Als in Grimma das Gewerbe blühte

Die Industrie- und Gewerbeausstellung 1908

Ablauf

Am Samstag den 6. Juni wurde die zweite Grimmaer Gewerbeausstellung um 11.30 Uhr eröffnet. Neben den Ausstellern erschienen der Amtshauptmann und der Bürgermeister mit sämtlichen Ratsmitgliedern, Vertreter der Handelskammer, der Vorsitzende der Gewerbekammer und zahlreiche auswärtige Pressevertreter.

Nach Ansprachen von Bürgermeister Lobeck und dem Vorsitzenden des Gewerbevereins Bode, folgte ein erster Rundgang durch die Ausstellung, der eine gute Resonanz fand. Am Abend konnten die geladenen Gäste das Gelände, zum ersten Mal künstlich beleuchtet, beim Platzkonzert bewundern. Danach erfolgte die Öffnung für das allgemeine Publikum, welches schon am ersten Ausstellungswochenende (Pfingsten) so zahlreich erschien, dass man allgemein vom Erfolg der Ausstellung überzeugt war. Viele der Besucher kamen aus Leipzig, was auch der Bahn ein ordentliches Geschäft verschaffte. Allein die Einnahmen am Oberen Bahnhof betrugen an den Pfingstfeiertagen 3.300 Mark, obwohl die meisten Besucher schon mit Rückfahrkarten aus Leipzig kamen. Daher übte man von Seiten der Ausstellungsleitung deutliche Kritik an der Bahnverwaltung, welche den Einsatz von Sonderzügen bis dato verweigert hatte. In der Folge verkehrten an den Wochenenden Sonderzüge mit bis zu 40 Wagen, welche tausende Auswärtige nach Grimma brachten. Über den ganzen Ausstellungszeitraum ebbte der Besucherstrom nie merklich ab, wobei an den Wochenenden deutlich mehr Verkehr war als über die Woche, da sich der Besuch in dieser Zeit fast nur für Einheimische lohnte, die nach der Arbeit die Ausstellung noch abends besuchen konnten. Da während der drei Ausstellungswochen das Wetter mit schwülheißer Sommerhitze aufwartete, machten vor allem die Gastwirte das Geschäft ihres Lebens. Jeder Gasthof der Stadt war voll besetzt und die Wirte mit dem Andrang überfordert. Vor den Wirtschaften standen die Pferdedroschken an den Wochenenden in Zweierreihen, während der Marktplatz voll belegt war.

Ein reichhaltiges Kulturprogramm sorgte für Abwechslung und bot Vergnügungen über den ganzen Tag hinweg. Sonderveranstaltungen wie die Kreis-Rinderschau, Vorführungen des Turnvereins oder Ballonaufstiege trugen weiter zur Anziehungskraft der Ausstellung bei. Schon in der ersten Woche waren die Unkosten eingespielt und die Leitung konnte die Rückerstattung der Platzgelder an die Aussteller beschließen.

Neben dem Kartenverkauf trug die Ausstellungslotterie zum guten finanziellen Abschluss bei. Dazu wurden vom Lotterieausschuss von den Ausstellern 2.140 Stücke angekauft, welche dann in zwei Serien verlost wurden. Insgesamt beliefen sich die Einnahmen auf 56.720 Mark, die Ausgaben lagen bei 42.200 Mark. Da man Aufgrund des guten Ergebnisses den Ausstellern 4.189 Mark an Platzgeldern zurückerstattete und den beteiligten Gärtnern zusätzliches Geld bewilligte, betrug der Reingewinn noch 8.889 Mark. Die Hälfte des Gewinns floß in die Kasse des Gewerbevereins, der Rest wurde für gemeinnützige Zwecke bestimmt. Noch während der Ausstellung kamen die ersten Vorschläge zur Verwendung des Gewinns auf. Im Gespräch waren entweder ein Zierbrunnen auf dem Marktplatz oder ein Aussichtsturm auf dem Galgenberg. Schon im August entschloß sich die Mehrheit der Mitglieder für den Zierbrunnen, welcher vier Jahre später enthüllt wurde.