Martin Luther – Spurensuche

Texttafeln zur Austellung

Ausstellung
Bildung auch für Mädchen
Die Landesschule in Grimma
Die Leipziger Disputation
Die Leisniger Kastenordnung
Katharina von Bohra
Die Lutherehrung in Grimma
Johann von Staupitz
Lebensstationen Martin Luthers
Luther und die Reformation in Grimma und Umgebung
Wenzeslaus Link
Wider den Ablaßhandel

Luther und die Reformation in Grimma und Umgebung

1516 Im April visitierte Johann Staupitz zusammen mit Wenzeslaus Linck und Martin Luther das Grimmaer Augustinerkloster. Während ihres Aufenthalts im Kloster erhielt Staupitz von Verwandten einen Brief, in welchem ihm vom Ablasshandel Tetzels in Wurzen berichtet wurde. Als Staupitz dies den beiden mitteilte, rief Luther in tiefster Entrüstung aus: „Nun will ich der Pauke ein Loch machen, ob Gott will.“ Noch in Grimma soll Luther begonnen haben, gegen den Ablasshandel und Tetzel zu schreiben.

1519 Luther, Generalvikar Staupitz und Wenzelslaus Linck hielten auf der Rückreise von der in Leipzig gehaltenen Disputation im Augustinerkloster Grimma. Der Grimmaer Amtmann Hans von Planitz, der Luther bei der Disputation unterstützte, reiste mit ihnen.

1521 Amtmann Planitz gab dem Leisniger Schösser die Anweisung, die päpstliche Bannbulle gegen Luther abreißen zu lassen, falls sie öffentlich angeschlagen würde.

1522 traten neun Mönche aus dem Augustinerkloster aus. Einer von ihnen, Johann Schreiner, wurde der erste evangelische Prediger in Grimma. Andere seiner Klosterbrüder übernahmen Pfarrstellen in Burkartshain und Seifertshain.
Johann Schreiner trat in den Ehestand. Bald darauf erfolgte seine Bannsprechung. Prior Wolfram von Zeschau trat ebenfalls aus dem Augustinerkloster aus und wurde Hospitalvorsteher in Grimma. Bald darauf übernahm er die Pfarrstelle in Hohnstädt.

1523 Neun Nonnen flohen in der Osternacht aus dem Kloster Nimbschen, unter ihnen Katharina von Bora.

1524 Der Bischof von Merseburg hielt eine Messe in Grimma. Er versuchte den alten Glauben zu verteidigen. Obwohl Bürgermeister Rade Anhänger des Papsttums war, standen fast alle anderen Ratsmitglieder Grimmas auf der Seite Luthers.

1525 Im ernestinischen Sachsen, also auch in Grimma, wurden evangelische Gottesdienste immer häufiger.

1527 Diakonus Schreiner wurde erster Superintendent in Grimma.

1529 kamen am 22. Juni die Theologen Justus Jonas aus Wittenberg und Mag. Wolfgang Fues, Pfarrer zu Leisnig, sowie der Jurist Benediktus Pauli und die Amtsmänner Sebastian von Kotteritzsch und Asmus von Haubitz nach Grimma.
Bei den Kirchenvisitationen wurden evangelische Gottesdienste offiziell eingeführt.
Einige Beispiele aus den Visitationsprotokollen der Dörfer um Grimma können belegen, dass oft milde gegenüber den früheren katholischen Geistlichen gehandelt wurde. So ist der Pfarrer von Nerchau der Papisterei verdächtigt, weil er kein Weyb hat und katholische Messe lesen läßt, auch eine Vikarei im Stift zu Zeitz hat, er bleibt trotzdem in seiner Stellung, wird aber angehalten, sich zu verehelichen und die Anwartschaft auf einen Ruheposten im Stift aufzugeben. Auch dem Pfarrer in Pomßen, einem alten Manne, der wohl belesen ist, wird gestattet im Amte zu bleiben, trotzdem er päpstlich gesinnt ist. Er wird aber unter die besondere Aufsicht des Grimmaer Pfarrers gestellt. In Beucha hat der Pfarrer selbst angezeigt, daß er zu studieren und nach der neuen Lehr zu predigen zu ungeschickt sei. Er hat auch die Leute, die nach Grimma zur Predigt gegangen sind, Lutherische Ketzer geheißen. Er geht freiwillig und erhält die Hälfte seines früheren Einkommens. Strenger verfuhr man mit dem Pfarrer von Seifertshain. Er steht im ganzen Amt im „Geruch“, daß er dem Evangelium feindlich gesinnt ist. Er ist trotzig und will päpstlich bleiben. Er wird durch den Spitalmeister von Grimma abgelöst.
Im Augustinerkloster lebten noch neun Mönche. Prior Clemen Stieler weigerte sich, das Mönchsgewand abzulegen. Er wurde mit 40 Gulden und 13 scholastischen Büchern abgefunden, da er altgläubig bleiben und anderswo als Mönch leben wollte.
Ein großer Teil der Klostergüter fiel bei der Säkularisation der Stadt Grimma zu. Die bedeutendsten Erwerbungen waren dabei die Mühle und die Harthfelder. Alle Felder, die Ornate der Priester, wertvolles Kirchengerät und Messstiftungen wurden in einer gemeinsamen Kasse vereinigt, um die Pfarrer- und Lehrerbesoldung sowie die Armenpflege in den Hospitälern der Stadt zu sichern.

1529 fand in Marburg das „Religionsgespräch“ zwischen Luther und Zwingli statt. Dazu reiste Luther am 18. September über Grimma nach Altenburg und kam auch auf der Rückreise am 15. Oktober noch einmal in die Stadt. Luther predigte während seines Aufenthalts in der Nikolaikirche und in der Kirche des Augustinerklosters, wobei er letztere auf Grund ihrer Höhe als „Brustbrecher“ bezeichnete.

1530 verweilte Luther als Geächteter auf der Coburg, während Philipp Melanchthon auf dem Reichstag in Augsburg die protestantische Bekenntnisschrift, die „Augsburgische Konfession“, übergab. Auf dem Weg zurück nach Torgau reiste Luther am 9. Oktober durch Grimma.

1533 fanden reformierte albertinische Kaufleute in Grimma Aufnahme, welche von Herzog Georg ausgewiesen worden waren.

1537 Auf dem Weg nach Schmalkalden kam Luther zusammen mit Melanchthon am 12. März durch Grimma.

1539 Auf der Rückfahrt vom Pfingsttreffen in Leipzig nahm Luther am 26. Mai Quartier im Schloss Grimma.
Luther verwendete sich dafür, dass der Kurfürst Johann Friedrich die Klostergebäude der Stadt Grimma schenkte.

1542 Luther schlichtete mit Unterstützung des Landgrafen Philipp von Hessen den Streit zwischen Herzog Moritz und Kurfürst Johann Friedrich. Die Wurzener Fehde verlief durch die Vermittlung der beiden unblutig.

1544 Luther kam auf der Reise nach Zeitz durch Grimma.

1549 Joachim Camerarius, ein Freund Melanchthons, verhandelte in Torgau und Grimma über die Interimskirchenordnung.
Der Grimmaer Rat gab die Gebäude des ehemaligen Augustinerklosters an den Kurfürsten Moritz zurück, um die Errichtung der dritten Landesschule zu ermöglichen.

1550 Eröffnung der dritten Landesschule in Sachsen.