Die Kohle gibt – die Kohle nimmt

Texttafeln zur Ausstellung

Die Kohle gibt – die Kohle nimmt
Der Braunkohletagebau
Die Braunkohlenflöze
Stratigraphie
Die Torfgräberei
Der Tiefbau
Der Tagebau I
Der Tagebau II
Der Großtagebau I
Der Großtagebau II
Devastierung
Verlorene Orte

Der Tiefbau

Die zweite Periode des Braunkohlenabbaues begann mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Durch die Industrialisierung und den Bevölkerungszuwachs besonders in den Groß-städten stieg die Nachfrage nach Braunkohle als Brennstoff.

Die Torfgräberei wurde vom wesentlich rentableren Tief-bau abgelöst. Es begann die eigentliche Erschließung des Bornaer Reviers. Im Allgemeinen Sächsischen Berggesetz vom 16. Juni 1868 wurde das Abbaurecht vom Eigentum an der Oberfläche getrennt. Das war die Voraussetzung, größere Grubenfelder zu bilden.
Die Bornaer Kaufleute Albin Handwerk und Wilhelm Sparwald nutzten diese Möglichkeit und gründeten am 1. November 1871 mit der Braunkohlenaktiengesellschaft „Glück auf“ das erste Braunkohlenunternehmen im Revier auf größerer Kapitalgrundlage (65 000 Taler Betriebskapital).
Durch die Anbindung Bornas an die Eisenbahnstrecke Leipzig-Hof im Jahr 1867 und die durchgehende Linie Leipzig-Chemnitz (1872) wurden für die Braunkohlen-industrie neue Absatzmärkte erschlossen. Das war eine wichtige Voraussetzung für die industrielle Entwicklung des Bornaer Reviers.

Der Abbau der Braunkohle wurde in zunehmendem Maße fachmännisch im Tiefbau betrieben; teilweise erfolgte auch gemischter Abbau. Das Abteufen in Schächten gelang erst seit etwa 1860. Zum Planen und Betreiben dieser Tiefbau-gruben wurden qualifizierte Bergleute von außerhalb angeworben.

Im Tiefbau werden zwei Schächte bis an den tiefsten Punkt des Flözes niedergebracht. Der Hauptschacht dient der Förderung, der Fahrung (Personentransport), der Wasserhaltung und dem „Ausziehen der Wetter“.

Über den Nebenschacht wird nur die Bewetterung und Wasserhaltung ausgeführt. Von den Schächten führen die Strecken in das „Revier“, d.h. in das Kohleflöz.
Die Strecken werden durch deutsche Türstockzimmerung mit Holz ausgebaut und führen bis in die Bruchkammer. Dort wird die Kohle im Pfeilerbruchbau abgebaut.

Im Jahr 1872 wurde mit 131 Betrieben im gesamten Nordwestsächsischen Braunkohlenrevier die Höchstzahl an Gruben gezählt. Die Schwerpunkte lagen in den Randgebieten wie den Gerichtamtsbezirken Bad Lausick, Colditz und Grimma, aber auch in Borna.

Mit einer Gesamtbelegschaft von knapp 2000 Personen wurden rund 370.000 Tonnen Kohle gefördert.
Die Millionengrenze konnte mit etwa 1.150.000 Tonnen Fördermenge erstmals im Jahr 1900 überschritten werden. Damit war das Maximum des Tiefbaus erreicht.
1960 kam der Tiefbau im Revier völlig zum Erliegen. Heute erinnern nur noch Bruchfelder wie am Bornaer Lerchenberg daran.Auch in der Verarbeitung der Ro

hbraunkohle wurden mit der Einführung der maschinellen Herstellung von Kohleziegeln Fortschritte gemacht. Die so genannten Nasspresssteine besaßen eine viel höhere Festigkeit und ließen sich besser transportieren. 1865 ging bei Dittmannsdorf die erste Nasspresse in Betrieb.