Texttafeln der Ausstellung
Ausstellung
Gefangen im Großen Krieg
Das geistig-kulturelle Leben im Lager
Bericht über das geistig-kulturelle Leben im Lager Golzern
Ernährung der Kriegsgefangenen
Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen
Die medizinische Betreuung der Kriegsgefangenen
Die Postzensur im Kriegsgefangenenlager
Gefangenenbewachung und Fluchtproblem
Das geistig-kulturelle Leben im Lager
Das Leben in den Lagern war geprägt von Monotonie, Langeweile und Heimweh. Gefangene, die auf engem Raum zusammengepfercht wurden, entwickelten bald psychische Auffälligkeiten, bis hin zu schweren Erkrankungen, die sie ein Leben lang begleiten sollten. Um einer solchen Entwicklung vorzubeugen und auch um die kriegswichtige Arbeitsfähigkeit der Gefangenen zu erhalten, wurden Freizeitbeschäftigungen nicht nur geduldet, sondern durch Erlass des Königlich-Sächsischen Kriegsministeriums in ganz Sachsen ausdrücklich gefördert.
Die kulturelle Betätigung der Kriegsgefangenen sollte den Alltag im Lager erträglicher gestalten. Der humanitäre Gedanke diente aber auch noch anderen Zwecken, wie der Aufrechterhaltung von Disziplin und Ruhe in den Lagern und der Erwägung, dass auch deutsche Kriegsgefangene beim Gegner von solchen Vergünstigungen profitierten. Menschlichkeit und „deutsche Kultur“ konnten damit demonstriert werden.
1915 entstanden in allen Kriegsgefangenenlagern Einrichtungen für Unterricht und Unterhaltung. Der Unterricht wurde von Deutschen und von den gebildeten Gefangenen erteilt. Vermittelt wurden vor allem Sprachen, vorwiegend Deutsch. Weiterhin gab es Kurse für Mathematik, Landwirtschaft, Geschichte, Geografie u.a. In den kleinen Lagerbibliotheken konnten sich die Gefangenen mit entsprechender Literatur versorgen. Besonders die Schweiz sowie das Rote Kreuz stifteten große Sendungen von Büchern, Zeitschriften und Spielen.
Die Gefangenen stellten Orchester und Chöre zusammen. Aus den Reihen der Kriegsgefangenen führten die kunstsinnigen Maler die Theaterdekoration aus. Mit dem zunehmenden Einsatz der Kriegsgefangenen in den Arbeitskommandos kamen diese kulturellen Betätigungen im Sommer 1916 allmählich zum Erliegen.
Die Lagerinsassen beschäftigten sich auch mit einer Reihe von kunstgewerblichen Arbeiten. Die Franzosen fertigten Stickereien, Web- und Knüpfarbeiten, die Russen vor allem Holzschnitz- und Laubsägearbeiten. In vielen Lagern, so auch in Golzern, gab es einige Maler, die Karikaturen, Gemälde oder Zeichnungen anfertigten. Nicht selten wurden kleine Ausstellungen mit den entstandenen Kunst- und Gebrauchsgegenständen in den Lagern organisiert.
Im Artikel 18 der Haager Landkriegsordnung war festgelegt, dass den Kriegsgefangenen in Ausübung ihrer Religion volle Freiheit gewährt werden sollte. Die Gefangenenseelsorge übernahmen zumeist kriegsgefangene Geistliche. In Golzern wurde der katholische Gottesdienst von zwei französischen Geistlichen zelebriert. Aus dem Offiziersgefangenenlager Döbeln kam ein Pope nach Golzern, um den griechisch-orthodoxen Gottesdienst abzuhalten. Der jüdische war dem Rabbiner von Leipzig übertragen. Die evangelische Seelsorge lag in den Händen des Pfarrers Lindemann aus Döben. Jeder Kriegsgefangene konnte in der Regel alle 14 Tage bis 3 Wochen an einem Gottesdienst teilnehmen. Für die verschiedenen Konfessionen gab es entsprechende Räumlichkeiten oder Gebetsecken mit einem entsprechenden Altar.