Martin Luther – Spurensuche

Texttafeln zur Austellung

Ausstellung
Bildung auch für Mädchen
Die Landesschule in Grimma
Die Leipziger Disputation
Die Leisniger Kastenordnung
Katharina von Bohra
Die Lutherehrung in Grimma
Johann von Staupitz
Lebensstationen Martin Luthers
Luther und die Reformation in Grimma und Umgebung
Wenzeslaus Link
Wider den Ablaßhandel

Johann von Staupitz

Staupitz gehörte zu den großzügigsten Förderern des jungen Luther. Den Weg zu den Wittenberger Positionen an der Universität und im Orden ebnete ihm dieser Mann. Seiner Familie gehörte das Gut in Motterwitz, ca. 15 km südöstlich von Grimma. Wahrscheinlich wurde Johann von Staupitz 1465 dort geboren.

1485 begann Staupitz ein Theologiestudium und wurde 1497 Mitglied des Augustinerklosters in Tübingen. Im Jahre 1500 promovierte er zum Doktor der Theologie. Seit 1502 lebte er als Professor und erster theologischer Dekan der gerade gegründeten Universität in Wittenberg. 1503 ernannte man ihn zum Generalvikar der sächsischen Kongregation des Augustinerordens. 1505 trat Luther in den Augustinerorden ein. Staupitz, als sein Vorgesetzter, war gleichzeitig sein Beichtvater. 1508 veranlasste Staupitz Luthers Berufung nach Wittenberg.

1510 bekam Luther einen Ordensauftrag, der ihn nach Rom führte. Anlass war ein Streit um die Unterstellungsverhältnisse der deutschen Augustinerklöster. Es ging um die Frage, ob die Klosterregeln in aller Strenge einzuhalten bzw. gewisse Erleichterungen für ihre Insassen vertretbar wären. Staupitz strebte weiterhin einen höheren Grad an Selbständigkeit für die einzelnen Klöster an. Die Vorschläge fanden in Rom kein Gehör, so dass Luther unverrichteter Dinge wieder abfuhr.

Im Mai 1512 unterstützte Staupitz die Wahl Luthers zum Subprior des Wittenberger Augustinerklosters. Er wollte Luther seine Bibelprofessur übertragen und sich selbst aus diesem Amte zurückziehen. Am 19. Oktober 1512 verlieh die Theologische Fakultät Luther den Titel eines „Doctor biblicus“, eines Biblischen Doktors, die höchste Stellung auf der akademischen Leiter. Staupitz zog sich nun aus Wittenberg zurück und reiste immer häufiger nach München und Nürnberg.

Im März 1518 beauftragte die Kurie den Augustinerorden, Luther zu verwarnen. Grund dafür waren Luthers „Irrtümer“. Mochte Staupitz auch manches an Luthers Schriften verwegen erschienen sein, war er doch davon überzeugt, dass dessen Ansichten eine Besserung der kirchlichen Verhältnisse zum Ziel hatten. Er musste versuchen, die Anschuldigung auf Ketzerei von Luther fern zu halten. So begleitete Staupitz Luther nach Augsburg, wo er ihn bei der Vernehmung durch den päpstlichen Kardinal Cajetan unterstützte. Mit der Gewissheit, dass ihnen beiden die Verhaftung drohte, flohen sie aus Augsburg. 1520 legte Staupitz das Amt des Generalvikars der Augustiner nieder und ging als Hofprediger nach Salzburg, wo er 1524 verstarb.

Luther hegte große Wertschätzung für diesen Mann. Das belegen nicht zuletzt solche Sätze wie: „Ich habe alles von Staupitz“ und „Wo mir Doktor Staupitz oder viel mehr Gott durch Doktor Staupitz nicht aus den Anfechtungen herausgeholfen hätte, so wäre ich drinnen ersoffen und längst in der Hölle“.