Die Kohle gibt – die Kohle nimmt

Texttafeln zur Ausstellung

Die Kohle gibt – die Kohle nimmt
Der Braunkohletagebau
Die Braunkohlenflöze
Stratigraphie
Die Torfgräberei
Der Tiefbau“
Der Tagebau I
Der Tagebau II
Der Großtagebau I
Der Großtagebau II
Devastierung
Verlorene Orte

Der Braunkohlentagebau

Der Südraum Leipzigs ist seit rund 200 Jahren durch den Braunkohlenbergbau geprägt. Der erste Braunkohlenschacht wurde bereits 1671 bei Meuselwitz niedergebracht, so dass dieses Revier als „Wiege des Braunkohlenbergbaus“ gilt. Im Raum Boma waren von Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Jahr 1990 der Braunkohlenbergbau und seine verarbeitenden Industrien die bestimmenden wirtschaftlichen Faktoren. Den meisten ist Boma aber auch durch den Zwiebelanbau und dem hier siebzig Jahre lang stationierten Karabinerregiment bekannt. Besonders die Braunkohlenförderung im Tagebau führte in der Region um Borna zu einer intensiven Veränderung der sozialen Strukturen und der Landschaft. Braunkohle deckte zu etwa 90 % den Energiebedarf der ehemaligen DDR. Innerhalb weniger Jahre rückte das relativ kleine Land mit einer Jahresfördermenge von 300 Millionen Tonnen an die Spitze der Weltförderung. Allein auf den Leipziger Kreis bezogen, waren schon 1958 über 40% der Fläche als Braunkohlelagerfläche ausgewiesen. Entsprechend den gesetzlichen Vorlagen wurden vorhandene Bodenschätze gegenüber der dort wohnenden Bevölkerung unter Schutz gestellt bzw. zu „Bergbauschutzgebieten“ erklärt. Die eingeleitete Maßnahme bedeutet in aller Regel Bauverbot für den gesamten Ort und damit ein Leben auf Abruf. So wurde z.B. Eythra mit seinen rund 3 000 Bewohnern schon 1960 zum „Bergbauschutzgebiet“ erklärt. Bis zur tatsächlichen Aussiedlung vergingen noch 22 Jahre. Für die Gemeinden hatte die Unterschutzstellung fatale Folgen: Der Staat stellte alle Investitionen in Straßen oder Anlagen ein. Neubauten jeglicher Art wurden untersagt. Selbst Ausbesserungsarbeiten an Dächern und Fassaden waren Genehmigungspflichtig. Die Perspektivlosigkeit der unter Bergbauschutz stehenden Orte ändere sich schlagartig mit dem gesellschaftlichen Umbruch 1989/90.

Der Kollaps der Braunkohlenindustrie in Ostdeutschland brachte neben der riesigen Freisetzung von Arbeitskräften auch eine erhebliche Reduzierung der Braunkohlenförderung mit sich. Weiterhin war die finanzielle Frage der Sanierung der Tagebauflächen ungeklärt. Im gesamten westsächsischen Revier wurden bisher 3 Milliarden Tonnen Braunkohle gefördert; dazu waren 10 Kubikkilometer Abraumbewegungen nötig. Die Restvorräte belaufen sich auf 6 Milliarden Tonnen. Sie sind momentan gebietsweise nicht wirtschaftlich abbaubar beziehungsweise durch Restriktionen belegt.

In der Zukunft gilt es mit den verbleibenden Narben des Braunkohletagebaus umzugehen. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind groß und vielfältig. Es wird eine künstliche Seenlandschaft mit hohem Freizeitwert entstehen. Die „Tagebaurestlöcher“ und die aufgeschütteten Flächen werden einerseits der wirtschaftlichen Wiedernutzung gewidmet, andererseits auch zu verschiedenen „Erlebniswelten“ umfunktioniert. Zahlreiche Landschaftsschutzgebiete, Promenaden, Yachthäfen, Badestrände, Golfplätze und Freizeitparks werden entstehen.