kostenlose Bücher an die Mädchen und Knaben der Stadt verteilt. Weitere Anlässe für Reformationsfeierlichkeiten waren 1830 die Übergabe der Augsburger Konfession, am 22. Februar 1846 Luthers 300. Todestag sowie 1883 Luthers 400. Geburtstag. Zu diesem 400. Geburtstagsjubiläum wurde durch den Stadtrat die Errichtung eines Lutherdenkmals an der Frauenkirche beschlossen. Ausgewählt wurde dafür eine Büste des Bildhauers Professor Ernst Rietschel. Die Gesamtkosten des Denkmals waren auf 1900-2000 Mark veranschlagt. In den Nachrichten für Grimma veröffentlichte der Stadtrat am 28. Juli einen Spendenaufruf dafür. Der Vertrag, welcher mit Professor Rietschel schon am 31. August abgeschlossen werden konnte, zeigt, dass diese Spenden auch reichlich eingegangen sein müssen. Den Guss der Bronzebüste übernahm die Kunstgießerei Albert Bierling in Dresden. Die feierliche Enthüllung war für den 11. November 11.30 Uhr geplant. Eingeladen waren dazu alle Behörden und Korporationen der Stadt.

Am 10. November begannen die Feierlichkeiten in der Landes-, Bürger- und Seminarschule. In der neu errichteten Bürgerschule am Wallgraben pflanzten die Jungen eine Eiche und die Mädchen eine Linde auf dem Hof.   
Am 11. November setzte sich ein Festzug, bestehend aus Behörden, Geistlichkeit, Schulen, Vereinen, Feuerwehr, Schützengesellschaft und Bürgerschaft, zum Denkmal in Bewegung. Mit vielen Festreden und Gesängen wurde die Lutherbüste feierlich enthüllt.
Ein schmiedeeisernes Gitter erhielt das Denkmal 1910 auf Initiative des Verschönerungsvereins. Den Auftrag für die Anfertigung des Gitters bekam die Kunst- und Bauschlosserei von Ferdinand Walther in Grimma.

Dass dieses Denkmal auch heute noch vor der Frauenkirche steht, verdankt die Stadt einem länger währenden behördlichen Schriftverkehr während des 1. Weltkrieges. Alles Buntmetall sollte für die Belange des Krieges eingesammelt und in Geschützen verarbeitet werden. So teilte die Königliche Amtsmannschaft am 27. April 1917 dem Stadtrat in einem geheimen Schreiben mit, dass auf Ersuchen des Kriegsamtes alle aufgestellten Bildwerke aus Bronze oder Kupfer anzuzeigen sind. Der Stadtrat meldet daraufhin am 12. Mai 1917 ordnungsgemäß die Lutherbüste an die Königliche Amtshauptmannschaft.
Mit der Metall- und Mobilmachungsstelle des Kriegsministeriums entspann sich ein langer Streit um den Preis. Erst am 10. August 1918 ging beim Stadtrat ein Schreiben der Kriegsmetall-AG ein, in welchem der Kauf der Lutherbüste bestätigt und eine sofortige Lieferung per Bahn nach Leipzig Stötteritz gefordert wurde. Die Lieferung wird sich auf dem Behördenweg etwas verzögert haben, denn am 27.11.1918 erging an den Rat ein 2. Brief, in welchem die Kriegsmetall-AG mitteilte, dass aufgrund der veränderten politischen Lage eine Ablieferung der Bronzebüste nicht mehr erforderlich sei. Diesem glücklichen Umstand verdanken wir den Erhalt des Lutherdenkmals vor der Frauenkirche.