Die Kohle gibt – die Kohle nimmt

Texttafeln zur Ausstellung

Die Kohle gibt – die Kohle nimmt
Der Braunkohletagebau
Die Braunkohlenflöze
Stratigraphie
Die Torfgräberei
Der Tiefbau
Der Tagebau I
Der Tagebau II
Der Großtagebau I
Der Großtagebau II
Devastierung
Verlorene Orte

Der Tagebau II

Der Grund für den Beginn der chemischen Verarbeitung von Braunkohle in der Region um Boma war der Erste Weltkrieg mit seinem erhöhten Bedarf an Treib- und Brennstoffen. Der Mangel an Erdöl in Deutschland hatte eine Hinwendung zu einheimischen fossilen Rohstoffen, insbesondere der Braunkohle, zur Folge.
Die Deutsche Erdöl Aktiengesellschaft (DEA) erbaute 1917 in Rositz ein erstes Mineralölwerk auf Braunkohlenbasis, das den zu verarbeitenden Teer aus den „Regiser Braunkohlenwerken“ erhielt.

In zunehmendem Maße begann auch die Erzeugung von Elektroenergie eine Rolle zu spielen. 1920 errichtete der Sächsische Staat als Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) mit amerikanischem Kapital das Großkraftwerk Böhlen, einen der Ausgangspunkte für die flächendeckende Energieversorgung Sachsens.

Mit der beginnenden Brikettproduktion und dem Übergang zum Tagebaubetrieb stieg der Bedarf an Arbeitskräften stark an. Bereits 1895 gab es in Neukirchen mit 156 und in Witznitz mit 229 Beschäftigten zwei größere Braunkohlenwerke.
Der Arbeitskräftemangel war ein permanentes Problem des Braunkohlenbergbaus.Die Grubenbesitzer waren an einer Stammbelegschaft interessiert, die sich aus der ansässigen Landbevölkerung und dem Bergarbeiternachwuchs rekrutieren sollte. Aber die einheimische Bevölkerung lehnte die Arbeit in der Braunkohlenindustrie zunächst ab.

Größere Werke waren in der Lage, gute Löhne zu zahlen und für eine gesunde Unterbringung der Bergarbeiter und ihrer Familien zu sorgen. So entstanden zahlreiche Arbeiterwohnsiedlungen in den Städten und Dörfern des Reviers. Zuerst begannen die auf den Bauernhöfen der Region beschäftigten Landarbeiter aus den östlichen Gebieten Preußens und Süddeutschlands in die Braunkohlenwerke zu wechseln. Später führten die Vorteile der Industriearbeit auch zu einem Arbeitsplatzwechsel bei der einheimischen Landbevölkerung.