Gemodelt und gesetzt – Ofenkachelmodel aus Grimma

Texte der Ausstellungstafeln

Ausstellung
Die Ofenkachel im Wandel der Zeit
Kachelmodel aus zwei Jahrhunderten
Das Töpferhaus und sein reicher Fund
Geschichte der Grimmaer Töpferinnung
Innungsordnung der Grimmaer Töpfer
Die Herstellung der Ofenkachel
Tonvorkommen und Tonaufbereitung
Aufbereitung
Verkauf der Töpferware

Die Ofenkachel im Wandel der Zeit

Bereits im Mittelalter stellten die Töpfer mittels Drehscheibe schüsselförmige Kacheln her, die im losen Verband in die mit einem Gemisch aus Stroh, Spelzen und Lehm bestehende Ofenwandung der Feuerstelle eingefügt wurden. Die somit vergrößerte Oberfläche des Ofens bewirkte eine gleichmäßige Wärmeabgabe bei geringerem Holzverbrauch. Nach dem Verlöschen des Feuers hielt die in der Keramik gespeicherte Hitze den Ofen noch lange warm.

Die Napfkacheln mit einem nahezu quadratisch ausgezogenen Rand ermöglichten es, die gesamte Oberfläche des Ofens mit Kacheln zu besetzen und diese damit optimal zu vergrößern. Die Kacheln waren jetzt nicht mehr bloß Zutat zu einem Ofen, sondern dessen äußere Haut.

Um 1400 kamen modelverzierte Nischenkacheln und Napfkacheln mit dekorativem Vorsatzblatt in Gebrauch.
Mit Beginn der Renaissance schloss sich zugunsten einer reichen plastischen Gestaltung die Mündung der Blattnapfkachel. Jetzt wurde die Blattkachel der ideale Träger für die verschiedensten bildnerischen Darstellungen. Sie hatte den Vorteil der Vervielfältigung mittels eines Models. Nun konnte in Serie eine große Anzahl von Kacheln gleichen Typs hergestellt werden. An die Blattkachel modellierte der Töpfer auf der Rückseite einen umlaufenden keramischen Steg, die Zarge. Mittels dieser Zarge konnten die einzelnen Blattkacheln nun sehr dicht nebeneinander aufgestellt werden, so dass ein Lehmgrundkörper für die Konstruktion des Ofens überflüssig wurde. Die einzelnen Kacheln wurden lediglich mit Lehm aneinandergefügt.

Besonders vielfältig waren die Bildthemen: biblische Szenen, Tierdarstellungen, Kurfürstenporträts, Wappen, Frucht- und Blütenmotive sowie Szenen aus der griechischen Mythologie, wobei die Darstellungen immer dem Zeitgeschmack folgten.

Die gedrehte Napfkachel wurde aber weiterhin vor allem im bäuerlichen Wohnmilieu bis in das 19. Jh. verwendet. In Abwandlung ist sie seit dem Ende des 20. Jh. wieder in Gebrauch.