Gemodelt und gesetzt – Ofenkachelmodel aus Grimma

Texte der Ausstellungstafeln

Ausstellung
Die Ofenkachel im Wandel der Zeit
Kachelmodel aus zwei Jahrhunderten
Das Töpferhaus und sein reicher Fund
Geschichte der Grimmaer Töpferinnung
Innungsordnung der Grimmaer Töpfer
Die Herstellung der Ofenkachel
Tonvorkommen und Tonaufbereitung
Aufbereitung
Verkauf der Töpferware

Das Töpferhaus und sein reicher Fund

Über zwei Jahrhunderte beherbergte das Gebäude in der Mühlstraße 7 Töpferwerkstätten. Der erste urkundlich erwähnte Töpfermeister war 1650 Veit Schwalbe. 1690 kaufte der Töpfer Heinrich Kulka das Grundstück. Nach seinem Tod wurde das Gebäude 1714 an Johann Gottlieb Pohle verkauft. Alle drei genannten Töpfer stellten Gefäßkeramik sowie Öfen her. Ab 1792 übernahm Johann Gottlob Kramer das Grundstück. Kramer, ein Pfeifenmacher, nutzte nun die Werkstatt zur Produktion langer und kurzer Tonpfeifen. Er verstarb 1824. Zuvor vererbte er die Werkstatt seinem Sohn Friedrich Gottlob Kramer, der sie bis Mitte des 19. Jh. weiter führte.

Das Gebäude aus dem 18. Jh. bestand aus einem in Bruchstein gesetzten Erdgeschoss und einem Obergeschoss mit Satteldach. Die Rückfront hatte im Obergeschoss ein einfach verriegeltes Fachwerk aus geflößtem Holz (Fichte oder Kiefer). Im Erdgeschoss waren Wohnstube und Küche untergebracht. Von der Küche aus wurde der übliche Hinterladerofen beheizt. In der Mitte des Gebäudes befand sich ein durchgehender Flur mit Treppenaufgang zum Obergeschoss.

Der Fußboden im Flur des Erdgeschosses war mit Schieferplatten und Ziegelsteinen verlegt. Neben dem Flur befand sich die Werkstatt. Dahinter schloss sich der Brennofen an. Über einen kleinen Hof gelangte man zur etwa vier Meter hohen Stadtmauer.

Bei den Abrissarbeiten des Hauses im Sommer 1992 fand man eine alte, in Natursteinen gesetzte Tongrube, in der ca. 150 Ofenkachelmodel sowie einige Ofenkacheln lagen. Entdeckt wurde die Grube von den Bauarbeitern, die aufgrund der vielen mit dem Bagger zutage geförderten Scherben das Museum über ihren sonderlichen Fund informierten. Die Museumsmitarbeiter bargen die Scherben. Die frischen Bruchstellen der Scherben ließen darauf schließen, dass die Model und Kacheln einst säuberlich in der Tongrube abgelegt wurden und erst durch die mehrfache Überfahrt des Baggers zerbrochen waren. Leider hatte der Bagger bereits mehrere Scherben mit hinweg genommen, so dass sich die Rekonstruktion der einzelnen Bildmotive als schwierig erwies.

Nachdem die Model aus der Grube geborgen waren, konnte der Boden systematisch untersucht werden. Die Tonfunde bestätigten, dass es sich hier um eine Tonsumpfgrube handelte. Sie hatte keine Treppe, nur einen nordseitigen Eintritt. Vermutlich hatten die Töpfer die Grube mit Holzbrettern abgedeckt, um das Austrocknen des Tones zu verhindern.
In den darauf folgenden Wochen wurden in einer sehr zeitaufwändigen Aktion tausende Scherben gewaschen und nach Bildmotiven sortiert. An­schließend konnte Museumsmitarbeiter Günter Unteidig damit beginnen, die ersten Model und Kacheln zusammenzukleben.

So gut wie alle Stücke weisen Fehlstellen auf. Einige Funde wurden mit Stuckgips ergänzt, um sie für eine Abformung nutzen zu können.

Die Schlösser in Rochlitz und Colditz haben alte Kachelfunde genutzt, um verschiedene Öfen in den Wohnräumen des jeweiligen Schlosses zu rekonstruieren. Die Keramikwerkstatt des Schlosses Colditz hat hier aus denkmalpflegerischer Sicht hervorragende Arbeit geleistet.