Zwischen Heimatfront und Schützengraben – Der Erste Weltkrieg im Muldental

Ausstellung
Der Erste Weltkrieg – Einführung
Die Stadt Grimma im Erste Weltkrieg
Wirtschaft der Stadt im Erste Weltkrieg
Grimmaer Produkte für die Front
Maschinenbau A.G. Golzern-Grimma
Geschoßkörbe der Firma Tretbar
Fest- und Scherzartikelfabrik Weißing
Rationierung von Lebensmitteln
Ernährungslage in Grimma
Husarenregiment Nr. 19 in Grimma
Vom Schulalltag
Kriegsgefangenenlager Golzern

Husarenregiment Nr. 19 in Grimma

Einhundert Jahre lang gehörten die blauen Husaren zum Stadtbild von Grimma. Bis zum Bezug der ersten Kaserne lebten die Soldaten bei den Bürgern der Stadt. Die Unterkünfte für Ross und Reiter befanden sich meist auf den Hinterhöfen der Innenstadt. In den kleinsten Quartieren fanden zwei und in den größten bis zu 40 Husaren mit ihren Pferden Aufnahme. Diese Situation änderte sich mit dem Bau der Kasernen. 1893 wurde die erste Kaserne bezogen, 1903 und 1915 die nächsten. Wichtige Ereignisse des Husarenregiments wurden auch zu Festtagen für die ganze Stadt. Höhepunkt war die Parade, die jährlich zum Geburtstag des sächsischen Königs auf dem Marktplatz abgehalten wurde. Unmittelbar am Rathaus angebaut war die Husarenwache, wo stets vier Soldaten ihren Posten einnahmen. Mit der Stationierung des über 1000 Mann starken Regiments war für die Bürger der Stadt Grimma eine gute Auftragslage verbunden. Nicht nur die Gaststättenbesitzer und Tabakwarenhändler verzeichneten gute Umsätze, sondern auch die Schneider, Sattler, Schuster und Hufschmiede.

Nach der Mobilmachung verließ das 2. Königlich Sächsische Husarenregiment Nr. 19 am 7. August 1914 mit 35 Offizieren, 675 Mann und 754 Pferden in Richtung französische Grenze die Stadt Grimma. Das Regiment gehörte zum XIX. Armeekorps. Zu Beginn der Kämpfe war es, bis auf die 3. Eskadron, geschlossen auf dem Vormarsch zur Marne. Die Aufgabe der Husaren bestand in der Aufklärung, der Patrouille, im Schutz der rückwärtigen Linien, in der Zerstörung feindlicher Fernmeldeeinrichtungen oder von Eisenbahngleisen. Nach dem zermürbenden Stellungskrieg bei Lille wurde das Husarenregiment im Sommer 1916 auf verschiedene Truppen wie der 24. und 40. Infanteriedivision und der 19. Ersatzdivision aufgeteilt. Die 1. und 2. Eskadron nahmen bis November 1916 an der Somme-Schlacht teil und bis August 1917 an der Flandernschlacht. Ende 1917 erfolgte die Verlegung der 2. Eskadron nach Russland in den Raum Wilna.

Die 4. und 5. Eskadron wurden im Sommer 1916 der 19. Ersatzdivision zugeteilt und nach Lothringen verlegt. Ende des Jahres rückte die 4. Eskadron nach Livland und weiter in Richtung Petrograd vor. Weitere Einsatzorte waren Serbien und Mazedonien. Die 5. Eskadron wurde im Oktober 1917 von Lothringen nach Verdun verlegt. Dieser Frontabschnitt war mit seinen mehr als 330 000 Toten und Verwundeten zum Synonym für die enorme Materialschlacht des 1. Weltkrieges geworden. Im Sommer 1918 erfolgte eine weitere Verlegung in den Raum Reims, wo die deutsche Heeresleitung noch einmal einen Großangriff befohlen hatte. Hier erlitten die Husaren, die als Meldereiter zwischen dem Divisionsstab und den Bataillonen unterwegs waren, große Verluste. Die Verluste um Reims und den Ailettekanal waren so groß, dass die 19. Division aus der vordersten Frontlinie abgezogen und bis Kriegsende in der Nähe von Metz stationiert wurde. Im Dezember 1918 trafen die Reste der vier Eskadronen in Grimma ein.

In den Kriegsjahren standen die Kasernen nicht lange leer. Die 3. Eskadron war in Grimma verblieben und am 1. März 1915 zog das 106. Infanterieregiment mit 1500 Soldaten hier ein. Als Quartier für die Soldaten dienten neben den Kasernen auch die großen Säle der Stadt, wie der von Vogels Ballhaus am Oberwerder. An die 200 Soldaten waren hier untergebracht. Damit war nach dem Abzug der Husaren wieder Militär in der Stadt. Noch war eine nationale Begeisterung zu spüren, so auch beim Einzug des Ersatzbataillons. Dieses bildete sehr schnell ein Musikkorps, das immer wieder Konzerte auf dem Grimmaer Marktplatz gab oder sich an Wohltätigkeitsveranstaltungen beteiligte. 1918 kam das 107. Infanterieregiment nach Grimma und bezog Quartier in den Kasernen.

Mit dem Ende des 1. Weltkrieges endete auch die einhundertjährige Geschichte des Grimmaer Husarenregiments. Die rasante Entwicklung der Kriegstechnik hatte die Kavallerie als Waffengattung überflüssig gemacht.