Martin Luther – Spurensuche

Texttafeln zur Austellung

Ausstellung
Bildung auch für Mädchen
Die Landesschule in Grimma
Die Leipziger Disputation
Die Leisniger Kastenordnung
Katharina von Bohra
Die Lutherehrung in Grimma
Johann von Staupitz
Lebensstationen Martin Luthers
Luther und die Reformation in Grimma und Umgebung
Wenzeslaus Link
Wider den Ablaßhandel

Die Landesschule in Grimma

Durch die Reformation erfolgte eine tiefgreifende Umgestaltung des Bildungswesens. Programmatisch für eine soziale und inhaltliche Ausgestaltung des Schulwesens wurde Luthers 1525 verfasste Schrift: „An die Ratsherren aller Städte deutschen Lands, daß sie Schulen aufrichten und halten sollen“. In den folgenden Jahrzehnten kam es zu einer Verbesserung des Bildungswesens in den Städten, doch nicht überall wurde ein allgemeiner Schulbesuch der Kinder erreicht. Nach der Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen wurden 1543 durch Herzog Moritz die Landesschulen St. Afra in Meißen und Pforta bei Naumburg gegründet. Die dritte Schulgründung in Merseburg scheiterte am Widerstand des dortigen Bischofs.

Im Jahre 1549 kam es in Grimma zu einer Versammlung meißnischer Superintendenten und Prediger, unter ihnen Philipp Melanchthon, die vom Kurfürsten Moritz veranlasst wurde. Seine kurfürstlichen Räte legten ihnen die neu ausgearbeitete Kirchenordnung (auf Grund des Leipziger Einigungsentwurfs) vor. Sie wurde von den Superintendenten und Predigern angenommen und ihre Genehmigung in einer „Erklärung“ abgefasst. Bei dieser Versammlung sprachen die Räte das auf dem Leipziger Landtag gegebene kurfürstliche Versprechen an, eine dritte Landesschule im albertinischen Fürstentum zu gründen. Daraufhin ließ der Rat der Stadt Grimma durch seinen damaligen Bürgermeister Sebaldus Müller den Kurfürsten ersuchen, diese Schule in Grimma zu errichten und bot an, die Gebäude des ehemaligen Augustinerklosters abzutreten.

Die Bewerbung der Stadt Grimma zur Errichtung einer Landesschule wurde vom Kurfürst Moritz angenommen. Mit dem Aufbau der Schule betraute er seine Räte Ernst von Miltitz und Dr. Kommerstädt. Melanchthon und Camerarius entwarfen zusammen die Schulordnung. Sie hatten bereits die Landesschulen in Meißen und Pforta eingerichtet und daher die notwendige Erfahrung. Somit konnte am 5. März 1550 mit dem Umbau des Klosters zur Schule begonnen werden. Einiges für den ordentlichen Schulbetrieb wurde verändert, besonders weil das Kloster in den vergangenen Jahren an vielen Stellen baufällig geworden war. Der Ausbau erfolgte unter der Aufsicht des als Schulverwalter eingesetzten Wolfgang Drechsler, der vorher Vorwerksverwalter im Kloster Zelle war. Außer den Zimmern für die Schüler, den Auditorien, dem Speisesaal und der Küche, wurden auch Wohnungen für die Lehrer eingerichtet.

Vier Lehrer wurden an der neuen Landesschule eingesetzt. Es waren dies der Schulmeister (Rektor) Adam Siber aus Chemnitz und die Lehrer Georg Fröschel aus Buchholz, Johannes Reinmann aus Mühlhausen sowie Magister Schreiner aus Grimma.
Ab 3. September 1550 trafen die ersten Schüler aus dem Kurfürstentum Sachsen in der Schule ein. Bereits am 8. September, dem Geburtstag des Rektors Adam Siber, begannen die ersten Unterrichtsstunden für die Schüler.
Mit Adam Siber erhielt die Schule einen Universalgelehrten ersten Ranges. Er hatte bei Melanchthon in Wittenberg studiert. Siber schrieb nicht nur zahlreiche schöne Gedichte, er entwarf auch eine neue Schulordnung, die beispielgebend für viele andere Bildungseinrichtungen in Deutschland wurde. Er gab außerdem eine Reihe von Lehrtexten in gedruckter Form heraus, was das zeitraubende Diktieren überflüssig machte.