Gemodelt und gesetzt – Ofenkachelmodel aus Grimma

Texte der Ausstellungstafeln

Ausstellung
Die Ofenkachel im Wandel der Zeit
Kachelmodel aus zwei Jahrhunderten
Das Töpferhaus und sein reicher Fund
Geschichte der Grimmaer Töpferinnung
Innungsordnung der Grimmaer Töpfer
Die Herstellung der Ofenkachel
Tonvorkommen und Tonaufbereitung
Aufbereitung
Verkauf der Töpferware

Verkauf der Töpferware

Der Verkauf von Töpferwaren geschah ausschließlich zu den Wochen- und Jahrmärkten. Hier deckte die Land- und Stadtbevölkerung ihren Bedarf an Töpfen. Auswärtige Töpfer waren zu den Wochenmärkten nicht zugelassen.

Zahlreiche fremde Töpfer kamen zu den Jahrmärkten. Sie waren unter den Grimmaer Töpfern wenig erwünscht, denn sie brachten Ware, wie sie hier aufgrund des zur Verfügung stehenden Tons nicht in gleicher Güte hergestellt werden konnte. Die Grimmaer Töpferware war weiß mit rauer und unglasierter Außenseite. Nur die Innenseite und der Rand waren glasiert. Auswärtige brachten braune, innen und außen glasierte Waren, die haltbarer waren. Sie kamen mit sogenanntem Grauwerk, Steinzeug wie z.B. Milchschälchen, Käsenäpfen, Butterbüchsen, Bierflaschen u.ä. Das Grimmaer Grauwerk war von schlechter Qualität. Deswegen deckte die Bevölkerung ihren Bedarf an Steinzeug von Jahrmarkt zu Jahrmarkt bei den fremden Töpfern.

Grimma hatte bis 1871 drei Jahrmärkte: den Obermarkt im April, den Erntemarkt im August und den Herbstmarkt im November. Jedes Mal kamen fremde Töpfer (u.a. aus Colditz, Leisnig, Geithain, Waldenburg, Frohburg, Mutzschen, Kamenz, Hohenleipisch) mit Topfwaren und Steinzeug. So gab es z.B. 1825 (einschließlich der 4 hie­sigen) zum Ostermarkt 23, zum Erntemarkt 27 und zum Herbstmarkt 28 Töpferstände.

Die Grimmaer Töpfer verkauften ihre Ware in der Brückengasse, von 1833 bis etwa 1905 in der Nikolaigasse. Die Töpfer aus Hohenleipisch hatten anfangs ihren Platz vor dem heutigen Stadthause, seit etwa 1800 in der Hohnstädter Straße, zuletzt auch in der Nikolaistraße.

Verkauf war den fremden Töpfern nur an den ersten beiden Jahrmarktstagen, Montag und Dienstag, erlaubt. Am Mittwoch kam die Landbevölkerung zum Wochenmarkt, auf dem nur die hiesigen Töpfer ihre Ware feilhielten. Sie sahen streng darauf, dass diese Bestimmung eingehalten wurde. Als z.B. 1769 Bürgermeister Heine den Töpferfrauen aus Hohenleipisch, Rimpel, Rößler und Lehmann, am Erntemarkt erlaubte, noch am Mittwoch bis 10.00 Uhr früh zu verkaufen, erhob sich ein großer Tumult. Der Obermeister Müller forderte sie auf einzupacken. Als sie sich wei­ger­ten, ergriff er einen Satz Milchschälchen und schmetterte ihn auf das Pflaster.
Meister Vogel und drei Grimmaer Töpferfrauen folgten seinem Beispiel und zerschlugen Flaschen, Krüge, Näpfe bis der Stadtrichter erschien und ihnen ihr „sträfliches Tun“ untersagte. Die Übeltäter hatten 6 Taler und 8 Pfennige Schadensersatz und 2 Taler und 10 Pfennige Gerichtskosten zu bezahlen.