Die Kohle gibt – die Kohle nimmt

Texttafeln zur Ausstellung

Die Kohle gibt – die Kohle nimmt
Der Braunkohletagebau
Die Braunkohlenflöze
Stratigraphie
Die Torfgräberei
Der Tiefbau
Der Tagebau I
Der Tagebau II
Der Großtagebau I
Der Großtagebau II
Devastierung
Verlorene Orte

Der Großtagebau I

Die vierte Periode des Braunkohlenbergbaus im Bornaer Revier  – der Großtagebau – begann bereits 1921 mit dem Aufschluss des Tagebaus für das Großkraftwerk Böhlen. Damit kamen erstmals Großtechnologien zum Einsatz und die großräumige Kohleförderung setzte ein. Die Braun-kohlenindustrie wurde zur bedeutendsten Wirtschaftsbranche der Region, und die Erwerbstätigkeit richtete sich in wachsendem Maße darauf aus.

Seit 1934 bestimmte der nationalsozialistische Staat die regionale Wirtschaft. Im Zusammenhang mit der Kriegs-vorbereitung und dem daraus resultierenden Autarkiestreben der Nationalsozialisten gewann die Frage nach Treibstoffen eine zentrale Bedeutung. Deshalb begann die ASW  eine der größten und wichtigsten Aktiengesellschaften Deutschlands  1936 mit der Projektierung des „Großbauvorhabens Espenhain“. Der Bau des Braunkohlenveredlungswerkes Espenhain wurde 1938 begonnen und 1942 fertig gestellt. Er umfasste zwei Großkraftwerke, zwei Brikettfabriken, zwei Schwelwerke mit 30 Lurgi-Spülgasöfen und das größte Teerverarbeitungswerk im damaligen Deutschland. Mit der Errichtung des Werkes Espenhain war ein gewisser Höhepunkt und Abschluss der Entwicklung der Kohleindustrie im Kreis Borna erreicht.

Wegen der großen Bedeutung für die deutsche Kriegsproduktion wurden während des 2. Weltkrieges alle großen Werke der Braunkohlenindustrie bombardiert. Dabei erlitten sie, wie auch die umliegenden Wohngebiete und Ortschaften, starke Schäden. Im Sommer 1945 übernahm die russische Militärkommandantur die Verwaltung der Industriebetriebe der ASW, IG Farben und DEA und unterstützte den Wiederaufbau weitestgehend. Die Produktion sollte fast ausschließlich der Erbringung von Reparationsleistungen für das eigene Land in Form von Benzin- und Brikettlieferungen u.a. dienen. Die „kleineren“ Schwelwerke in Regis und Deutzen wurden demontiert und in die Sowjetunion abtransportiert. Die verbliebenen Großbetriebe wurden am 1. Juni 1946 als Kombinate in die Sowjetische Aktiengesellschaft „Brikett“ (SSAGB „Brikett“, Betrieb der Staatlichen Sowjetischen Aktiengesellschaft „Brikett“, im weiteren SAG „Brikett“) eingegliedert. Die Abbaumenge der Braunkohle nahm allmählich wieder zu, so dass die Produktion von Jahr zu Jahr anstieg.

Die Abschottung vom kapitalistischen Weltmarkt war die Ursache einer ebenfalls nach Autarkie strebenden DDR-Wirtschaft, eingebunden in das östliche Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Die Braunkohle war der wichtigste einheimische Rohstoff der DDR und wurde mit immer effektiveren Methoden ausgebeutet. Durch die ständige Weiterentwicklung der Fördertechnik wurden die Tagebaue immer gigantischer in ihren Ausmaßen und ihrer Förder-leistung. Der Bedarf an Rohbraunkohle wuchs ständig, da die Gewinnung von Elektroenergie, die chemische Industrie und die Heizungen auf Braunkohle ausgerichtet waren. Das Bornaer Revier versorgte hauptsächlich andere Gebiete der DDR mit den Produkten der Braunkohlenindustrie. Mit dem Tagebau „Vereinigtes Schleenhain“ der Mitteldeutschen Braunkohlen-AG (MIBRAG) und dem neuen Kraftwerk der Vereinigten Energiewerke-AG (VEAG) in Lippendorf, die 1999 ihren Betrieb aufgenommen haben, wird es in kleinerem Umfang als bisher für vermutlich weitere 40 Jahre Braunkohlenbergbau und -verarbeitung in der Region Borna geben.