Als in Grimma das Gewerbe blühte

Einführung

In den 1820er Jahren begann, mit der ersten Landesausstellung in Dresden 1824, auch in Sachsen das Zeitalter der großen Gewerbeausstellungen. Zunächst ging es den Organisatoren zumeist darum, dem Publikum aktuelle Innovationen in Industrie und Handwerk bekannt zu machen, um beispielsweise zu zeigen, dass die Konsumenten auf qualitätvolle einheimische Waren zurückgreifen konnten, statt auf die zunehmenden Billigimporte aus England, welche nach dem Ende der napoleonischen Kriege das europäische Festland überschwemmten.

Auch wenn die ersten Gewerbeausstellungen anfangs als Instrument zur Gewerbeförderung betrachtet wurden, zeigten sie immer häufiger nicht nur die aktuellen handwerklichen und industriellen Errungenschaften, sondern entwickelten sich im 19. Jahrhundert auch zu kulturellen Höhepunkten für die ausrichtenden Orte und die zahlreichen Besucher.

In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Ausstellungen noch größtenteils ein Privileg der großen Städte und fanden erst um die Mitte des Jahrhunderts ihren Weg in die Klein- und Mittelstädte Sachsens. Mit fortschreitendem Jahrhundert entwickelten sie sich dabei immer mehr zu lokalen Volksfesten, was zu ihrer Beliebtheit beitrug und um die Wende zum 20. Jahrhundert zu einer wahren Ausstellungsflut führte.

Zunächst waren die Ausstellungen handwerkliche und industrielle Leistungsschauen, welche die Produkte der lokalen Firmen einem größeren Publikum bekannt machen sollten. Sie dienten aber auch zunehmend der Selbstdarstellung der einzelnen Städte und Gewerbevereine. Es war ab einem gewissen Zeitpunkt für eine Stadt schlicht eine Frage der Ehre, selbst eine solche Ausstellung zu veranstalten. Man wollte schließlich nicht hinter anderen Städten zurückstehen.