Texttafeln der Ausstellung
Ausstellung
Gefangen im Großen Krieg
Das geistig-kulturelle Leben im Lager
Bericht über das geistig-kulturelle Leben im Lager Golzern
Ernährung der Kriegsgefangenen
Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen
Die medizinische Betreuung der Kriegsgefangenen
Die Postzensur im Kriegsgefangenenlager
Gefangenenbewachung und Fluchtproblem
Bericht über das geistig-kulturelle Leben im Lager Golzern
Die Kommandantur des Kriegsgefangenlagers Golzern schreibt dazu am 28.10.16 einen Bericht:
- Deutscher Sprachunterricht durch den Landsturmmann Lobenstein, von Beruf Lehrer, ungefähr 30 Teilnehmer. Aufgelöst durch die Abkommandierung Lobensteins.
- Privatstunden im Lesen, Schreiben, Rechnen durch gebildete Kriegsgefangene an weniger Gebildete.
- Französische Bücherei 870 Bände Leiter frz. Kriegsgefangener Adj. Bonnet
Russische Bücherei 401 Bände Leiter russischer Kriegsgefangener
Polnische Bücherei 44 Bände Unteroffizier Wundheiler
Jüdische Bücherei 43 Bände - Übersendung von Lesebüchern an die Arbeitskommandos.
- Gesangsverein ungefähr 60 Mitwirkende, unter Leitung eines Conservatoristen aus Toulouse und Paris.
- Musikkapelle, ungefähr 30 Mitwirkende, Instrumente z.T. persönliches Eigentum der Kriegsgefangenen, z.T. vom Lager angeschafft.
- Französische und russische Theatervorstellungen jeden Sonntag, im Winter 15/16 mit Zwischenaktmusik.
- Varieté und Tanzaufführungen, Regisseure: Kriegsgefangener Gicquel und Wundheiler. Dekoration, Kostüme, Perücken durch Kriegsgefangene angefertigt. Künstlerische Programme. Durch deren Verkauf Deckung der Unkosten, somit Eintritt frei. Photographische Aufnahmen der Vorstellungen.
- Klavierspiel gegen Bezahlung der Klaviermiete.
- Reger Musikbetrieb vieler Einzelner durch Mandolinen, Gitarren, Bandoneons usw. Diese Instrumente sind von den Kriegsgefangenen z.T. selbst hergestellt.
- Grammophone werden vom Lager aus an die größeren Arbeitskommandos wechselweise gesandt.
- Unterhaltungsspiele wie Schach, Mühle, Dame, vom Lager angeschafft.
- Turn- und Sportspiele. Vom Lager angeschafft wurden: Sprunggerät, 1 Reck, 1 Tau.
- 2 Kegelschübe, davon einer im Freien.
- Spaziergänge in die Umgebung des Lagers.
- Malerei: russischer Kriegsgefangener Waldemann und französischer Kriegsgefangener David und Bonnet.
- Künstlerische Handarbeiten: Stickereien, Papparbeiten, Hängematten, Netze, Fingerringe aus Aluminium, Haarketten, Holzschnitzereien pp.
- Zur Befriedigung des religiösen Bedürfnisses der Kriegsgefangenen wurden für den Gottesdienst 1 römisch-katholischer, 1 russisch-orthodoxer, 1 jüdischer Altar aus Holz mit künstlerischer Bemalung errichtet.
- Die Kommandantur möchte dazu noch bemerken, daß die vorstehend aufgeführten Veranstaltungen etc. hauptsächlich in der Zeit erfolgten, wo das Lager noch stark belegt war.
- Gegenwärtig, wo jeder verfügbare Gefangene zur Arbeit herangezogen wird, sind natürlich derartige Einrichtungen zum größten Teil aufgelöst worden.
Ingenbrand
Für kleine Gruppen von Kriegsgefangenen wurden Spaziergänge in der näheren Umgebung erlaubt, wie hier nach Nimbschen. So besuchten die Gefangenen aus Golzern im Frühjahr 1916 in Leipzig den Zoo und Museen. Auf dem Hof des Lagers Golzern übten sich die französischen Kriegsgefangenen im Pyramidenbau. Am 21. Mai 1916 besuchten die Kriegsgefangenen aus Golzern in Begleitung zweier Landsturmmänner die Stadt Leipzig. Den Gefangenen sollte der Kulturzustand Deutschlands vor Augen geführt werden. Französische Kriegsgefangene bei sportlichen Übungen auf dem Lagerhof. Die russischen und serbischen Kriegsgefangenen führten ihre Nationaltänze auf dem Lagerhof auf. Sonntagskonzert auf dem Lagerhof Die Musikinstrumente kamen aus der Heimat oder wurden von den Kriegsgefangenen selbst angefertigt. In Golzern nutzte man u.a. die Überschüsse des Verkaufsstandes zum Kauf von Instrumenten. In Golzern fanden die Konzerte im Sommer auf dem Lagerhof und im Winter in der großen Aufenthaltshalle statt. In der Tischlerei des Lagers fertigten die Kriegsgefangenen die Theaterkulissen. Die kunstsinnigen Maler sorgten für das entsprechende Bühnenbild.