Die Industrie- und Gewerbeausstellung 1908
Geplante Ausstellungen
Seit der erfolgreichen Ausstellung von 1860 unternahm der Gewerbeverein immer wieder Anläufe für eine Weitere. Hielt den Verein bis 1875 die geringe Mitgliederzahl von einer neuen Ausstellung ab, war es seit dem die Uneinigkeit im Verein einerseits und mit externen Entscheidungsträgern, wie der Stadtverwaltung, andererseits, welche eine erneute Ausstellung wiederholt scheitern ließen. Da es in verschiedenen Städten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Vielzahl von oft kleineren Ausstellungen kam, die öfter ohne nennenswerten Gewinn oder gar mit Verlust schlossen, hielten sich staatliche und städtische Behörden mit Genehmigungen für Ausstellungslotterien oder Garantiegeldern zunehmend zurück.
Im Spätsommer 1891 schien es dann soweit zu sein und man befasste sich ernsthaft mit Vorarbeiten für eine im Juni 1892 geplante Ausstellung. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits viele, und vor allem kleinere Nachbarstädte teils mehrere Ausstellungen abgehalten und einige Vereinsmitglieder wollten nicht hinter diesen zurückbleiben. So veranstalte z.B. das kleinere Colditz 1908 bereits die 8. Gewerbeausstellung.
Auf einer Versammlung Ende September 1891 kam die Angelegenheit zur Abstimmung, verpasste aber knapp die laut Satzung erforderliche Zweidrittelmehrheit. Wie schon 1860 kamen die Gegner aus den Lehrer- und Beamtenkreisen. So hatte beispielsweise der Bürgermeister Lobeck nur Kopfschütteln für die Ausstellungsfrage übrig, weil er nicht wisse, was denn das Grimmaer Gewerbe überhaupt ausstellen könne. Aber besonders die Platzfrage und die prognostizierten Kosten stellten sich als kritische Punkte heraus. Die Mehrheit der Vereinsmitglieder, unter Führung des Goldschmiedemeisters und Vorsitzenden Wilhelm Noack, hielten jedoch an den Ausstellungsplänen fest und sammelten bereits Anmeldungen und Garantiegelder. Letztendlich scheiterten jedoch die Pläne und Noack gab den Vorstandsposten aus Protest ab. Der öffentlich ausgetragene Kampf um die Ausstellung, sowie gegenseitige Anschuldigungen führten letztendlich zu einem Ansehensverlust für die Stadt Grimma und ihrer Geschäftswelt.